Die Stiftung springt (nicht) für die Stadt ein

Die Erträge des Stiftungskapitals sollen dem Gemeinwohl dienen - Bad Honnef nimmt mit seiner Bürgerstiftung eine Vorreiterrolle im Rhein-Sieg-Kreis ein - Der Bürger selbst sorgt für die Lebensqualität

  Hausaufgabenbetreuung  kann die Kommune beispielsweise nicht mehr finanzieren. Ein mögliches Betätigungsfeld für die Bürgerstiftung?

Hausaufgabenbetreuung kann die Kommune beispielsweise nicht mehr finanzieren. Ein mögliches Betätigungsfeld für die Bürgerstiftung?

Foto: Holger Handt

Bad Honnef. Bürgersinn und Bürgerstolz zeichnen Bad Honnef aus, sagt Peter Brassel. Umso optimistischer ist der Bürgermeister, wenn es um den Erfolg der noch zu gründenden Bürgerstiftung geht. Aus deren Budget sollen künftig Dinge finanziert werden, die dem Gemeinwohl dienen, jedoch aus der längst leeren Stadtkasse nicht mehr bezahlt werden können.

Dabei soll das Stiftungsgeld freilich nicht als Ersatz-Etat der Stadt fungieren. Vielmehr soll "von Bürgern für Bürger" Sinnvolles und Wünschenswertes geschaffen werden. Laut Satzung darf es sich dabei lediglich um Projekte handeln, die außerhalb der städtischen Pflichtaufgaben liegen. Keinesfalls werde man für die Stadt zu deren Aufgabenerfüllung in die Bresche springen, sagte Klaus Döhl, einer der Stiftungs-Initiatoren. Der Stiftungsbeirat alleine werde über die Verwendung der Gelder entscheiden.

Bewusst hatten die Initiatoren zur Vorstellung der Stiftung das ohne einen Cent aus Steuergeldern finanzierte neue Zentrum für Kunst und Kultur unter dem Ratssaal gewählt. Immerhin ist dieses 180 000 Euro teure Projekt ausschließlich aus Spenden verwirklicht worden. Mithin ein Produkt von Bürgern für Bürger. So soll es auch mit der Stiftung funktionieren.

Rund 30 Bad Honnefer waren gekommen, um sich über Hintergründe zu informieren. Nicht die Frage, was der Staat für den Bürger tun könne, sondern die Frage, was der Bürger für das Allgemeinwohl tun könne, stehe im Vordergrund, sagte Döhl, der auf das Selbstverständnis von Stiftungen in den USA hinwies. Seit Jahrzehnten werde dort mit großem Erfolg auf diesem Terrain gearbeitet.

In Deutschland hingegen ist der Stiftungsgedanke eher noch wenig ausgeprägt. Im Rhein-Sieg-Kreis könnte Bad Honnef eine Vorreiterrolle übernehmen. "Wir suchen nun Menschen, die bereit sind, mit ihrem Geld die Stiftung ins Leben zu rufen", erklärte Döhl. Mit 50 000 Euro von der Sparkasse ist das finanzielle Fundament der Stiftung bereits gelegt.

Eine Konzeption sowie eine Satzung liegen dem Regierungspräsidenten zur Genehmigung vor. "Wir erwarten eine finanzielle Erfolgsstory", sagte Döhl. Möglichst groß soll der Kapitalstock werden, aus dessen Erträgen dann die Wünsche erfüllt werden. Ob Parkbank oder Orchesterinstrument, ob Reisezuschuss für die Partnerschaftskomitees oder ob Beschaffung von Sportgerät für die Bad Honnefer Vereine: die Palette der förderungswürdigen Leistungen umfasst nahezu alles, was nicht in der alleinigen Zuständigkeit der Kommune liegt.

Heißt: Schlaglöcher dürfen aus Stiftungsgeldern ebenso wenig geschlossen werden wie der Bau eines Bürgersteigs oder einer Straßenlaterne. Der Höhe der Bürgerspenden ist nach oben wie nach unten keine Grenze gesetzt. Auch über kleine Beträge freut sich die Stiftung. Wer ganz tief in sein Portmonee greifen will, um das Leben in Bad Honnef noch ein wenig lebenswerter zu machen, darf in einer Unterstiftung die Ertragszweckbestimmung gar selbst festlegen.

Dass die Bad Honnefer Stadtsparkasse mit von der Partie ist, hat laut Vorstandsmitglied Hellmuth Buhr Methode: "Es gehört zu unserer Identität, dem Gemeinwohl zu dienen." Mit einer Stiftungs-Zuwendung von 50 000 Euro zeigt die Bank auf, dass es ihr damit sehr ernst ist. Ungeachtet dessen hat sie sich bereit erklärt, die steuerbegünstigten Bürger-Einlagen ab einer bestimmten Höhe jeweils um den gleichen Betrag anzureichern.

Ziehen auch die Bürger mit, könnte das Stiftungsvermögen bald zu einer stattliche Summe anwachsen. "Wir wollen gemeinsam viel erreichen. Es muss etwas geschehen in der Stadt", brachten es die Stiftungsinitiatoren auf den Punkt.

Dazu auch der Kommentar "Jeder Honnefer kann helfen"

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