Fotograf zeigt Alltagsimpressionen rund um den Bonner Münsterplatz der 1960er Jahre

Sonderausstellung von Uli Wienke im Bonner Stadtmuseum - Die erste Tiefgarage und Straßenbahnen vor der Post

Fotograf zeigt Alltagsimpressionen rund um den Bonner Münsterplatz der 1960er Jahre
Foto: Frommann

Bonn. Für die einen eine Reise in die eigene Vergangenheit, sind sie Einblick in eine vertraute und zugleich fremde Welt für andere, die sich fragen: Hat es in der Bonner Innenstadt wirklich einmal so ausgesehen?

Gemeint sind 22 Fotografien, die der Fotograf Uli Wienke in den 1960er Jahren von seinem Stadtteil, der Innenstadt, aufgenommen hat. Später, als offizieller Regierungsfotograf beim Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, sollten die Großen der Politik seine Motive werden, doch damals, als junger Fotolaborant, suchte er "nach einfachen Menschen, ungestellten Schnappschüssen", wie er sagt.

Zu sehen sind diese Impressionen des täglichen Lebens jetzt in der Ausstellung "Rund um den Münsterplatz. Fotografische Alltagsimpressionen aus den 60er Jahren" im Stadtmuseum Bonn.

"Die Fotos sind auf ihre Art etwas Besonderes", betont Horst-Pierre Bothien, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stadtmuseum, der die Idee zu der Bilderschau hatte. "Sie treffen den Nerv der Zeit."

Diese Zeit wird manch jüngerem Bonner fremd erscheinen. Nicht jeder wird sich noch erinnern, dass einst, wie auf einigen Fotos zu sehen ist, in der Innenstadt reger Autoverkehr herrschte und sogar Straßenbahnen über den Münsterplatz fuhren, bevor er Teil der Fußgängerzone wurde. Die Aufnahmen bezeugen, so Bothien, den großen Planungs- und Bauboom der 60er Jahre in der Innenstadt, der zwei Absichten hatte. Zum einen die Stärkung der City als Einkaufs- und Verwaltungsstandort, zum anderen dem zunehmenden Kfz-Verkehr Herr zu werden.

So verwundert es nicht, dass man Baugruben und Baustellen auf den Fotos entdecken kann. Gebäude großer Kaufhäuser entstanden in den Sechzigern ebenso wie die erste Tiefgarage. Um das Problem der vielen Autos zu lösen, "gab es die wildesten Pläne", erklärt Bothien, unter anderem wollte man den Hofgarten zu einem Parkplatz umbauen.

Aufgrund der großen baulichen Veränderungen dokumentieren Wienkes Fotos auch vieles, was es heute nicht mehr gibt. So zum Beispiel die alte Heuerampel in der heutigen Thomas-Mann-Straße, die Grün- und Rotphasen mit einem Zeiger, ähnlich einer Uhr, anzeigte. Die Häuser, die man im Hintergrund sieht, stehen heute auch nicht mehr. Sie fielen dem Bau des Stadthauses zum Opfer.

Ebenso werden viele Bonner noch wehmütig an die Kaiserhalle zurückdenken. 1970 musste der beliebte Bürgertreff den Zukunftsplänen der Stadt weichen. Auf Wienkes Fotografie sieht man sie noch in vollem Glanz, heute befindet sich an ihrer Stelle der Busbahnhof.

Die Ausstellung "Rund um den Münsterplatz. Fotografische Alltagsimpressionen aus den 60er Jahren" ist noch bis Sonntag, 23. März, im Stadtmuseum Bonn, Franziskanerstraße 9, montags 9.30 bis 14 Uhr, donnerstags bis samstags 13 bis 18 Uhr sowie sonntags 11.30 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt, der auch zum Besuch der Dauerausstellung des Museums berechtigt, beträgt 2,50 Euro, ermäßigt 1,60 Euro.

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