Festgottesdienst zum Reformationstag "Der Friede hat es heute schwer"

BONN · "Der Frieden hat es heute schwer", stellte Superintendent Eckart Wüster zu Beginn des zentralen Festgottesdienstes zum Reformationstag fest. Das Motto der Feier am Samstagabend in der Kreuzkirche lautete nach einem Zitat aus der Bergpredigt Jesu "Selig sind die Frieden stiften", und die Predigt dazu hielt Manfred Rekowski, Präses der evangelischen Kirche im Rheinland.

Präses Manfred Rekowski predigt in der Kreuzkirche darüber, wie man Frieden stiftet.

Präses Manfred Rekowski predigt in der Kreuzkirche darüber, wie man Frieden stiftet.

"Wir sind bescheiden geworden, was den Frieden angeht, und wir müssen es wohl auch sein", sagte Rekowski. "In vielen Konflikten der Erde wäre es schon ein wahrer Segen, wenn wenigstens die Waffen schweigen würden." Aber das reiche nicht. "Friede meint den Zustand, wo alles in Ordnung ist in einer Gemeinschaft, wo Menschen sich das geben, was sie brauchen zum Leben: Liebe, Achtung, Solidarität, Hilfe."

Um das zu erreichen, müsse man die Lebensbedingungen der Menschen verbessern, Armut bekämpfen, Bildung verbessern und Sicherheit vor Gewalt und Terror erreichen. "Zu unserem Friedensengagement gehören deshalb auch der Einsatz für die Erhaltung der Schöpfung, also der Kampf gegen die von uns verschuldete Klimaveränderung, das Bemühen um gerechte Handelsbeziehungen, die Achtung der Würde aller Religionen", so Rekowski. "Ohne Arbeit an diesen Zielen wird dauerhafter Friede wohl nicht möglich sein."

Jesus erwarte "ein gründliches - bis auf die Wurzel des Unfriedens gehendes - Friedensengagement", sagte der Präses. "Friede ist nicht das Abwenden des Äußersten, des Tötens, sondern er fängt viel früher an oder ist schon viel früher zerstört: Wo ich den anderen missachte und nicht mehr wertschätze." Jesus lehre: "Der Friede ist nicht teilbar oder begrenzbar. Und wir glauben, dass das auch für Nächstenliebe und für Barmherzigkeit gilt." Statt mit Waffengewalt vorzugehen, solle man den Weg der Gewaltlosigkeit wählen, den Jesus predige.

Immer wieder müsse man das Gespräch suchen, diplomatische statt kriegerische Wege finden. "Ohne Wagnis ist der Friede nicht zu gewinnen." Rekowski lobte den Einsatz der Menschen, die sich "auf den Friedensweg Jesu wagen und sich tatkräftig engagieren für die Menschen auf der Flucht, die in unserem Land Zuflucht suchen". Auch sie seien mit Jesu Aussage in der Bergpredigt gemeint. "Friedensstifter sind nicht zu belächeln, sondern zu beglückwünschen."

Bonn ist eine evangelische Hochburg im Rheinland: Rund jeder vierte Bonner ist protestantisch. So kamen entsprechend viele Menschen zu dem Gottesdienst, der musikalisch begleitet wurde vom Orchester der Kreuzkirche mit einigen Solisten unter Leitung von Karin Freist-Wissing.

Auch der katholische Stadtdechant Wilfried Schumacher nahm an der Feier teil. Anschließend lud der Kirchensynodalvorstand zum Jahresempfang in den Kirchenpavillon ein.

Der Reformationstag in Bonn

Am Tag vor Allerheiligen des Jahres 1517 schlug der damalige Augustinermönch Martin Luther der Legende nach seine "95 Thesen" an das Portal der Wittenberger Schlosskirche.

Er protestierte damit gegen das Vorgehen der katholischen Kirche, durch den Verkauf von Ablassbriefen den Bau des Petersdoms in Rom zu finanzieren. Damit und mit der Übersetzung der Bibel ins Deutsche setzte er die Reformationsbewegung in Gang, in die Bonn früh einbezogen wurde: 1542 wechselte der katholische Erzbischof Kurfürst Hermann von Wied auf die Seite der Reformation.

Er berief mit Martin Bucer und Philipp Melanchton zwei wichtige Reformatoren nach Bonn. So entstand in Bonn eine evangelische Gemeinde. Der Reformationstag am 31. Oktober gehört zu den wichtigsten Feiertagen im evangelischen Kirchenkalender.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort