Menschen in Bonn Der Florist, der Reitlehrer werden wollte

Bonn · Peter Bosse, genannt „der Holländer“, kennt fast jeder in der Stadt. Er prägt mit seinen Blumen seit Jahrzehnten das Bild der Bonner Innenstadt.

 Peter Bosse, genannt "Der Holländer", vor seinem Blumenstand an der Münsterstraße.

Peter Bosse, genannt "Der Holländer", vor seinem Blumenstand an der Münsterstraße.

Foto: Alexander Barth

Viele Bonner wissen sofort, wer mit „dem Holländer“ gemeint ist, wenn es um Blumen geht: Ein Besuch des Standes an der Münsterstraße, zwischen H&M und Karstadt. Dort verkauft Peter Bosse seit mehr als vierzig Jahren florale Produkte. Der kleine Laden ohne sichtbare Bezeichnung ist immer wieder Gegenstand von Spekulationen: Wie der Name wohl laute, ob der so genannte „Holländer“ nicht in Wahrheit ein Belgier sei – der General-Anzeiger hat jetzt mit ihm gesprochen.

Das Geschäft heiße offiziell „Klein Holland“, ein Schild brauche er nicht: „Ich habe auch so genug Reklame“ winkte der 59-jährige Familienvater ab. Der Name ist keineswegs irreführend, wie der markante Akzent des humorvollen Floristen schon vermuten lässt; er ist gebürtiger Amsterdamer. Soweit es die Sprache betrifft, steht er noch mit einem Bein in den Niederlanden, nicht jede deutsche Vokabel will ihm direkt einfallen. Ob er sich in Bonn heimisch fühle, beantwortete er mit „Jein“, in Holland sei er regelmäßig alle drei Wochen.

Früher gab es drei Filialen

Die Geschichte des „Holländers“ – ein Titel, den Bosse amüsiert zur Kenntnis nimmt – ist die eines Zufalls: In Holland absolvierte er zunächst die dritte Stufe des damals viergliedrigen Schulsystems, in etwa vergleichbar mit der deutschen Fachhochschulreife. Seine Eltern waren Gastronomen, Bosse selbst arbeitete nach der Schule in einem Reitstall. „Eigentlich wollte ich Reitlehrer werden“, verriet er. Sein späterer Arbeitgeber, der Blumenhändler Iking, hatte dort ein Pferd und suchte Personal. „Ich bekam das Angebot, für ein paar Jahre in Deutschland Blumen zu verkaufen. Daraus sind dann 42 geworden“, so seine Zusammenfassung.

Das Unternehmen besaß damals drei Filialen, in Bonn, Mönchengladbach und Leverkusen, zwischen denen Bosse hin- und herwechselte, heute gibt es nur noch die in Bonn. „Wir mussten alle einen kleinen Kurs machen, aber das meiste habe ich mir selbst angeeignet“, sagte er. Seinen Laden ließ er während des Gesprächs nicht aus den Augen. Vielleicht ist es die sprichwörtliche holländische Geschäftstüchtigkeit, die in seinem halbernsten Vergleich durchklingt: „Pferde und Blumen, das sind zwei Welten. Aber den Leuten etwas beibringen und den Leuten etwas verkaufen, das ist im Prinzip dasselbe.“ An der frischen Luft sein und mit Menschen zu tun haben, das sei für ihn die Hauptsache.

Zwölf Stunden täglich im Einsatz

„Als ich in den Siebziger Jahren hier anfing, war Karstadt noch Hertie und der Stand an der Ecke gegenüber“, erinnert sich Bosse. Verändert hätten sich seitdem vor allem die Kunden: „Früher nahmen die Leute auf dem Heimweg einfach so Blumen mit, heute gibt es zwei Gruppen: Die Wohlhabenderen, die regelmäßig kommen und oft besondere Wünsche haben, und solche, die sich Blumen nur zu besonderen Anlässen leisten können.“ Insgesamt werde es schwerer, in seinem Geschäft Geld zu verdienen, verriet Bosse. Die Menschen seien aber auch offener geworden: „Am Anfang gab es noch Kommentare über das Verhältnis von Holland und Deutschland, aber die jüngere Generation, die hat mit solchen Streitigkeiten nichts mehr zu tun.“

Von Ereignissen in der Fußgängerzone und der Stadtentwicklung bekomme er trotz seines zentralen Standortes nicht viel mit: „Das ist wie bei Pferden mit Scheuklappen, ich sehe die Leute nur links auftauchen und rechts verschwinden.“ Als das Haus der Bildung renoviert wurde, seien die Zustände teilweise „katastrophal“ gewesen, die Bilder zu den aktuellen Plänen für den Bahnhofsbereich habe er sich gar nicht angesehen – zu oft sei das schon angekündigt worden, ohne dass etwas passierte. Grundsätzlich wünscht er sich einen offenen Zugang zur Innenstadt: „Die Leute sollten frei erkunden können, wenn man da so Klötze mit Einkaufszentren hinbaut, das ist nicht gut. Da geht man einmal rein und dann nie wieder“, meinte Bosse.

Zwölf Stunden sei er täglich im Einsatz, zu Hause kümmere er sich trotzdem um viele Zimmerpflanzen und den Garten, sagte der Händler, der in Sankt Augustin wohnt. Er nehme nicht oft Sträuße mit nach Hause, wenn doch, greife er gern zu seinen Lieblingen, den Freesien: „Die sind klein, duften schön, und ich hab 'ne Woche lang Freude dran.“

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