Aha-Erlebnis im Reisezentrum Deutsche Bahn schult Kunden am Fahrkartenautomat

BONN · Agnes Völker kennt sich eigentlich ganz gut aus mit den Fahrkartenautomaten für die Nah- und Fernverkehrstickets. Doch nicht immer kommt sie klar. Deshalb steht die 64-jährige Bonnerin am Dienstag pünktlich um 11 Uhr am Eingang zum Reisezentrum im Hauptbahnhof.

 Einzelunterricht: Heike Krätz (rechts) hatte am Bonner Bahnhof gestern nur zwei Interessierte für ihre Schulung am Fahrkartenautomaten. Die lernten das Gerät umso genauer kennen.

Einzelunterricht: Heike Krätz (rechts) hatte am Bonner Bahnhof gestern nur zwei Interessierte für ihre Schulung am Fahrkartenautomaten. Die lernten das Gerät umso genauer kennen.

Foto: Barbara Frommann

Dort bietet Heike Krätz von der Deutschen Bahn auf Initiative des Zweckverbands Nahverkehr Rheinland eine Schulung am Automaten an.

Außer Agnes Völker hat sich nur noch eine 77-Jährige eingefunden. Krätz ist ein wenig überrascht. "In Düren und Aachen waren es jeweils um die 100", sagt sie. Auch am Morgen beim ersten Schulungstermin am Bonner Hauptbahnhof um 9 Uhr hatten sich nur zwei Lernwillige eingefunden, berichtet sie. Eine Erklärung für das geringe Interesse in Bonn hat sie nicht. Der Vorteil: Krätz kann sich intensiv mit den Fragen ihrer beiden Schützlinge beschäftigen und sie quasi im Einzelunterricht in die Geheimnisse des Automaten einweisen. Denn vor allem für die 77-Jährige, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, ist der Apparat ein Buch mit sieben Siegeln.

Doch Krätz hat die Ruhe weg. Schritt für Schritt erklärt sie den beiden Damen den Weg auf dem Touchscreen zum gewünschten Ticket bis hin zum Bezahlvorgang. Auch GA-Fotografin Barbara Frommann, sonst eher immer schon auf dem Sprung zum nächsten Termin, hört geduldig zu. Schließlich kann auch sie noch etwas lernen. Eine Kundin, die gerade am Automaten daneben zugange ist, aber nicht zurecht kommt, will die Gunst der Stunde nutzen und bittet Krätz um Hilfe. Sie verweist die Frau auf die Schulung. "Tut mit leid, das geht jetzt nicht. Aber Sie können gerne hier zuhören."

Agnes Völker hat ein Aha-Erlebnis, als Krätz ihr zeigt, wie kinderleicht es ist, am Automaten ein Anschlussticket für Züge außerhalb des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg zu ziehen. "Das war genau mein Problem bisher", sagt sie sichtlich erfreut.

Auch Krätz' 77-jährige Schülerin zeigt sich durchaus talentiert. Zwar benötigt sie noch ein wenig Unterstützung, doch am Ende hat sie erfolgreich ein Hin- und Rückfahrticket für eine Reise nach München im Oktober in der Tasche. Obendrein zum Supersparpreis von 78 Euro. Diese Schulung hat sich für die betagte Dame richtig gelohnt. "Aber ich glaube, alleine werde ich trotzdem nervös vor so einem Automaten", gesteht sie am Ende. Ihrer Lehrerin erteilen beide die Note eins. "Das hat sie super erklärt", findet Völker.

"Wir haben die Deutsche Bahn verpflichtet, diese Schulungen durchzuführen", erklärt Holger Klein, Sprecher von Nahverkehr Rheinland, "denn immer noch viele Kunden haben einfach eine zu große Scheu, die Automaten zu bedienen. "Sie haben Angst, etwas falsch zu machen. Dabei kann man eigentlich nichts falsch machen, weil man immer wieder abbrechen und neu beginnen kann", sagt Klein.

Dennoch räumt er ein, dass die Automaten nicht ohne Tücken seien. Auf keinen Fall, so versicherte der Pressesprecher, wolle man die persönliche Bedienung am Schalter weiter reduzieren. Sie seien vor allem bei Kunden der Fernreisezüge sehr gefragt. "Die Automaten werden eher von Nahverkehrskunden genutzt", weiß er. Nach Abschluss dieser ersten Schulungsreihe wolle man die Ergebnisse auswerten und überlegen, wie man das neue Informationsangebot noch weiter verbessern kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort