Verein Region Köln/Bonn Molitor: Demnächst sind die Eisenbahnbrücken dran

BONN · Was bedeutet es für einen Berufspendler, der zur Arbeit ins frühere Bonner Regierungsviertel fährt, wenn im Hafen von Rotterdam Jahr für Jahr mehr Güter gelöscht werden? Dass er noch länger im Stau steht. "Zwei Milliarden investiert Rotterdam jährlich in den Ausbau des Hafens", berichtete Reimar Molitor, Vorstand des Vereins Region Köln/Bonn, am Dienstagabend im Rahmen des 40. Bonner Städtebauseminars im Unigebäude an der Nussallee.

 Ein Anwalt der regionalen Zusammenarbeit ist Reimar Molitor vom Verein Region Köln/Bonn von Berufs wegen.

Ein Anwalt der regionalen Zusammenarbeit ist Reimar Molitor vom Verein Region Köln/Bonn von Berufs wegen.

Foto: Barbara Frommann

Und Molitor ließ keinen Zweifel daran, dass dieser Hafenausbau wachsenden Cargo-Verkehr nach Bonn und in die Region spült. "Die Region ist die Stadt?!" lautete das Thema, dem sich neben Molitor der Planungsdezernent des Rhein-Sieg-Kreises, Michael Jaeger, und der Chef im Bonner Planungsamt, Michael Isselmann, annahmen. Ihr einhelliges Credo: Alles hängt mit allem zusammen - in der Region und darüber hinaus.

Zwar lebten die Menschen in Bockeroth oder Kessenich, in Swisttal oder Friesdorf, aber jenseits der kleinteiligen, gefühlten Heimat überschritten sie tagtäglich kommunale Grenzen ohne nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie Isselmann anhand einer Familie aus Königswinter illustrierte.

Da arbeitet der Vater in Bonn, die Mutter in Hennef. Ein Kind besucht den Kindergarten am Wohnort, ein anderes die Schule in Bad Honnef. Die Mutter geht ihrem Hobby in Unkel nach. Der Einkaufsbummel führt alle nach Köln und und und.

Molitor machte keinen Hehl daraus, dass für ihn die Mobilitätsplanung die wichtigste regionale Aufgabe ist. Mit dem angeschlossenen Rhein-Kreis Neuss zähle die Region 3,5 Millionen Einwohner. Sein hintergründiges Fazit: "Regionen sind auch nur Menschen."

Wer auf die Landkarte blicke, der könne die Frage kaum beantworten, wo Stadt aufhört und wo die Region beginnt. Ballungszentren entlang des Rhein, das drittgrößte Obst- und Gemüseanbaugebiet der Republik und 40 Prozent der Energiereserve NRWs: "Diese Dichte gibt's in Europa nicht noch mal", urteilt Molitor. Was ihm mit Blick auf "die marode Infrastruktur" Sorgen bereitet. Und dabei seien die Autobahnbrücken nur der Anfang. Seine Prognose: "Demnächst sind die Eisenbahnbrücken dran."

Parallel dazu drücken nach seiner Erkenntnis Logistikunternehmen in die Region mit ihrer zentralen Lage im Herzen Europas. Vor dem Hintergrund drohe noch mehr Verkehr und die Frage: "Wer ist der Anwalt für unsere Pendlerbeziehungen?" Um sich notfalls auch europaweit Gehör zu verschaffen, führt nach Meinung aller kein Weg an regionalen Kooperationen vorbei.

Was im nächsten Schritt auch für Städtebau und Raumplanung in Zeiten von immer weiter auseinanderklaffenden Immobilienpreisen gelte. Bonn und Siegburg verfügten langfristig nicht über genug Flächen für die nötigen Wohnungen. Da müssten und könnten andere Orte einspringen. Vorausgesetzt, die Verkehrsanbindung stimmt. Alles in allem ein Plädoyer für regionale Zusammenarbeit, ohne deren Probleme totzuschweigen. Keine Alternative für Jaeger: "Die Fieberfantasien von Fusionen."

40. Städtebauseminar

"Wege zur Baukultur in Stadt und Region" lautet der Titel des 40. Bonner Städtebauseminars, das jeweils dienstags von 18 bis 19.30 Uhr im Hörsaal I im Uni-Gebäude an der Nussallee 1 stattfindet. Um "Lebendige Städte" geht es am 3. Dezember mit Anne Luise Müller vom Kölner Stadtplanungsamt. Über das geplante Outlet-Center im historischen Bad Münstereifel sprechen Bürgermeister Alexander Büttner und Investor Georg Cruse am 14. Januar 2014.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur Arbeitslosenquote Viel Potenzial bei Ungelernten
Zum Thema
Aus dem Ressort