Schwere Zeiten für Vereine in Königswinter

Längere Nutzungszeiten der Schulen gehen zu Lasten des Sportangebots im Nachwuchsbereich

  Früh übt sich  dieser kleine Handballer des HSV Bockeroth.

Früh übt sich dieser kleine Handballer des HSV Bockeroth.

Foto: Frank Homann

Königswinter-Oberpleis. Beim HSV Bockeroth ist man sauer. Durch den neuen Belegungsplan der Stadt für die Sporthallen im Schulzentrum Oberpleis sieht der Vereins seine Nachwuchsarbeit gefährdet.

Rund 100 Kinder und Jugendliche spielen in neun Nachwuchsmannschaften Handball, dazu noch einmal rund 50 Aktive in vier Seniorenmannschaften. Der HSV zählt bei rund 750 Einwohnern in Bockeroth und Düferoth stolze 600 Vereinsmitglieder, was bundesweit ziemlich einmalig sein dürfte. "Böse Zungen behaupten, man müsse mit der Geburt Vereinsmitglied werden", sagt Vereinschef Lothar Lehmacher.

Doch das kleine Handball-Wunder ist bedroht. Als die 32 Kinder der Miniklasse, der E- und der F-Jugend nach den Ferien zum Training in die Halle 1 im Schulzentrum kamen, war die Halle durch Schüler belegt. "Es gab vorher keinerlei Information seitens der Stadt", sagt Martina Raderschall, die Übungsleiterin. Sie musste mit ihren vier- bis zehnjährigen Kindern unverrichteter Dinge wieder abziehen.

"Die Vereine wurden schlichtweg ignoriert. Das ist für Außenstehende schwer nachzuvollziehen", sagt auch CDU-Ratsmitglied Wolfgang Wicharz. Der Bockerother hatte im Frühjahr einen Antrag an den Sportausschuss gestellt.

Darin forderte er die Verwaltung auf, ein geändertes Hallenbelegungskonzept für die Sportvereine vorzulegen. In der Begründung heißt es, der HSV Bockeroth verliere durch den Beschluss des Schulausschusses im Vergleich zu anderen Vereinen viele Trainingszeiten in der Sporthalle des Schulzentrums. Betroffen seien vor allem Jugendmannschaften sowie die Minis, die ihren Spielbetrieb sonst einstellen müssten.

Das Ergebnis war ein gemeinsamer Gesprächstermin der betroffenen Vereine mit den Fraktionsvertretern, der Stadt und dem Stadtsportbund. Ein Fraktionsmitglied stellte bei dem Gespräch fest, dann baue man eben eine neue Halle in Stieldorf. "Aber das ist doch wieder nur ein Versprechen der Politik, das in den nächsten vier bis fünf Jahren ohnehin nicht umgesetzt wird", meint Lehmacher.

Die Verwaltung beruft sich auf den Grundsatzbeschluss des Schulausschusses, der wegen des zunehmenden Ganztagsbetriebs in den Schulen den Grundschulen bis 16 Uhr und den weiterführenden Schulen bis 16.30 Uhr den Vorrang bei der Hallennutzung eingeräumt hat. Bis dahin genossen die weiterführenden Schulen bis 16 Uhr Vorfahrt.

So auch im Schulzentrum Oberpleis. "Die Vereine haben jahrelang davon profitiert, dass die Schulen diese Möglichkeit nicht genutzt haben. Aber die schulische Nutzung hat in den vergangenen beiden Jahren zugenommen", sagt der Leiter der Kultusverwaltung, Hans-Peter Giesen.

Der HSV Bockeroth hätte auch nicht früher informiert werden können, weil die Schulen ihre Stundenpläne erst in der ersten Woche nach den Ferien mitteilen würden. Die Stadt habe jedoch reagiert und den Bockerothern die kleinere Halle 2 zur Verfügung gestellt. Diese Regelung gilt jedoch nur für das erste Schulhalbjahr. "Mit diesem Risiko müssen die Vereine leben", so Giesen.

Die Bockerother können mit dieser Unsicherheit aber nur schwer leben. Und sie stört die ihrer Meinung nach unzureichende Information der Stadt. "Das ist nicht zum ersten Mal passiert. Und irgendwann ist das Maß voll. Die Hallenproblematik schwelt ja schon lange", sagt Lehmacher.

Es gebe keine Regularien, die Stadt sei nicht bereit, ein Berechnungsmodell zu erstellen.

Die Bockerother verweisen dabei auch auf ihre sportlichen Erfolge. Aushängeschild ist die weibliche A-Jugend, die in der Oberliga spielt, sich aber beim Training mit der Damenmannschaft eine halbe Halle teilen muss. Die E-Jugend, die in der Kreisliga spielt, trainiert zusammen mit den Minis und der F-Jugend. "Vergleichbare Mannschaften von anderen Vereinen haben mindestens zwei Stunden Training in der Woche", sagt Martina Raderschall. Einer ihrer Jugendmannschaften habe die Stadt angeboten, am Freitagabend von 20.30 bis 21.45 Uhr zu trainieren.

Der Bau der Grundschule Sonnenhügel hat aus Sicht der Bockerother ebenfalls für keine Erleichterung gesorgt, da sie lediglich von der HSG Siebengebirge und dem TuS Oberpleis genutzt werde. Die Stadt praktiziert hier ein neues Modell, indem sie sich mit der HSG Siebengebirge und dem TuS Oberpleis die Kosten für den Hausmeister in den Abendstunden und am Wochenende zu je einem Drittel teilt.

Giesen hat für die Bockerother zwar Verständnis. Aber: "Ich kenne keinen Weg, wie man das Problem lösen kann", sagt er. Er sieht aber auch etwas Positives: "Freuen wir uns, dass wir so aktive Sportvereine haben." Der Kampf der Bockerother scheint ein Kampf gegen Windmühlen zu sein.

Sporthallen

Im Stadtgebiet gibt es vier große Dreifachhallen, zwei im Schulzentrum Oberpleis sowie je eine auf dem Sonnenhügel und an der Jugenddorf-Christophorusschule.

Nach der Benutzerordnung für die Sportanlagen der Stadt Königswinter werden diese in folgender Rangfolge den Nutzern zur Verfügung gestellt: den Schulen, den Sportvereinen, der Volkshochschule und der Musikschule, den Diensttruppen der Polizei und der Freiwilligen Feuerwehr sowie Betriebssportgruppen.

Größter Sportverein ist der TuS Oberpleis mit über 1 400 Mitgliedern, gefolgt von den TuS Thomasberg/Ittenbach mit 1 050 Mitgliedern, dem TuS Ober- und Niederdollendorf mit 1 050 Mitgliedern, dem TuS Eudenbach mit 800 Mitgliedern, dem TuS Siebengebirge mit 650 Mitgliedern, dem HSV Bockeroth mit 600 Mitgliedern und dem TV Königswinter mit 500 Mitgliedern.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Die Stadt ist gefordert"

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