David Kwabena Badu Aus dem Kinderhaus an die Universität

BONN · Eine Mischung aus Ehrgeiz, Mut und einem glücklichen Zufall brachte den Ghanaer David Kwabena Badu nach Deutschland.

 Eine Mischung aus Ehrgeiz, Mut und einem glücklichen Zufall brachte den Ghanaer David Kwabena Badu nach Deutschland.

Eine Mischung aus Ehrgeiz, Mut und einem glücklichen Zufall brachte den Ghanaer David Kwabena Badu nach Deutschland.

Foto: Roland Kohls

Im November 2011 besuchte Christoph Konopka, geschäftsführender Vorstand der Jakob-Christian-Adam-Stiftung aus Meckenheim, das Don Bosco Boys Home, ein Straßenkinderhaus in Sunyani, Ghana. Konopka wollte aus Dank für die Gastfreundschaft den Leiter des Kinderhauses zum Abendessen einladen.

Dieser lehnte ab, wollte bei seinen Schützlingen bleiben. Zufällig lief der damals 26-jährige David Badu vorbei. "Nehmen Sie ihn mit, dieser Junge ist jung und hungrig", sagte der Leiter zu Konopka. Gemeint war damit auch Badus Ehrgeiz. Zwei Jahre später ermöglichte Konopka ihm den Weg nach Deutschland, vom Kinderhaus an die Universität.

Dass es soweit kam, ist nicht ausschließlich auf Zufall zurückzuführen. Badu hat für diesen Weg lange gekämpft - zum Teil mit rigorosen Methoden. "Ich war das jüngste Kind von sechs Geschwistern, mein Vater starb, als ich sieben Jahre alt war", erzählt Badu. Er musste auf dem Feld arbeiten, seine Familie unterstützen.

"Aber ich wollte unbedingt zur Schule." Nach acht Jahren wäre die schulische Laufbahn des ehrgeizigen Jungen fast zu Ende gewesen. Seine Mutter konnte sich das Schulgeld nicht leisten, und außerdem brauchte sie ihren Sohn zu Hause.

"Ich habe dann mehr als eine Woche nichts gegessen, war den Tag über nie zu Hause. So wollte ich meine Mutter überzeugen", sagt Badu heute. Es klappte und schweren Herzens stimmte seine Mutter den Plänen des Jungen zu. Das Schulgeld besorgte Badu selbst - als Arbeiter auf dem Feld oder beim Körbeflechten.

Doch die nächste weiterführende Schule lag fünf Stunden entfernt. Erneut musste sich der Ghanaer gegen seine Familie entscheiden und zog in das Don Bosco Boys Home der Salesianer in Sunyani. "Es war sehr schwer, meiner Mutter zu widersprechen. Wir beide haben viel geweint, aber es war der richtige Weg."

Bis 2004 besuchte er dort die Sekundarschule, ging im Anschluss auf die Wirtschaftsschule und machte einen Bachelor in "Economics and Business Administrations". Als Erzieher arbeitete er ehrenamtlich in dem Kinderhaus weiter, beim durch die Jakob-Christian-Adam-Stiftung mit 100 000 Euro geförderten Neubau des Boys Home war er sogar Projektleiter. Und dann kam das zufällige Treffen mit Konopka.

"Nach seiner Rückkehr aus Ghana kam Christoph Konopka zu mir und erzählte, dass er dort einen jungen Mann kennengelernt hatte, der sehr ehrgeizig sei und den er gerne für ein Masterstudium nach Deutschland holen würde", erinnert sich Clemens Schliermann, Missionsprokurator der Salesianer in Bonn.

Gemeinsam wurde geprüft, was möglich war. Der Masterstudiengang "CSR and NGO Management" der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg unter Leitung von Professor Harald Meier wurde ausgewählt. "Es war aber alles andere als einfach, ihn nach Deutschland zu holen", sagt Schliermann. Über ein Jahr hat es gedauert, bis Badu ein Visum erhielt, im Oktober 2013 war es endlich soweit.

"Als ich im Flugzeug saß, wusste ich nicht, ob es ein Traum oder die Realität war", sagt der heute 29-jährige Badu. Er habe den Flug über gezittert und an seine Familie und den langen Weg, den er bis hierhin zureckgelegt hatte, gedacht. Unglücklich für ihn war auch, dass das Studium bereits begonnen hatte.

Aufgrund der Probleme beim Visum war er zwei Wochen zu spät. "Kaum kam ich in Deutschland an, musste ich meine erste Prüfung schreiben", scherzt er. Doch die Familie Konopka, zu der der 29-Jährige heute schon fast ein familiäres Verhältnis aufgebaut hat, und die Mitarbeiter der Missionsprokur der Salesianer in Bonn, wo er für die Dauer des Studiums lebt, nahmen ihm die Angst.

Doch die Hilfe ging noch einen Schritt weiter. Gemeinsam wurde der Kontakt zur Deutschen Post DHL hergestellt und David Badu zu einem Vorstellungsgespräch für ein Praktikum eingeladen. "Ich war zuerst zögerlich, was das Praktikum angeht. Aber David hat mich im Gespräch überzeugt.

Auch wenn der Anfang sehr schwierig war, hat er durch seine Arbeit überzeugt", sagt Christoph Selig, der im Bereich Unternehmensverantwortung des Konzerns arbeitet und das Praktikum betreute. Ein halbes Jahr arbeitete Badu im CSR-Bereich "Go Teach & Go Green" der Post. Aus dem Chef-Praktikanten-Verhältnis der beiden sei in der Zeit eine Freundschaft entstanden, betont Selig.

Das Hauptaugenmerk seines bis Ende 2015 andauernden Deutschlandaufenthalts liegt aber auf dem Masterstudium. Drei Semester dauert es, die Seminare finden jeweils am Wochenende sowie einer Blockwoche statt. 27 Kommilitonen aus 15 Nationen nehmen neben Badu an diesem Studiengang der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg teil.

"Der Mix der Kulturen ist die größte Herausforderung, aber auch eine Bereicherung und macht unheimlich Spaß", sagt Professor Harald Meier. Nach seinem Abschluss wird Badu eine Zeit lang weiter für Don Bosco und die Salesianer arbeiten - wo und in welcher Form ist noch nicht klar.

"Er hat Potenzial, an der Uni weiter zu arbeiten und beruflich erfolgreich zu sein", ist sich Konopka sicher. Doch bis dahin muss der Ghanaer noch oft die Schulbank drücken: Derzeit lernt er die deutsche Sprache. "Das ist auch nicht einfach", sagt er.

Die Jakob-Christian-Adam-Stiftung

"Wert und Würde im Alter" sowie "Bildungswege aus der Armut" sind die Schwerpunkte der Meckenheimer Jakob-Christian-Adam-Stiftung. Die 1981 verstorbene Antoinette Adam widmete ihr Vermögen ihren Herzensanliegen Mission und Caritas und brachte es nach ihrem Tod in die 1987 gegründete, gemeinnützige Stiftung ein.

Mit "Bildungswege aus Afrika" unterstützt die Stiftung Projekte für junge Menschen in Afrika. Seit 2007 wird jährlich der Afrika-Förderpreis in Höhe von mindestens 100 000 Euro vergeben, womit Schulräume, Bildungsangebote und Unterkünfte geschaffen wurden.

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