Boygroup der 20er Jahre zu Gast in der Bonner Oper

Die Comedian Harmonists, eine Koproduktion mit dem Staatstheater Darmstadt, feierten Premiere

Bonn. Ein fein gekleideter Herr mit kunstvollem Schnurrbart tritt in der Bonner Oper vor den Vorhang und verkündet mit eleganter Geste: "Meine Damen und Herren, die Comedian Harmonists!" Es ist Pomp mit kleinsten Mitteln, eine großartige Metapher für die große Geschichte und vor allem die Kunst der Comedian Harmonists.

Die legendäre Berliner Gesangsgruppe der 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts verstand es, nur mit Stimmen und Klavier Evergreens zu schaffen, die bis heute bestehen. Das Motiv des simplen Pomps zieht sich auch wirksam durch Peter Heilers Inszenierung von Gottfried Greiffenhagens und Franz Wittenbrinks Theaterstück über Aufstieg und Fall der Truppe.

Ein Stück des Theaters Bonn und Staatstheaters Darmstadt, das auch mit erstklassigen Intonierungen von Hits der Comedian Harmonists, einer sauberen Inszenierung, großartig aufgelegten Darstellern und einer effektiven Bühnengestaltung glänzt. Dennoch ist es leider kein sehr gutes Stück.

Die Darsteller liefern gesangliche Bravourstücke ab und vermitteln einen lebhaften Eindruck von einer Bühnenshow der echten Harmonists, während die Handlung abgehackt und reduziert fast wie ein Störfaktor dazwischengequetscht wirkt.

Sollte man das Stück also lieber als eine Art Konzert mit schauspielerischen Einlagen genießen? Jean-Michel Räber gibt als einziger Schauspieler ohne Gesangspart eine furiose, energiegeladene Leistung in jeder seiner Rollen ab, und die Dialogszenen sind trotz ihrer Konsequenzlosigkeit ausgesprochen gut inszeniert.

Versammelt sind lauter Zutaten für ein exzellentes Musiktheater-Erlebnis, doch die perfekte Synthese gelingt nicht. Nichtsdestotrotz verlangt das Publikum begeistert nach vier Gesangszugaben der Hauptdarsteller.

Die nächsten Termine: 21. und 25. November sowie zwei Mal am 31. Dezember; Karten: unter anderem in den Zweigstellen des GA.

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