Das Fastenbrechen beginnt mit einer Dattel

Die Muslime der Königswinterer Moschee laden deutsche Kirchenvertreter, Politiker und Pädagogen zum Festessen nach Sonnenuntergang ein. Kochkunst ohne Abschmecken

Siebengebirge. Besonders die weiblichen Gäste waren vom Festessen in der türkischen Moschee beeindruckt: "Es ist unglaublich, wie man so gut kochen kann, ohne das Essen dabei kosten und abschmecken zu dürfen", staunte zum Beispiel Beate Schaaf von der katholischen Frauengemeinschaft Bad Honnef.

Um die Integration zu fördern und das Verständnis zwischen Deutschen und Türken in der Region zu verbessern, hatte die Türkisch-Islamische Union Königswinter Vertreter aus Politik, Kirche und Bildung am Mittwochabend in die Moschee in der Königswinterer Altstadt zum Fastenbrechen geladen. Denn am 27. Oktober hat bei den Muslimen der Fastenmonat Ramadan begonnen. Bis zum 24. November dürfen sie in der Zeit von etwa 5.30 Uhr morgens bis zum Sonnenuntergang nichts essen oder trinken.

Da der islamischen Zeitrechnung das Mondjahr zugrunde liegt, das etwa zehn Tage kürzer ist als das Sonnenjahr, verschiebt sich der Monat Ramadan jedes Jahr um zehn Tage nach hinten, so dass er manchmal in den Sommer und manchmal in den Winter fällt. "Im Sommer ist es natürlich viel schwerer, bis zum Sonnenuntergang nichts zu sich zu nehmen.

Doch im Moment lässt es sich ganz gut aushalten", findet Arif Kablan, der das Festessen leitete und die Reden aller deutschen und türkischen Anwesenden übersetzte. Um 16.48 Uhr war es dann endlich so weit: Die Frauen aus dem Moschee-Verein tischten ihren Gästen türkische Köstlichkeiten auf, die sie traditionell zum Fastenbrechen essen. Als erstes gibt es für Muslime zum abendlichen Fastenbrechen üblicherweise eine Dattel. Linsensuppe, gefüllter Blätterteig, gefüllte Weinblätter und Auberginenscheiben, Reis, Fleisch und süße Nachspeisen haben die zehn Frauen teils schon am Vortag begonnen zuzubereiten.

Und das eben, ohne davon zu kosten, denn Ausnahmen vom Fasten sind im Islam ausschließlich für Kranke, Schwangere, Kinder und Menschen auf Wanderschaft erlaubt. Arif Kablan: "Das Fasten lehrt uns, geduldig zu sein und unseren Körper unter Kontrolle zu halten. Außerdem gedenken Muslime damit der Menschen, die nicht genügend Nahrungsmittel haben."

Die deutschen Gäste überzeugte aber nicht nur die Kochkunst ihrer türkischen Nachbarinnen. Auch die Idee der besseren Verständigung durch gemeinsame Feste soll in Zukunft weitergeführt werden. So lud Monika Götz, die Schulleiterin der Johann-Lemmerz-Grundschule in Königswinter, gleich alle anwesenden Muslime zur anstehenden Weihnachtsfeier der Schule ein.

Und Herbert Breuer, der katholische Schulpfarrer des Siebengebirgsgymnasiums in Bad Honnef, resümierte: "Vor einiger Zeit haben wir schon zusammen in der evangelischen Kirche gebetet, danach haben wir bei einem Diskussionsabend über unsere verschiedenen Religionen gesprochen, und heute haben wir auch zusammen gegessen. Wenn wir miteinander beten, sprechen und essen können, ist für unsere Zukunft schon viel erreicht."

Der Fastenmonat Ramadan endet am kommenden Dienstag, dem 25. November, mit dem Ramadan-Fest, einem der zwei großen Feste im Islam, das etwa einen so hohen Stellenwert hat wie im Christentum das Weihnachtsfest.

Umgangssprachlich wird das Ramadan-Fest auch "Zuckerfest" genannt, weil an diesem Tag die Kinder Bonbons und Geschenke bekommen. Das deutsch-türkische Fastenbrechen in der Moschee endete am Mittwoch mit einem gemeinsamen Abendgebet der Muslime und ihrer Gäste. Herbert Breuer: "Natürlich bete ich da mit, denn beten ist ja mindestens genauso wichtig wie essen!"

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