Wohnungsverkauf unter Dach und Fach

Firma aus dem Münsterland will 86 Millionen Euro bezahlen - Stadt Bonn behält Belegungsrechte für 75 Wohnungen - Große Zufriedenheit mit Ergebnis

Bonn. Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann hat am Dienstag das Geheimnis gelüftet, wer die 2482 städtischen Wohnungen bekommen soll, die zum Verkauf stehen.

Es ist die "Sahle Wohnen GbR" mit Sitz in Greven (Münsterland), ein Familienunternehmen, das von den Brüdern Albert und Uwe Sahle geleitet wird, 180 Mitarbeiter in der Zentrale und zusammen rund 1 200 Beschäftigte hat.

"Sahle Wohnen" besitzt rund 20 000 Wohnungen in NRW, davon 13 000 Sozialwohnungen - vor allem im Ruhrgebiet.

Über den Verkaufspreis wollte die Stadtspitze am Dienstag nichts Genaues sagen, man sprach von einem "fairen Marktwert". Nach GA-Informationen sind es 86 Millionen Euro, die in die Kassen der Stadt Bonn fließen - vorausgesetzt der Stadtrat stimmt am 26. September zu.

Zuletzt waren noch drei Interessenten im Rennen gewesen, die sich gegenseitig überboten hatten, berichtete Amtsleiter Martin Krämer. Ihm war es dabei gelungen, den Verkaufspreis um 22 Prozent nach oben zu treiben.

Die Stadt ist hochzufrieden, weil die "Sahle Wohnen" rund 2 200 Wohnungen langfristig behalten will, nicht die typische Mentalität eines Wohnraumaufteilers habe, sondern soziale Maßstäbe anlege.

Die Stadt bekomme für zunächst zehn Jahre ein kostenloses Belegungsrecht für 75 Wohnungen: Damit die Mieter dort preiswert wohnen können, dafür sollen Mietobergrenzen laut Mietspiegel sorgen.

Der Käufer hat sich auch verpflichtet, rund 75 Millionen Euro für die Modernisierung der städtischen Wohnungen auszugeben. Deren Zustand ist seit Jahren schlecht, die Stadt hatte kaum Geld in Sanierungen gesteckt.

In 500 Wohnungen wird sogar noch mit Kohleöfen geheizt. Oft liegen die Wohnungen nicht nur in einfachen Lagen, sondern in problematischen Siedlungen mit schwierigen Mietern.

Um die Modernisierungen zu finanzieren, werden allerdings rund 300 Wohnungen verkauft. Es handelt sich dabei zumeist um Wohnungen in Einzelobjekten, die nach erstem Eindruck höheren Ansprüchen standhalten.

Die großen Wohnblocks in der Thuarstraße, Auf dem Huckstein, Rheinweg/Markusstraße, Vorgebirgsstraße und in der Seehausstraße sollen dagegen im Bestand der Sahle-Brüder bleiben.

Dass selbst Sozialdezernentin Ulrike Kretzschmar überzeugt wurde, die zunächst gegen den Verkauf war, hängt mit den sozialen Rahmenbedingungen zusammen: "Weil der Investor in großem Umfang auch mit öffentlichen Mitteln modernisieren will, hat die Stadt weiter Zugriff. Das sind glückliche Umstände", sagte sie.

Auch Bärbel Dieckmann ist zufrieden: "Das ist ein guter Vertrag. Es gibt keinen Haken." Der Geschäftsführer des Mietervereins, Bernhard von Grünberg, warnte jedoch vor dem Käufer.

In Troisdorf und Siegburg habe man keine guten Erfahrungen mit der Firma gemacht, weil sie rigoros mit Mietern umgehe. Ohnehin sei man gegen den Verkauf der Wohnungen.

"Außerdem liegt der Preis nicht wesentlich über den rund 70 Millionen Euro, die die Vebowag geboten hat", so von Grünberg. "Aber das war der Stadt ja zu wenig."

Die CDU äußerte sich am Dienstag positiv. Der Käufer habe eine gute Reputation und verfolge interessante Absichten. Man werde bis zur Ratssitzung das Angebot eingehend prüfen.

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