Kommentar Es hängt am Einzelnen

Das Schlagwort der Work-Life-Balance, also dem ausgewogenen Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben, wird besonders gerne in Sonntagsreden benutzt. Grundsätzlich ist jedem Chef und jedem Arbeitnehmer klar, dass zu einer guten Arbeit ein ausgeruhter Mitarbeiter gehört, der auch mal was anderes außer seinem Job erlebt und regelmäßig etwas mit seiner Familie unternimmt.

Doch im Alltag gerät diese Grundüberzeugung schnell ins Wanken. Es gehört für einen Arbeitnehmer schon ein gerütteltes Maß an Selbstbewusstsein dazu, das Handy das ganze Wochenende ausgeschaltet zu lassen. Klare Ansagen des Chefs, dass Anfragen in der Freizeit nicht beantwortet werden müssen, sind extrem hilfreich.

Unsicherheit über die Zukunft des Arbeitsplatzes schürt den Trend zur Selbstausbeutung. Mit permanenter Verfügbarkeit versucht so mancher Beschäftigter, sich unentbehrlich zu machen. Das Engagement in sozialen Netzwerken wie Facebook, die oft genug zur halbdienstlichen karrierefördernden Selbstdarstellung genutzt werden, trägt dazu bei, die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit vollends verschwinden zu lassen.

Die Arbeitsministerin hat Recht: Unternehmensvorgaben nützen gar nichts, wenn sie von den Arbeitnehmern nicht auch genutzt werden. Wann ein Mitarbeiter außerhalb der Arbeitszeit erreichbar sein muss, sollte im Einzelfall zwischen Unternehmen und Beschäftigten geregelt sein. Stillschweigende Erwartungen tragen zu Missverständnissen bei.

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