Erfrischende Inszenierung Attraktives Trio präsentiert sich in der Galerie Radicke

BONN · Eine erfrischende Inszenierung von Jutta Radicke verwickelt eine junge Bildhauerin und zwei gesetzte Maler in einen knackigen Disput. Der paradoxe Clou dabei ist, dass vermeintliche Korrespondenzen, Parallelen zwischen Vanessa Niederstrasser (Jahrgang 1971), Francisco Correa Lira (Jahrgang 1963) und Josef Werner (Jahrgang 1945) im Endeffekt markante Eigenwilligkeiten freisetzen.

Von Energie und provokanter Formensprache gespeist, erscheint die bizarre Objektwelt der in San Francisco lebenden Düsseldorfer Meisterschülerin Niederstrasser. Vielfach aus Latex, Silikon, Holz, Lack alternativ aus Stahl hervorgehende Modelle sind in tiefes bis knalliges Rot, in Weiß oder changierendes Grau getaucht.

Die stachelig aufgebrachten Oberflächen lassen etwa an Disteln, Samenkapseln ebenso wie an Wesen aus Fabel, Mythologie oder gar an Comics denken. Spielerisch polarisiert werden Natur und Künstlichkeit, Wirklichkeit und Fantasie, Körper und Oberfläche, Eros und Scheu.

Der igelkammähnlichen Struktur der Plastiken entsprechen kugelige Bergformationen, die der Münsteraner Akademieabgänger Correa mit unzähligen, zu Monokulturen verdichteten Miniaturbäumen zu spicken pflegt. Die inszenierten Landschaften des gebürtigen Chilenen stehen im Zeichen von Meditation sowie von ökologischen und soziologischen Hintergedanken, kaschiert in verborgenen Pointen und Marginalien.

Hintergründigkeit dominiert gleichfalls im verlassenen, tristen Ambiente der Fortsetzungsserie "Konferenzsäle". Als Bravourstücke der gepflegten Ölmalerei des in Bonn lebenden Künstlers kristallisieren sich realistisch gemalte ausgediente Gefäße und Stühle.

Grandseigneur Werner, Absolvent der Münchner Kunstakademie, überrumpelt den Betrachter erneut durch spitzfindige, mit Anspielungen auf eine bisweilen absurde Menschenwelt gepflasterte Bildpläne. Die souveränen Ölkompositionen des Malers und Grafikers setzen auf mehr oder weniger straff zusammengefügte Formenkörper, auf szenisch aufbereitete Alltagssituationen, darunter auch humorvoll grundierte Studien zum Thema "Die Kunstbetrachter".

Galerie Radicke, Eisenachstr.33, St. Augustin, bis 30. April. Besichtigung jederzeit nach Anmeldung unter: 02241/335773.

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