Schautzer plaudert bei Radio City
Rita Ohlert spricht mit dem früheren Moderator von "Pleiten, Pech und Pannen" im Bonner Malteser Krankenhaus über den Jugendwahn
Medinghoven. Über Handy erreichte Moderator Max Schautzer im Februar dieses Jahres die Schreckensnachricht: Die Fernsehsendung "Immer wieder sonntags", die Schautzer neun Jahre lang moderiert hatte, sollte in Zukunft von einem anderen Kollegen übernommen werden. Der Grund: Schautzer sei zu alt, der Neue wesentlich frischer.
Doch am Samstag war Schautzer wieder auf Sendung, so wie seine Fans ihn kennen und mögen. Bei Radio City, dem Patientensender des Malteser Krankenhauses, stand er Moderatorin Rita Ohlert Rede und Antwort. Ohlert hatte den früheren "Pleiten, Pech und Pannen"-Moderator auf einer Feier angesprochen und sofort eine Zusage bekommen.
In dem kleinen Studio im Keller des Hauses plauderte Schautzer über den immer stärker werdenden Jugendwahn. Denn der Moderator war während seiner Zwangspause nicht untätig, hat ein Buch geschrieben. "Rock''n''Roll im Kopf. Walzer in den Beinen" heißt es, und Schautzer will darin das Lebensgefühl seiner Generation beschreiben: "Ich finde es wichtig, dass Eltern ihren Kindern nicht ständig sagen, ''früher war alles besser'', denn das stimmt so nicht. Alles ist dem Lauf der Zeit unterworfen, und ich bin optimistisch, dass die Familie in Zukunft wieder ein größeren Stellenwert haben wird."
Erschreckend finde er dagegen, wie früh Menschen in der heutigen Gesellschaft alt gemacht würden. "Man kann Menschen nicht nach ihrem Alter definieren", sagte Schautzer "Es gibt welche, die sind mit 40 schon Greise. Andere sind bis an ihr Lebensende sehr fit."
Das beste Beispiel dafür sei die Moderatorin selbst: Seit 24 Jahren moderiert Ohlert jeden Samstag die Sendung von Radio City, das an den Krankenbetten für fünf Stunden den Sender WDR 4 ersetzt. An einer Pinnwand im Studio hängen Autogrammkarten von Ohlerts früheren Studiogästen, darunter Bernd Stelter und Norbert Blüm.
Etwas zögerlich wirkte Schautzer, als Ohlert ihn auf seinen Auftritt in "Hart aber fair" ansprach, bei dem Schautzer seinem Ärger über seine Absetzung Luft gemacht hatte. Das sei nun schon lange her, sagte Schautzer, "aber an der Resonanz auf mein Plädoyer gegen den Jugendwahn habe ich gemerkt, dass ich hier ein wichtiges Thema angeschnitten habe." Drei dicke Ordner mit Briefen habe er gesammelt und dabei von vielen Schicksalen erfahren.
Moderatorin Ohlert war am Ende des Interviews begeistert: "Ich könnte mich an eine Doppelmoderation mit Ihnen gewöhnen", schlug sie vor. Auf Schautzers Zusage, er komme sicherlich einmal wieder, sagte Ohlert: "Das ist ein Wort. Herr Schautzer ist für uns da."
