Konstantin Wecker auf dem Kunst!Rasen Der Mutmacher

Bonn · Konstantin Wecker sang am Montagabend auf dem Kunst!Rasen in der Gronau gegen Ungerechtigkeit in all ihren Formen an und begeisterte damit knapp 2000 Konzertbesucher.

 Auf dem KunstRasen singt Konstantin Wecke gegen Ungerechtigkeit in all ihren Formen an.

Auf dem KunstRasen singt Konstantin Wecke gegen Ungerechtigkeit in all ihren Formen an.

Foto: Thomas Kölsch

So nicht. Nicht mit uns. Und ganz sicher nicht auf diese Weise. "Sage Nein", ruft Konstantin Wecker in einem seiner berühmtesten Lieder: Nein zu Rassismus und Fremdenhass, Nein zu Terror und Gewalt, Nein zu verlogener Politik, gierigen Konzernen und Angriffen auf die Menschenrechte. Einfach Nein. Auf dem KunstRasen hat der 69-Jährige, der schon immer zu den kritischsten Vertretern seiner Zunft gehörte, einmal mehr gegen Ungerechtigkeit in all ihren Formen angesungen und damit die knapp 2000 Menschen in der Gronau tief berührt.

Oft, so macht er deutlich, genügt ein Wort für eine Revolution. Und die soll sich, "nicht gewaltvoll, aber gewaltig an Ideen", im besten Fall wie ein Lauffeuer verbreiten. Mit Wecker als Fackelträger.

Manche mögen Wecker nun ein für einen Romantiker halten, einen Träumer. Und ja, damit hätten sie recht. Was aber auch gut ist. Solche Künstler braucht das Land auch, Künstler, die Haltung zeigen, dem Hass (ob im Internet oder im realen Leben) den Kampf ansagen und das Volk aufrütteln. Mit den ihnen eigenen Waffen. Mit der Vertonung von Georg Heyms Gedicht "Der Krieg" etwa, die in ihrer Intensität für Gänsehaut sorgt. "Ich singe, weil ich ein Lied hab'", kommentiert Wecker dies. Nicht nur eins. Viele. Und alle mit einer klaren Botschaft. "Tobe, zürne, misch dich ein", fordert er, oder auch "Empört Euch!". Dafür wirbt Wecker, macht seinen Zuhörern Mut, sagt ihnen, dass sie nicht alleine sind und nicht einfach alles ertragen müssen. Sondern ruhig laut werden dürfen. Ohne dabei zu vergessen, mit dem Herzen zu denken.

Konstantin Wecker auf dem Kunst!Rasen
63 Bilder

Konstantin Wecker auf dem Kunst!Rasen

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Dass viele seiner Songs aus früheren Jahrzehnten vielleicht musikalisch, keinesfalls aber inhaltlich bis heute nichts an ihrer Relevanz verloren haben, schockiert Wecker allerdings. Denn so sehr er auch bereit ist, weiterhin gegen Faschisten, Nazis und Kriegstreiber anzusingen oder all jene anzuprangern, die das Geld über den Menschen stellen, würde er doch viel lieber einer friedlichen Gesellschaft Liebeslieder singen. Was er auf dem KunstRasen im Laufe seines Drei-Stunden-Konzerts dann auch immer wieder tut. Ein bisschen romantische Poesie, Blödsinn und leider auch ab und zu eine Dosis schlagerhafter Schmalz hat schließlich jeder verdient. Dass Wecker dabei mitunter übers Ziel hinausschießt, etwa wenn Smartphones zu Instrumenten umfunktioniert werden und ein kleiner Chor eher albern einen Refrain herunternudelt, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, zumal er das Niveau immer wieder zu heben versteht.

Unterstützung erhält Konstantin Wecker von seiner vierköpfigen Band. Fany Kammerlander, Jo Barnikel, Jens Fischer und Wolfgang Gleixner weben einen abwechslungsreichen Klangteppich, changieren zwischen klagenden Passagen und lateinamerikanischen Rhythmen, können ebenso sehr rocken wie zärtlich sein.

Das Publikum ist von dieser Kunst begeistert - und so kommt es, wie es kommen muss. Tosender Applaus, jede Menge Zugaben sowie am Ende ein klares Statement. "Nein" zu all den sozialen und politischen Missständen. Aber "Ja" zu Wecker.

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