Alle tanzen mit Ungewöhnliches Projekt in der Bundeskunsthalle Bonn

BONN · Der französische Choreograph Jérôme Bel zeigt sein Stück „Gala“. Die Besetzung variiert von Stadt zu Stadt. Auch in der Bundeskunsthalle tanzen "Menschen mit unterschiedlichsten Bewegungstalenten" mit.

Jeder ist ein Tänzer: Mitwirkende bei „Gala“ von Jérôme Bel

Jeder ist ein Tänzer: Mitwirkende bei „Gala“ von Jérôme Bel

Foto: Veranstalter

Das Thema der Woche in der Bundeskunsthalle genoss bundesweite Aufmerksamkeit. Am Dienstag präsentierten Intendant Rein Wolfs und Chefrestauratorin Ulrike Klein im Gemäldedepot erste Einblicke in ihre Planungen zur spektakulären Ausstellung „Bestandsaufnahme Gurlitt“, die im November startet. Aber auch das aktuelle Programmangebot des Bonner Musentempels lässt sich sehen – und besuchen. Die großen Ausstellungen, etwa „Iran“ und „Comics! Mangas! Graphic Novels“, laufen noch eine Weile. Themenführungen gehören zum täglichen Standard. Wobei Rundgänge etwa für Menschen mit Demenz oder „Führungen in einfacher Sprache“ schon von einem hohen Engagement zeugen.

Immer wieder interessant, originell und bisweilen auch überraschend sind die kleinen Reihen. Zum Beispiel die „Baby-Art-Connection – Vom Wickeltisch ins Museum“. Bei diesen Führungen wandeln Eltern mit Baby durch die Schau, begleitet von der Kunsthistorikerin Judith Graefe (Nächste Termine: 5. und 12. Juli). Und bei der „Kunstpause“ (mittwochs, 12.30 Uhr)wird zum Rundgang ein Lunchpaket gereicht: Die kurzweilige Speed-Führung versteht sich als Alternative zum Kantinenbesuch in den Konzernen der Umgebung.

Herzen erobert

Recht ambitioniert kommt die relativ junge Veranstaltungsreihe „Live Arts“ daher. Sie widmet sich den darstellenden Künsten. Am 4. Juli geht es um Tanz. Der französische Choreograph Jérôme Bel zeigt sein Stück „Gala“. Hört sich erst mal harmlos an. Doch das Konzept hat es in sich, denn Bel rückt die jeweilige Besetzung in den Mittelpunkt, und die variiert von Stadt zu Stadt.

Der Choreograph bringt neben Tanzprofis auch Menschen auf die Bühne, die dort normalerweise nicht zu Hause sind. Und „Menschen mit unterschiedlichsten Bewegungstalenten“. So betreten am kommenden Dienstag auch 20 Menschen aus Bonn und Umgebung die Bühne der Bundeskunsthalle – mit dem Ziel, „nach spätestens 90 Minuten die Herzen des Publikums erobert zu haben“, sagt Tanzmeister Bel. „In dem Stück geht es nicht um Virtuosität und technische Perfektion, sondern um einen demokratischen Zugang zum Medium Tanz“, heißt es weiter.

Der Plan scheint aufzugehen: „Es wird viel gelacht an diesem Abend; aber das Schöne ist, dass Bel seine Tänzer nie vorführt oder bloßstellt“, urteilt der Berliner Tagesspiegel. Denn bei „Gala“ ist jeder ein Tänzer.

Info: Jérôme Bel, Gala, Bonn, Bundeskunsthalle, Di 4. Juli, 19.30 Uhr; www.bundeskunsthalle.de

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