Telekom Beethoven Competition Jüngster Teilnehmer im Finale

Bonn · Mit einem unglaublich starken Auftritt des jüngsten Teilnehmers endete am Donnerstagabend kurz vor 21 Uhr das Halbfinale der diesjährigen Telekom Beethoven Competition. Am 12. Dezember wird das Finale ausgespielt und der Gewinner gekürt. Im Finale stehen Moritz Winkelmann, Ben Cruchley und Filippo Gorini.

 Finalist Filippo Gorini im Telekom-Zentrum bei der Probe mit dem Geiger Denis Goldfeld

Finalist Filippo Gorini im Telekom-Zentrum bei der Probe mit dem Geiger Denis Goldfeld

Foto: Dan Hannen

Der Italiener Filippo Gorini ist gerade einmal 20 Jahre alt, und vereint schon so ziemlich alle Tugenden, die es für ein pianistisches Kräftemessen braucht.

Das begann schon bei seiner klugen Repertoireauswahl, mit der er seine Kompetenz im Halbfinale auf unterschiedlichsten Gebieten demonstrieren konnte. In "Still Sorrowing" von Thomas Adés entlockte er dem Steinway höchst filigrane Klänge, in Arnold Schönbergs op. 11 verschmolz er permanente Expression mit absoluter Klangkontrolle. Im Finale von Belá Bartóks Klaviersonate (Sz 80) erwies er sich als gnadenlos voranpreschender Hochgeschwindigkeitsmotoriker.

[kein Linktext vorhanden]Beethovens frühe Sonate in F-Dur aus op. 10 spielte er im langsamen Satz mit exquisiter Anschlagskultur und im Finale mit Witz, Biss und perfektem rhythmischem Timing. Dass er auch noch ein hervorragender Kammermusiker ist, zeigte er an der Seite des Geigers Denis Goldfeld, der an diesem Abend mit jedem Teilnehmer, also sechs Mal, den letzten Satz aus Beethovens "Frühlingssonate" spielte, und sich beim sechsten Mal vom inspirierenden Spiel Gorinis noch einmal regelrecht mitreißen ließ. Dass der Italiener ins Finale gewählt wurde, war nicht überraschend.

Am Morgen des Halbfinaltages spielte zunächst der Deutsche Moritz Winkelmann. Nach den Moments Musicaux von Avner Dorman, deren klangliche Herausforderungen er ziemlich grandios bewältigte, musste der für einen Augenblick etwas irritiert wirkende Pianist erst einmal selbst das Notenpult vom Klavier nehmen. Für die anderen Teilnehmer übernahmen Helfer den Job. Allerdings spielte Winkelmann im Anschluss ebenso souverän weiter, wie er begonnen hatte.

An den Anfang seines Programms hatte der 31-Jährige den vierten Satz der "Frühlingssonate" gestellt, die er klassisch ausgewogen vorstellte. Als Meister feiner Anschlagsnuancen erwies er sich in Schönbergs Sechs kleinen Klavierstücken op. 19, während er in Prokofjews siebter Klaviersonate, namentlich im Finale, Muskeln zeigte. Aus den frühen Sonaten Beethovens hatte Winkelmann die erste in f-Moll ausgewählt, deren Sturm-und-Drang-Charakter er virtuos herausstellte. Auch er zieht ins Finale ein.

In jeder Hinsicht ruhiger verlief der Halbfinal-Auftritt des Kanadiers und dritten Finalisten Ben Cruchley. Der 29-Jährige wählte mit Beethovens Sonate in G-Dur op. 14/2 ein Werk aus, das in seiner verspielten Klassizität gleichsam eine Huldigung an Mozart und Haydn ist. Bei Cruchley klang die Musik ganz wunderbar leicht, ohne zu leichtgewichtig zu werden.

Aus dem Katalog der zeitgenössischen Musik hatte er die "Filigrane Scarlatte" von Caterina die Cecca ausgewählt, für die der Steinway-Konzerttechniker George Ammann das Instrument ein wenig präparieren musste, um im Bass und Diskant ein paar perkussive Effekte zu erzielen, die Cruchley sehr schön in seine klanglich ausbalancierte Gesamtinterpretation einband. Wirklich großartig gelang ihm der Schostakowitsch-Block am Schluss seines Vorspiels. Das war allerbeste Werbung für die zweite Klaviersonate des Russen.

Georgy Voylochnikov aus Russland hatte im Halbfinale nicht seinen besten Tag. Der Chinese Jianing Kong überzeugte hingegen insbesondere in Prokofjews Sonate Nr. 6 mit stupender Technik, die ein überaus geschmeidiges Spiel erlaubt. Dorothy Khadem-Missagh setzte in Beethovens Sonate f-Moll op. 2 auf dynamische Valeurs, ließ jedoch ein wenig den Biss vermissen, mit dem Winkelmann begeistert hatte. Für ihren Auftritt mit Denis Goldfeld erkannte ihr die Jury unter Vorsitz von Pavel Gililov den Kammermusikpreis an. Den vom Beethoven-Haus gestifteten Publikumspreis teilt sie sich mit Filippo Gorini, der das Saalpublikum für sich gewinnen konnte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim Jazzfest Ein Porträt Venedigs am Piano
Zum Thema
Aus dem Ressort