Sardous Drama "Tosca" im Bonner Schauspiel

Philine Bührer, neu im Ensemble, spielt Titelrolle: "Ich mache das auf meine Weise"

  Tosca auf der Schauspielbühne:  Philine Bührer (links) mit großer Schleppe.

Tosca auf der Schauspielbühne: Philine Bührer (links) mit großer Schleppe.

Foto: Thilo Beu

Bonn. Eine Diva zu spielen, bringt mitunter ganz praktische Probleme mit sich. Schon allein das voluminöse Kleid mit großer Schleppe: "So etwas hatte ich noch nie. Man muss damit ganz anders umgehen", sagt die junge Philine Bührer, die seit Beginn der Spielzeit neues Ensemblemitglied des Bonner Schauspiels ist.

Die 24-Jährige spielt die Titelrolle in Victorien Sardous Bühnenreißer "Tosca". Ein Stück, das zwischen Politdrama oder Schmachtfetzen changiert und nur durch Giacomo Puccinis gleichnamige Opernvertonung überlebt hat. Im Zentrum steht der Konflikt zwischen dem sadistischen Polizeichef Scarpia, dem republikanischen Maler Cavaradossi und seiner eifersüchtigen Geliebten, der Sängerin Floria Tosca. Philine Bührer beschreibt sie als "wahnsinnig mutig und in ihrer Liebe bedingungslos, aber auch naiv und unpolitisch".

Außerdem sei die Sängerin, die vom Hirtenmädchen zur Diva aufgestiegen ist, abenteuerlustig und sehr direkt. Normalerweise nähert sich Philine Bührer einer Rolle über den Text. Doch da Regisseur Stefan Otteni dem zentralen Liebespaar je ein Sänger-Alter-Ego an die Seite stellt und ein Klaviertrio mit Akkordeon in die Inszenierung integriert, habe man am Anfang viel improvisiert. Das hat ihr sehr geholfen, vor allem aber habe sie sich "voll reingeschmissen". Denn, da ist die junge Schauspielerin ganz offen: "Ich bin die Gegenbesetzung zu der Rolle."

Die leidenschaftliche Tosca scheint so gar nicht zu ihrem bisherigen Rollenprofil zu passen. Noch während ihrer Ausbildung an der Essener Folkwang-Hochschule von 2004 bis 2007 ist sie am dortigen Schauspiel aufgetreten und hat in Lutz Hübners Drama "Ehrensache" die zurückhaltende Ulli gespielt; ihre Nele in Gerhild Steinbuchs "Schlafengehn" war eine ätherische Windsbraut, die in Bäumen wohnt.

Und als sie sich den Bonner vergangene Spielzeit mit der Marie in der "Clavigo"-Inszenierung vorstellte, lief sie als verzehrend Liebende wie ein offene Wunde über die Bühne. Philine Bührer wird gerne als junge Zarte besetzt. "Ich finde es toll, dass ich auch meine anderen Seiten zeigen kann", sagt sie dazu. Und dann fällt ein Satz wie ein Hammerschlag, den man der jungen Frau, die da vor einem Kräutertee im Café sitzt, nicht zugetraut hätte: "Ich mach' das auf meine Weise".

Das hat Philine Bührer immer schon getan. Aufgewachsen ist sie in München und spielte dort bereits im zarten Alter von acht Jahren am Theater für Kinder die Anneliese in "Peterchens Mondfahrt". Damals fiel der Entschluss, Schauspielerin zu werden. Als sie mit 10 für die Anneliese zu groß war, schrieb sie enttäuscht einen Brief an die Intendanz des Bayrischen Rundfunks und bewarb sich um Rollen.

Mit Erfolg: Mehrere Jahre sprach sie in Hörspielen Kinderrollen. Erste Filmerfahrung sammelte sie mit 13. Die Schauspielausbildung an der Folkwang-Hochschule war nur die logische Folge. "Darauf hingearbeitet habe ich eigentlich schon immer", sagt Philine Bührer. Kann man bei soviel Entschlossenheit noch von einer "Gegenbesetzung" zur Tosca sprechen?

Victorien Sardou: "Tosca", Premiere in der Halle Beuel am 29. November, weitere Vorstellungen am 3., 7. und 10. Dezember.

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