Auch richtiges Reklamieren will gelernt sein

Kunden werden zu kritischem Einkaufen aufgefordert - Bonner Markt ist besser geworden

Bonn. Es muss nicht die Maus in der Bohnendose sein oder der Nagel im Weißbrot, damit sich Verbraucher beschweren. Es reichen schon kleinere Mängel bei Lebensmitteln, damit Kunden im Laden reklamieren können - und auch ihr Recht bekommen.

Die Verbraucher-Zentrale hat sich der Sache angenommen und rät: "Den Ärger nicht herunterschlucken." Statt bei Etikettenschwindel, dreckigen Verkaufstresen oder verdorbenen Lebensmitteln tatenlos zuzusehen oder sich bloß beim Nachbarn aufzuregen, sollten Kunden gezielt ansprechen, was ihnen bitter aufstößt.

Das hilft anderen Verbrauchern, macht Händler aufmerksamer und sorgt für bessere Qualität, so Beraterin Angela Clausen. Auch die Verbraucher-Zentrale kann weitere Schritte veranlassen. Sie hat in einem Faltblatt ("Beschwerdepass") aufgelistet, worüber man sich beschweren kann und wo.

Ein typischer Fall für eine berechtigte Klage: Beim Joghurt ist das Haltbarkeitsdatum mit einem Preisschild überklebt. Oder die Tiefkühltruhe im Laden ist überfüllt und die Ware angetaut. Heike Hirschmann-Graf, Leiterin der Beratungsstelle: "Wir nennen das Erbsen in Schnee." Ihr guter Tipp: "Beim Blick ins Milchregal sieht man oft schon, ob der Laden sauber geführt ist."

Auch bei der Lebensmitteluntersuchung der Stadt Bonn treten immer wieder drastische Fälle auf. "Es gibt oft Beschwerden, dass Fremdkörper in Lebensmitteln sind", sagt Leiterin Irmgard Geib. "Da gab es den Nagel im Brot, das benutzte Heftpflaster im Rotkohl oder die Spritze in der Wasserflasche. Da denkt man manchmal schon an Sabotage." Fazit: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Den Kunden rät Geib: "Augen auf und immer kritisch kaufen."

Dabei sollten die Verbraucher nicht bange sein, sondern sich durchsetzen. "Aber den Leuten fehlt oft der Mut, etwas im Laden zu beanstanden", weiß Hirschmann-Graf. Dabei ist ihre Erfahrung, dass zwei Drittel der Beschwerden, die bei ihr ankommen, berechtigt sind.

Positiv am Rande: Die Zahl der Reklamationen auf dem Bonner Markt ist zurückgegangen. "Das ist bei weitem nicht mehr so gravierend wie vor zwei Jahren", so die Leiterin der Verbraucher-Zentrale. Meist geht''s bei Klagen darum, dass Mengen nicht stimmen oder teilweise schlechte Ware eingepackt wurde. Geib ergänzt: "Wir haben aber auch täglich einen Kontrolleur auf dem Wochenmarkt."

Für gezielte Fragen und Beschwerden können Kunden am Donnerstag, 21. März, von 10 bis 15 Uhr bei der Verbraucher-Zentrale unter (02 28) 24 16 93 anrufen. Von 10 bis 19 Uhr ist auch ein persönliches Gespräch in der Stadthaus Loggia möglich. Das Faltblatt ist dort kostenlos erhältlich, kann auch schriftlich angefordert werden (frankierter Rückumschlag).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Diese Pflanze kann fast alles
Chinesisches Wunderschilf „Miscanthus“ Diese Pflanze kann fast alles
Zum Thema
Aus dem Ressort