Der neue SPD-Vorstand: Luft nach oben

Die SPD hat gewählt. Und wie immer bei Wahlen, sagen Prozentpunkte auch etwas über Sympathie, Zuneigung und - wichtig - Vertrauen aus.

Hannelore Kraft darf derzeit für sich annehmen, dass die Parteibasis niemanden im engen Kreis der SPD-Führung so sehr schätzt wie die NRW-Ministerpräsidentin. 97,2 Prozent Zustimmung sind ein Votum, das mehr ausdrückt als die bloße Bestätigung als eine der fünf Stellvertreter von Parteichef Sigmar Gabriel.

Die Delegierten trauen Kraft ein Spitzenamt voll und ganz zu, womöglich mit Luft nach noch Höherem. Doch das ist Zukunftsmusik. Und nichts ist in der Politik weniger kalkulierbar als Zukunft und der weitere Verlauf einer Karriere. Wahlergebnisse sind Momentaufnahmen und damit schnell vergänglich.Gabriel darf für sich in Anspruch nehmen, dass die Delegierten mit seiner Arbeit mindestens zufrieden sind.

Ein Votum jenseits der 90 Prozent ist in der SPD auch für einen Parteichef keine Selbstverständlichkeit. Gabriel hat die Partei neu aufgestellt. Wer neu aufstellt, muss verändern. Und wer verändert, wird anecken. Nicht jeder Genosse jubelt über den Reformer Gabriel. Damit kann der ebenso selbst- wie machtbewusste SPD-Chef leben. Er weiß: Am Ende zählen, genau, Ergebnisse.

Bringt er die SPD zurück an die Macht im Bund, hat er vieles, für den Moment dann auch alles richtig gemacht. Das würde ihm seine Vormachtstellung sichern. Und daran wird er nicht ohne Gegenwehr rütteln lassen. Auch wenn der SPD-Kanzlerkandidat für 2013 nicht Gabriel heißen sollte.

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