Kommentar Kölner Bühnendesaster - Hiobsbotschaft

Es ist kein Ende absehbar, weder bei den Kostensteigerungen noch beim Zeitverzug. Kölns Oper steckt im sechsten, das Schauspiel im vierten Interimsjahr, und niemand weiß, wann am Offenbachplatz wieder der Vorhang hochgeht.

Dafür gebührt den Bühnen der zweifelhafte Ruhm, die Berliner Preisexplosion bei der Sanierung der Staatsoper (aktuell rund 400 Millionen Euro) locker zu überbieten. Für einen auf Kante genähten Haushalt ist das eine Hiobsbotschaft, zumal die prognostizierten Gesamtkosten von rund 460 Millionen Euro ja nur einen "Korridor" markieren.

Natürlich ist nicht alles an diesem Desaster hausgemacht.Die Bühnen als Bauherr freilich waren von Anfang an eine Fehlbesetzung: Wie sollen zwei künstlerische Intendanten und ein Volljurist als Manager etwa beurteilen, welche Folgen die Kündigung eines zentralen Planungsbüros hat?

Die Aussicht auf präzise Zeit- und Kostenpläne erst im dritten Quartal 2016 spiegelt den Zustand einer weitgehend paralysierten Baustelle. Wie man bis vor fünf Monaten glauben konnte, in diesem November Wiedereröffnung zu feiern und jetzt nicht einmal sagen kann, ob es darüber nicht 2020 wird - dieser Sturz ins Nichts gehört zu den Mysterien des Projekts. Dennoch erlebte man gestern Erstaunliches: Bodenbildung im Bodenlosen.

Henriette Reker zeigte, dass sie als Oberbürgermeisterin auch Krisenherde abschalten will. Gewiss, ihr Schritt ist bisher nur tapfere Ankündigung. Doch Reker wird wissen, dass sie das Heft des Handelns nicht bei noch stärkerem Gegenwind wieder fallen lassen darf.

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