Nur zwölf Anmeldungen für Königswinterer Hauptschule

In der Nachbarstadt Bad Honnef fehlten zuletzt 14 Anmeldungen zur Einrichtung einer Gemeinschaftsschule. Jetzt beschäftigt man sich auch in Königswinter intensiver mit dem Schulversuch.

Königswinter. In der Nachbarstadt Bad Honnef fehlten zuletzt 14 Anmeldungen zur Einrichtung einer Gemeinschaftsschule. Jetzt beschäftigt man sich auch in Königswinter intensiver mit dem Schulversuch. Zwei Stunden lang debattierte der städtische Schulausschuss am Mittwochabend über das Thema.

Zuvor hatte Rainer Michaelis von der Projektgruppe Gemeinschaftsschule, die das Land beim Ministerium für Schule und Weiterbildung eingerichtet hat, über den Schulversuch informiert. Dabei gab es einen ganz aktuellen Anlass, sich vertieft mit dem Projekt auseinanderzusetzen: Zurzeit liegen erst zwölf Anmeldungen für das fünfte Schuljahr der Gemeinschaftshauptschule Oberpleis vor, wie die Verwaltung berichtete.

"Wie geht die Bezirksregierung damit um, wenn die Hauptschule nach 19 Anmeldungen für das laufende Schuljahr in diesem Jahr die Mindestanmeldezahl von 18 Kindern nicht erreicht?", fragte Grünen-Fraktionsvorsitzende Claudia Owczarczak. "Dann läuft die Hauptschule irgendwann aus", antwortete Michaelis.

Für Kinder, die bereits die Schule besuchen, gebe es allerdings einen Vertrauensschutz, die Schullaufbahn dort auch beenden zu können. Auf Owczarczaks Frage, wann der richtige Zeitpunkt sei, die Gemeinschaftsschule zu beantragen, sagte Michaelis: "Ich würde immer zum frühestmöglichen Zeitpunkt raten. Sie sollten das prüfen, bevor es zu spät ist."

Im ersten Antragsverfahren für das kommende Schuljahr wurden von 19 Anträgen der Schulträger 17 genehmigt. In 14 Fällen wurde auch die notwendige Zahl von Anmeldungen - bei Dreizügigkeit 69 und bei Vierzügigkeit 92 - erreicht. Bad Honnef gehörte nicht dazu.

Insgesamt können bis zu 50 Schulen an dem Versuch teilnehmen. In weiteren Antragsverfahren haben also noch 36 die Chance. "Wir haben schon eine Liste von knapp 50 Schulträgern, die schriftlich mitgeteilt haben, dass sie die Gemeinschaftsschule zum Schuljahr 2012/2013 beantragen wollen", berichtete Michaelis. Die Zeit drängt also.

Was aber spricht für die Gemeinschaftsschule? "Gibt es Untersuchungsergebnisse, dass das längere gemeinsame Lernen Vorteile hat?", wollte Jürgen Klute (Köwi) wissen. Die Erkenntnisse aus Gesamtschulen ließen sich durchaus übertragen, meinte Michaelis. Abiturienten an Gesamtschulen schnitten beim Notendurchschnitt im Zentralabitur um 0,3 Punkte schlechter ab als Gymnasiasten. "Vergleicht man dies aber mit den Eingangsergebnissen nach der vierten Grundschulklasse, dann habe ich an der Gesamtschule einen sehr viel größeren Lernerfolg", sagt er.

In der CDU-Fraktion, die sich bisher hartnäckig gegen Veränderungen im dreigliedrigen Schulsystem wehrt, sieht man die Gemeinschaftsschule jetzt immerhin als Gesprächsthema. Allerdings wollte Karl Willi Weck wissen, warum das Land nicht lieber die bereits im Schulgesetz implementierte Verbundschule ausbaue statt den mühsamen Weg über den Schulversuch zu gehen.

Weck trieb auch der Verlust des regionalen Konsenses um. Es müsse künftig verhindert werden, dass sich das jüngste Erlebnis mit der Nachbarstadt wiederholt. "Wir sind von Bad Honnef erst beteiligt worden, als der Zug schon abgefahren war", meinte er.

Als eine Voraussetzung für die Gemeinschaftsschule hatte Michaelis zuvor genannt, der Schulträger müsse nachweisen, dass Schulen in Nachbargemeinden nicht im Bestand gefährdet werden. "Es müsste ein Vetorecht für die Nachbarkommunen geben", so Weck. Für SPD-Fraktionschef Jürgen Kusserow geht das an der Realität vorbei: "Die Eltern halten sich in ihrem Wahlverhalten nicht an einen regionalen Konsens."

Dabei erhielt er von Michaelis volle Unterstützung. "Wir haben seit Jahren ein Elternwahlverhalten, das von der Hauptschule weggeht. Der Terror geht ja schon in der dritten Klasse los. Viele Eltern wollen aber nicht, dass sie und ihr Kind unter diesen Entscheidungsdruck gesetzt werden", nannte er als Argument für ein möglichst langes gemeinsames Lernen.

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