Christian Schwochow Seine Kindheit, sein dritter Kinofilm "Westen" und neue Projekte

BONN · "Von unserem Balkon aus sah ich Treibjagten der Polizei", erzählt Christian Schwochow, Regisseur der Filme "Novemberkind" und des Fernsehzweiteilers "Der Turm". Der 35-Jährige wurde in der DDR geboren und erlebte als Kind den Fall der Mauer.

 Filmregisseur Christian Schwochow.

Filmregisseur Christian Schwochow.

Foto: Senator

"Ich lebte mit meinen Eltern in der Schönhauser Allee in Berlin unweit der Gethsemanekirche. Man kann sagen, dass diese Kirche als eine Keimzelle des Widerstandes galt", sagt er. "Ab September gab es eine Mahnwache und regelmäßige Andachten", erinnert sich Schwochow, "dieser aufgeladene Herbst 1989 hat das Ende meiner Kindheit markiert."

Viele Jahre später entdeckte Schwochow durch Zufall in einem Museum in Amerika ein ausgestelltes Foto. Aufgenommen war es während einer Montagsandacht in der Gethsemanekirche kurz vor Mauerfall. Tausende kleine Köpfe waren auf dem Foto zu sehen: unter anderem Christian und seine gesamte Familie. "Wir waren Teil der Weltgeschichte."

Sein neuer Film "Westen" handelt von der jungen Nelly Senff, die in den späten 1970er Jahren mit einem Ausreiseantrag die DDR verlässt und versucht, mit ihrem neunjährigen Sohn Alexej im Westen ein neues Leben aufzubauen. In der Rolle des Jungen sind eigene Erlebnisse des Regisseurs verarbeitet. "Als Kind hatte ich auch Sehnsüchte nach Westdeutschland und ich war beeindruckt, als sich mir bis dahin unbekannte Welten öffneten."

Das persönliche und permanente Reflektieren über die Erlebnisse im Herbst 1989 ist der Grund, weshalb sich Schwochow in seinen Filmen oft mit der deutsch-deutschen Vergangenheit beschäftigt. "Die Zeit 1989 bis 1990 war wohl mein prägendstes Jahr.

Der rote Faden meiner Filme ist aber vielmehr, dass es sich um Familiengeschichten mit oftmals unausgesprochenen Geheimnissen handelt", so der Regisseur. Im November feierte er erstmals mit einer Inszenierung am Deutschen Theater in Berlin Premiere. Eines der nächsten Filmprojekte ist der ARD-Fernsehdreiteiler über die Geschichte der NSU-Terrorzelle.

Info

"Westen" läuft ab dem 27. März in der Bonner Kinemathek.

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