Welttag des Kusses Auch Tiere knutschen nicht alleine

Berlin · Küssen gehört wohl zu den schönsten und intimsten Beschäftigungen. Die Lippen aufeinander zu pressen, ist nicht nur Menschen vorbehalten. Doch in der Natur ist der Zweck oft ein anderer.

 Mit fest aneinander gesaugten Mäulchen stehen sich zwei Guramis in ihrem Aquarium gegenüber.

Mit fest aneinander gesaugten Mäulchen stehen sich zwei Guramis in ihrem Aquarium gegenüber.

Foto: dpa/Marcus Führer

Küssen klappt nur zu zweit. Da geht es den Tieren wie den Menschen. Freilich sind es keine Liebesbekundungen wie wir sie kennen, wenn Vierbeiner, Meeresbewohner oder Luftakrobaten ihre Artgenossen abbusseln. Während der Mensch gerade in Corona-Zeiten wohl etwas zurückhaltender und weniger wahllos Schmatzer verteilt, knutschen manche Tiere ungehemmt weiter - sicherlich auch am Dienstag (6. Juli), wenn der Welttag des Kusses ansteht.

Küssende Guramis

Ja, sie heißen wirklich so. Mit ihren fleischigen Lippen docken die tropischen Fische, die in Südostasien vorkommen und auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen, aneinander an. In Wahrheit ist diese vermeintliche Form der Zuneigung aber eine reine Kraftprobe im Balzverhalten zweier Männchen - der schwächere bricht den Kontakt ab. Auf diese Weise finden aber auch die verschiedenen Geschlechter gleichstarke Partner. Dabei kommt es auch zu „Küssen“ auf Bauch und Flanken. Hierzulande gibt es die Tiere im Aquarium, in ihrer Heimat werden sie aber auch als Speisefische gehalten.

Albatrosse

Zu ihrem komplexen Balzritual zählt das Schnäbeln. Unter den Galapagos-Albatrossen zum Beispiel stärken die Paare ihre Bindung über komplizierte und intime Tänze mit Kopfkreisen, Watscheln, Lauten (die an das Muhen von Kühen erinnern), Nicken - und einem Aneinanderklappern der Schnäbel. Sie finden so ein Leben lang in jeder Brutzeit wieder zueinander. Dann legt das Weibchen ein Ei, das beide abwechselnd ausbrüten.

Elefanten

Was den Menschen das Küsschen auf die Wange, ist den Elefanten eine Begrüßung mit den Rüsseln. Wenn die Dickhäuter ihre Allzweckwerkzeuge ineinander verschlingen, dann betasten und beriechen sie sich. Sie finden gegenseitig heraus, wo sie gewesen sind, was sie aßen oder wie sie sich fühlen. Zwischen männlichen Verwandten sei das Umschlingen der Rüssel immer langsam und sinnlich, heißt es in einer Studie über die Gesten und Signale im Verhalten Afrikanischer Elefanten. Zwischen weiblichen gehe es hingegen plötzlicher und dramatischer zu. Doch auch im Kampf zweier männlicher Rivalen kommen die Rüssel in weniger freundlicher Weise zum Einsatz.

Bonobos

Bekannt sind die Menschenaffen dafür, in Sachen Sex höchst aktiv zu sein. Dabei geht es nicht allein um die Fortpflanzung, sondern auch darum, Konflikte und Spannungen innerhalb der Gruppe zu lösen. Bonobos haben mehrmals täglich Verkehr, unabhängig von Geschlecht, Alter, Verwandtschaft und sozialem Status. Und dabei tauschen sie natürlich auch Küsse aus - und (anders als etwa Schimpansen) sogar mit der Zunge. Es heißt, Bonobos seien neben den Menschen die einzigen, die auf diese akrobatische Weise schmusen.

Ameisen

Bei den Meistern des organisierten Treibens ist der Kuss eine raffinierte Methode, um die eigene Kolonie voranzubringen. Die Biologie nennt es Trophallaxis, wenn Ameisen (wie auch Bienen und Wespen) sich gegenseitig Nahrung und Flüssigkeit von Mund zu Mund reichen. Doch die Emsen geben über den Speichel wohl auch wichtige chemische Botschaften weiter, um die nächste Generation zu prägen. Forschungen deuten zudem darauf hin, dass sie so den Geruch der Kolonie verbreiten und Nestgenossen identifizieren.

(dpa)
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