Kulturdezernent an der Leine Kein Interview zum Sparkurs im Theater

BONN · In wenigen Wochen hat der Rat zu entscheiden, wie hoch die Sparvorgaben ans Theater Bonn sein sollen. Nach dem Willen der Stadtverwaltung muss der Zuschuss für Oper und Schauspiel bis 2023 von jährlich 28 Millionen Euro um acht Millionen Euro sinken.

 Martin Schumacher hält die Sparvorgaben ans Theater offenbar für unrealistisch.

Martin Schumacher hält die Sparvorgaben ans Theater offenbar für unrealistisch.

Foto: MÜLLER

Das entspreche dem Niveau vergleichbarer Städte, argumentiert Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch. Er schlägt die Schließung der Kammerspiele vor, um die Kosten zu senken.

Kulturdezernent Martin Schumacher bezweifelt aber offenbar, dass das Einsparziel von acht Millionen Euro überhaupt erreichbar ist. Nach GA-Informationen hält er maximal die Hälfte dieser Summe für realistisch. Nachdem der General-Anzeiger den Dezernenten deshalb um ein Interview zur Zukunft des Theaters gebeten hatte, organisierte das zuständige Presseamt einen Termin am vergangenen Montag.

Der jedoch wurde wenige Stunden vorher abgesagt: Der Oberbürgermeister hatte interveniert. "Ich hielt es für erforderlich, an diesem Gespräch teilzunehmen", erklärte Nimptsch gestern. "Insbesondere die jüngsten Entwicklungen in Sachen Bürgerbegehren verlangen nach einer Gesamtschau." Die Verwaltung habe die Einbringung des Haushalts als Gesamtpaket verantwortet. Alle Dezernate stimmten sich im Verwaltungsvorstand ab, ob und wie einzelne Punkte neu zu bewerten seien. Das Theatersparziel von acht Millionen Euro, betonte Nimptsch, sei die geltende Beschlusslage des Verwaltungsvorstands, zu dem alle Dezernenten gehören.

"Herr Schumacher hat für sich entschieden, keinen gemeinsamen Termin mit dem Oberbürgermeister und der Presse wahrnehmen zu wollen", teilte Nimptsch mit. Er selbst sei jedoch bereit, ein Interview zu geben. Schumacher war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Seine offenkundig vorhandene Skepsis wird von der Ratskoalition geteilt. CDU, Grüne und FDP halten acht Millionen Euro für unerreichbar. "Das würde das Ende der Oper bedeuten", sagt etwa CDU-Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger. Die Koalition will in den Haushaltsberatungen eine Sparvorgabe von 3,5 Millionen Euro ab 2020 beschließen. Das reicht dann allerdings gerade einmal, um die Tarifkostensteigerungen beim Personal zu kompensieren, die von der Stadt zusätzlich zum Jahreszuschuss zu übernehmen sind. In der laufenden Spielzeit sind das 825 000 Euro, die sich laut Planung des Theaters im nächsten Jahr auf 1,2 Millionen und bis 2018 auf zwei Millionen Euro steigern. Dann zahlt die Stadt also insgesamt 30 Millionen Euro.

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