Fringe Ensemble plant ein internationales Projekt Deutsch-türkische Zusammenarbeit auf zwei Bühnen

Bonn · Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Veränderung zeigt das Fringe Ensemble „Yel“ auf Gut Ostler. Da kommt einiges an Tragik ins Spiel.

 Das Gut Ostler ist Schauplatz der Aufführung.

Das Gut Ostler ist Schauplatz der Aufführung.

Foto: Roland Kohls

Eine Theaterinszenierung ist derzeit eine immense Herausforderung – zwei parallel laufende erst recht. Wenn dann auch noch 2000 Kilometer zwischen den beiden Aufführungsorten liegen und die Premieren im besten Fall zeitgleich stattfinden sollen, bedarf es eines besonders engagierten Teams, um sich dieser Herausforderung zu stellen. Frank Heuel und Sami Özbudak haben genau dies getan. Der Bonner Regisseur und Chef des Fringe Ensembles sowie der Autor und Leiter des Monologlar Müzesi Istanbul haben schon vor mehr als zwei Jahren auf der Grundlage von Recherchen im Istanbuler Stadtteil Balat das Stück „Yel“ entwickelt, das sie nun am 1. Juni auf die Bühne bringen wollen. Das Gut Ostler am Rande des Meßdorfer Felds wird als Kulisse dienen.

 Im Mittelpunkt von „Yel“ (türkisch für „Wind“) steht ein Generationenkonflikt: der Wunsch nach dem Bewahren von Traditionen auf der einen Seite, dem nach einer Veränderung auf der anderen. „Das Stück spielt in Balat, könnte aber auch ganz woanders verortet sein“, erklärt Heuel. „Es geht um eine Mutter und ihre Tochter, die zusammen den Garten einer alten orthodoxen Kirche pflegen. Doch Letztere will in London ein neues Leben beginnen, während Erstere in das Dorf zurückkehren soll, aus dem sie stammt.“ Dazwischen die alte Hündin Yel, die beide Parteien verstehen kann. „Ich verrate jetzt nicht, wie es enden wird“, sagt Heuel und lacht, „aber da es sich um ein türkisches Werk handelt, muss es natürlich tragisch werden.“ In Bonn werden Ismail Deniz, David Fischer, Laila Nielsen und Bettina Marugg spielen.

21 Zuschauer sind live erlaubt

Insgesamt 21 Zuschauer können an einer Aufführung auf dem Gut Ostler teilnehmen. „Sie sitzen in einer Art Gewächshaus, dessen Fronten aber geöffnet sind, so dass es eine kontinuierliche Frischluftzufuhr gibt“, erklärt Pressesprecherin Claudia Grönemeyer. „Im Idealfall werden wir auch zumindest am Anfang eine Videoschalte nach Istanbul machen, sodass das Publikum dort und hier sich sehen kann.“ Ob es allerdings dazu kommt, ist noch unklar. „In der Türkei galt bis vor Kurzem eine rigorose Ausgangssperre, bei der die Menschen ihr Haus nicht verlassen durften“, erklärt Heuel. „Die gilt inzwischen nicht mehr, aber wir wissen noch nicht, ob unsere Istanbuler Kollegen tatsächlich werden spielen dürfen.“ Die Premiere ist bereits ausverkauft; weitere Aufführungen finden am 2., 4. und 5. Juni, jeweils 20.30 Uhr, statt.

Neben „Yel“ hat das Fringe Ensemble noch weitere Inszenierungen in petto. „Vom 11. bis 13. Juni und vom 18. bis 20. Juni spielen wir im Kottenforst erneut die Musik-Theater-Performance ‚B free‘, die wir anlässlich des Beethoven-Jahres zusammen mit dem Theater Marabu entwickelt haben“, führt Heuel aus. „Ab dem 3. Juli wird dann die Tanzkompanie Cocoondance in der Innenstadt erstmals unseren Theater-Container bespielen, den wir mit Hilfe des ‚Neustart‘-Programms der Bundesregierung anschaffen konnten.“

Informationen und Tickets unter www.theater-im-Ballsaal.de.

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