Messe in Sankt Remigius Bonner Katholiken trotzen der Corona-Krise

Bonn · Gerade jetzt braucht die Seele eine Stärkung, meint Bonns Stadtdechant Wolfgang Picken. Die Gläubigen in Sankt Remigius danken ihm für die Möglichkeit zur Einzelkommunion. Die Messe wird mittlerweile ins Internet übertragen.

 Bei der Einzelkommunion in der Remigiuskirche herrschen für Stadtdechant Wolfgang und die Gläubigen strenge Hygienevorschriften.

Bei der Einzelkommunion in der Remigiuskirche herrschen für Stadtdechant Wolfgang und die Gläubigen strenge Hygienevorschriften.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Unter dem Motto „Gerade jetzt braucht die Seele Stärkung!“ predigte Stadtdechant Wolfgang Picken am Sonntagvormittag vor der Kamera, während die Heilige Messe in Sankt Remigius ins Internet übertragen wurde. „Wir wollen den geistlichen Zusammenhalt ermöglichen und allen zuhause die Gelegenheit geben, über den Bildschirm verbunden miteinander zu beten und Gottesdienst zu feiern. Das wird die Seele stärken,“ sagte Picken. Im Anschluss bot das Stadtdechanat außerdem in der Sankt Remigius die Möglichkeit zur Einzelkommunion.

„Wir müssen eine Möglichkeit schaffen, die es gerade jetzt Gläubigen ermöglicht, auch die Heilige Kommunion zu empfangen. Wann braucht es die Speisung der Seele durch das Sakrament, also durch eine besondere Verbindung unserer Seele mit Gott, mehr als gegenwärtig?“, erklärte Picken seine Beweggründe. Und so standen und saßen rund 20 Menschen im Vorhof der Remigiuskirche und warteten geduldig auf Einlass. Unter ihnen war auch Claudia Redder aus Niederkassel. „Man ist Jesus Christus in keinem Moment so nahe wie in der Heiligen Kommunion“, erzählte sie. Dass sie sich in der Kirche anstecken könne, daran glaubt Redder nicht: „Wir halten genug Abstand, ich weiß, dass hier die Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden und denke, dass man sehr vernünftig und verantwortungsvoll mit der Situation umgeht“, sagte sie.

Nur unter diesen Voraussetzungen könne der „Testlauf“ überhaupt stattfinden, wie Dekanats-Pressereferentin Barbara Ritter betonte. „Die Gläubigen sind hier aufgefordert, in räumlichem und zeitlichem Abstand zum Altar zu kommen. Beim Kommuniongang sollen die aktuellen Vorsichts- und Hygienemaßnahmen beachtet werden. Es wird nur die Handkommunion gespendet, und die Seelsorger werden sich regelmäßig die Hände desinfizieren“, so die Sprecherin.

Ob das Angebot weiterhin durchführbar sei, könne man derzeitig nicht sagen. Darauf hofft aber Sonja Preis, die eigens aus Bad Honnef in die Innenstadt gekommen ist. Für sie ist die Heilige Kommunion eine wichtige Stütze ihres Lebens. „Vor kurzem habe ich durch mehrere Krankheitsfälle meine ganze Familie verloren. Das war eine sehr schwere Zeit in der mir der Glaube viel Halt gegeben hat“, erzählte Preis. Umso mehr sei ihre Verzweiflung groß gewesen, als sie hörte, dass es während der Krise keine Messen mehr geben werde. „Gerade die Heilige Kommunion kann ich dann nicht mehr empfangen, und diese persönliche Begegnung ist für mich die größte Kraftquelle, die ich mir vorstellen kann“, so die Bonnerin. „Ich hoffe sehr, dass alle die hierherkommen, damit verantwortungsbewusst umgehen, sodass die Möglichkeit weiterhin gegeben ist“, so Preis.

Auf neue Seelenkraft für Menschen in der Isolation wies auch Picken in seiner Predigt hin. „Vieles was uns Sicherheit vermittelt hat und für uns selbstverständlich erschien, ist von jetzt auf gleich in Frage gestellt. An Stelle der Reizüberflutung und der hohen Geschwindigkeit, die uns im Alltag keine Zeit zum Nachdenken gibt, ist für die meisten jetzt Ruhe und Entschleunigung getreten.“ Das sorge dafür, dass die Defizite des eigenen Lebens sichtbarer werden würden. „Wir erleben eine Fast unheimliche Ruhe. Unerwartet melden sich die Sehnsüchte unserer Seele - zu wenig Liebe, Halt und wirklich gelebtes Leben. Die Seele braucht eine Verbindung mit Gott, um zu heilen“, so der Stadtdechant in seinen Ausführungen.

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