Energiewende Im Inland hui, im Ausland pfui

Bonn · Während erneuerbare Energien im Vorzeigeland Deutschland auf dem Vormarsch sind, fördert die Bundesrepublik im Ausland den Neubau von Kohlekraftwerken. Unterdessen verklagt RWE genau das Unternehmen, das derzeit Kohletechnik nach Griechenland exportiert.

 RWE hat in dieser Woche den größten Windpark in Nordrhein-Westfalen eröffnet. Die Anlage bei Bedburg hat 21 Windräder.

RWE hat in dieser Woche den größten Windpark in Nordrhein-Westfalen eröffnet. Die Anlage bei Bedburg hat 21 Windräder.

Foto: picture alliance / dpa

Im Gegensatz zum großen Vorzeigethema Energiewende wird selten darüber berichtet: Während hierzulande in wenigen Jahrzehnten Schluss sein soll mit Kohlestrom, hilft die Bundesrepublik im Ausland, genau diese klimaschädliche Form der Energieerzeugung auszubauen.

Derzeit errichtet die Europatochter des japanischen Hitachi-Konzerns mit Sitz in Duisburg ein neues Kohlekraftwerk in Griechenland, das 2019 ans Netz gehen soll. Gefördert wird das ganze Projekt von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – mit anderen Worten von Deutschland. Die Eigentümer der Bank sind zu 80 Prozent der Bund und zu 20 Prozent die Bundesländer.

Die KfW hat dem Duisburger Unternehmen einen Kredit über 730 Millionen Euro gewährt, um im nordgriechischen Kohlerevier „Ptolemaida“ ein Kraftwerk zu bauen. Und das ist nicht das einzige Projekt dieser Art. Auf Anfrage des General-Anzeigers erklärt die Förderbank: Insgesamt betrage das Neuzusagevolumen „für Modernisierungen und hochmodernen Bau von Kohlekraftwerken“ in den vergangenen neun Jahren 3,1 Milliarden Euro. Das entspräche 0,4 Prozent des Neuzusagenvolumens insgesamt in diesem Zeitraum.

Auch wenn der Anteil am Gesamtvolumen gering ist, bleibt die Frage des Warum. Darauf antwortet die KfW: Die Projekte, die hauptsächlich „in aufstrebenden Schwellenländern und in Europa durchgeführt werden, sollen einen Beitrag für den wirtschaftlichen Aufholprozess leisten“. Außerdem heißt es, habe die Bank ihre Leitlinien zur Kohlekraftwerksfinanzierung überprüft und noch anspruchsvoller gestaltet. Sie folge dabei den Vorgaben der Bundesregierung, denen sie verpflichtet sei.

Die Zahl der Projekte nimmt nach Angaben der KfW allerdings in den kommenden Jahren ab: „Durch die strikte Anwendung der KfW-Kohleleitlinien bei der Prüfung von neuen Finanzierungsanfragen werden KfW-Zusagen für Kohlevorhaben in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen.“ Deutschland will am Kohleboom in anderen Ländern mitverdienen. Die Liste der Länder, in die deutsche Unternehmen ihre Kohle-Technik liefern wollen ist laut Medienberichten lang. Unter anderem sind darauf Kunden wie Russland, Ukraine, Türkei, Serbien, Vietnam, Südafrika und die Philippinen vermerkt.

Dabei geht es natürlich auch um Arbeitsplätze: Wird die deutsche Kohletechnik nicht mehr exportiert, braucht sie bald niemand mehr. Das gleiche Problem haben auch Unternehmen, die schwere Maschinen herstellen, die vor allem im Bergbau genutzt werden. Ein Beispiel ist das das Familienunternehmen Eickhoff aus Bochum. Das Unternehmen produziert seit 1864 Maschinen für Extrembedingungen.

Nach Angaben der Geschäftsführung macht das Unternehmen pro Jahr einen Umsatz von 360 Millionen Euro, 80 Millionen davon mit Maschinen, die im Bergbau eingesetzt werden. „Davon exportieren wir seit Jahren 95 Prozent ins Ausland“, erklärt Geschäftsführer Paul Rheinländer. Das Unternehmen beschäftigt derzeit mehr als 1400 Mitarbeiter. Ohne die Abnehmer in anderen Ländern müsste er wahrscheinlich mindestens 500 bis 600 entlassen.

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