Ruth Hieronymi im Interview "Beuel hat sich enorm gemausert"

BEUEL · Den Blick auf Beuel hat sie in den vergangenen 25 Jahren aus Zeitgründen oft aus Brüssel oder Düsseldorf richten müssen. Aber den Überblick über ihre Heimat hat sie dabei nie verloren. Nach Beendigung ihrer politischen Karriere lebt Ruth Hieronymi wieder dauerhaft in ihrem Geburtsort Beuel - mit herrlichem Blick auf den Rhein.

 Der Lieblingsplatz von Ruth Hieronymi: Ihre Dachterrasse mit Blick auf den Rhein. FOTO: MAX MALSCH

Der Lieblingsplatz von Ruth Hieronymi: Ihre Dachterrasse mit Blick auf den Rhein. FOTO: MAX MALSCH

Foto: Max Malsch

Über ihre Arbeit als Politikerin, über die Zukunft Beuels und über ihr Ehrenamt als Vorsitzende des WDR-Rundfunkrats hat sie im Interview gesprochen.

Wie hat sich Beuel entwickelt?
Ruth Hieronymi: Sehr gut. Beuel hat sich vor allem in den vergangen 15 Jahren enorm gemausert. Dank der Telekom und der Firmen im Bonner Bogen gibt es hoch qualifizierte Arbeitsplätze in Beuel. Viele Menschen suchen Wohnraum in Beuel, weil es sich herum gesprochen hat, dass es sich hier sehr gut leben lässt.

Was fehlt Ihnen in Beuel?
Hieronymi: Ich wünsche mir noch einige Fachgeschäfte mehr. Diesbezüglich setzte ich große Hoffnungen auf die regen Bautätigkeiten rund ums Rathaus. Die moderne Architektur und die neuen Angebote könnten ein neuer Anziehungspunkt für Menschen werden.

In Beuel lebt viel Bonner Prominenz. Treffen Sie hin und wieder ihren Nachbarn, den Oberbürgermeister?
Hieronymi: Erstaunlicherweise so gut wie nie, obwohl Jürgen Nimptsch nur wenige hundert Meter neben uns wohnt. Ich treffe ihn eher bei Veranstaltungen des Beueler Schiffer-Vereins. Da sind wir beide Mitglied.

Sind sie noch in vielen Vereinen Mitglied?
Hieronymi: Ja, vor allem in meinem ehemaligen Wahlkreis LiKüRa/Beuel-Süd. Zum Beispiel bei der KG Rot-Weiß Limperich.

Ihr Mann war viele Jahre CDU-Vorsitzender in Beuel. Haben Sie sich als Polit-Paar ergänzt?
Hieronymi: In gewisser Weise schon. Wir reden viel über Politik, tauschen uns aus. Schon in meinem Elternhaus hat Politik eine große Rolle gespielt. Mein Vater Christian Schüller war für die CDU Mitglied im Beueler Stadtrat.

Wie sieht ihr Alltag heute aus?
Hieronymi: Von Ruhestand kann keine Rede sein. Der Vorsitz im WDR-Rundfunkrat ist gleichzusetzen fast mit einer Vollzeitbeschäftigung, obgleich er ein Ehrenamt ist. Ich pendele ständig zwischen Köln und Beuel und habe mir wieder ein Büro anmieten müssen, weil ich so viel Schreibtischarbeit erledigen muss.

Haben Sie eine Nachfolgerin für WDR-Intendantin Monika Piel gefunden?
Hieronymi: Nein, noch nicht. So eine Suche dauert Monate. Wir haben schon mit einigen Kandidaten gesprochen. Bis zur Sommerpause, also spätestens im Juli, werden wir den oder die Nachfolgerin präsentieren.

Wie lange ist Frau Piel noch im Amt?
Hieronymi: Bis Ende April, dann übernimmt die Justiziarin des WDR, Eva-Maria Michel, kommissarisch die Leitung des Senders.

Was hat Ihnen mehr Spaß gemacht: Kommunalpolitik, Landespolitik oder Europapolitik?
Hieronymi: Das fällt mir schwer zu entscheiden. Alle Aufgabengebiete hatten ihren Reiz. In der Kommunalpolitik begegnet man ständig den Menschen, für die man sich einsetzt. In der Landespolitik arbeitet man mehr in thematischen Strukturen wie zum Beispiel in der Bildungspolitik. Auf europäischer Ebene spielt natürlich die Internationalität eine große Rolle.

Hat Politik Sie schon mal betroffen gemacht?
Hieronymi: Mich stimmt besorgt, dass viele Menschen so wenig vom Wirken des Europaparlaments wissen. Die Informationen kommen zu selten an der Basis an. Deshalb haben die Bürger oft auch so wenig Verständnis für die Entscheidungen in Brüssel.

Was halten Sie von der Idee des FDP-Landespolitikers Joachim Stamp, Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis als eine Kommune fusionieren zu lassen?
Hieronymi: Das halte ich für wenig realistisch, weil beide Gebietskörperschaften das eigentlich nicht wollen. Außerdem glaube ich, dass Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis noch viele Potenziale besitzen, die noch nicht ausgeschöpft sind. Meines Erachtens ist es deshalb viel wichtiger, die Zusammenarbeit zwischen Bonner Stadthaus und Kreishaus zu intensivieren.

Seit Jahrzehnten versuchen Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis die Verkehrsprobleme in der Region zu lösen. Ohne Erfolg. Wo liegen die Schwierigkeiten?
Hieronymi: Das Problem liegt in den unterschiedlichen Sichtweisen und Schwerpunkten. Deshalb ist nie ein ernsthafter Dialog zustande gekommen. Je länger sich das Problem aber hinzieht, desto schwieriger wird eine Lösung. Weil Großprojekte immer schwieriger zu verwirklichen sind und weil die Mittel schnell in andere Projekte fließen.

Zur Person
Ruth Hieronymi wurde 1947 in Beuel geboren. Verheiratet ist sie mit Albert Hieronymi. Beide haben zwei Kinder und zwei Enkelkinder. Von Beruf ist sie Historikerin. Ihre politische Karriere: 1971 Eintritt in die CDU, bis 1975 Mitglied des Bezirksausschusses Beuel (Vorgänger der Bezirksvertretung), 1975 bis 1989 Mitglied des Bonner Stadtrats, 1985 bis 1999 Mitglied des NRW-Landtags in Düsseldorf, 1999 bis 2009 Mitglied des EU-Parlaments in Brüssel. 1991 wurde Ruth Hieronymi Mitglied des WDR-Rundfunkrats in Köln. Nach Beendigung ihrer politischen Karriere übernahm sie 2009 den Vorsitz des Rundfunkrats. Sie ist bis Ende 2015 gewählt. Ihre Lieblingsfreizeitbeschäftigung: Reisen.

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