Registrierungsaktion geplant Familienvater aus Oberpleis sucht einen Stammzellenspender

Oberpleis · Familienvater Tobias aus Oberpleis ist an Blutkrebs erkrankt. Als seine Freunde Saskia und Christian Henrich davon erfahren, zögern sie nicht lange und stellen eine Stammzellenspender-Suche auf die Beine.

Familienvater Tobias (rechts) ist an Blutkrebs erkrankt. Auch seine Frau Rebecca bekam vor eineinhalb Jahren die Diagnose, dass sie Krebs hat.

Familienvater Tobias (rechts) ist an Blutkrebs erkrankt. Auch seine Frau Rebecca bekam vor eineinhalb Jahren die Diagnose, dass sie Krebs hat.

Foto: Privat

Schon seit einiger Zeit hatte sich Tobias nicht wohl gefühlt, war ständig erschöpft und erkältet. Der 39-jährige Familienvater ging zum Arzt – schließlich braucht er all seine Kräfte, um für seine krebskranke Frau und die drei Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter da zu sein. Dann, für alle unfassbar, die niederschmetternde Diagnose: Leukämie. Um einen lebensrettenden Stammzellenspender für Tobias zu finden, der bis vor Kurzem mit seiner Familie in Oberpleis gelebt hat, organisieren Freunde und Bekannte aus der alten Heimat jetzt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) eine großangelegte Registrierungsaktion, die am Sonntag, 4. Juni, in der Aula des Schulzentrums Oberpleis stattfinden soll.

„Setzt euch besser hin.“ Als Saskia und Christian Henrich vor wenigen Wochen abends einen Anruf von Tobias erhielten, schwante ihnen nichts Gutes. Zu oft hatte der Freund ihnen in den vergangenen zwei Jahren schon schlechte Nachrichten verkünden müssen. Die Befürchtung sollte sich bewahrheiten: Tobias berichtete von einem Gespräch mit seinem behandelnden Arzt und von der Diagnose Blutkrebs. „Wir waren geschockt und zweifelten an der Fairness des Schicksals“, sagt Christian Henrich.

Erst im Dezember 2021 hatte Tobias Frau Rebecca die Diagnose „Bösartiger Tumor in Leber und den inneren Gallengängen, streuend in Magen und Lunge“ erhalten – unheilbar, wie sich herausstellte. Nun kämpft auch ihr Mann gegen die tödliche Krankheit, hat bereits den ersten Zyklus der Chemotherapie hinter sich. „Die beiden sind sehr stark – für ihre Kinder“, berichten die Freunde. Bereits nach der Krebsdiagnose von Rebecca hat die Familie Oberpleis verlassen und ist näher ins eigene familiäre Umfeld gezogen.

Oberpleiser Freunde stellen Registrierungsaktion auf die Beine

„Für uns war es nach Rebeccas Diagnose das Schlimmste, nichts tun zu können“, sagt Saskia Henrich. Als bekannt wurde, dass Tobias durch eine Stammzellenspende die Chance hat, wieder gesund zu werden, entstand im Freundeskreis die Idee einer Registrierungsaktion. „Wir wollen und können nicht hinnehmen, dass der Kampf der letzten beiden Jahre durch die zusätzliche Erkrankung von Tobias zum Schlimmsten führt“, erklären Saskia und Christian Henrich stellvertretend für alle Freunde und Bekannten. „Deswegen suchen wir jetzt für Tobias und auch für andere Patienten, die an Leukämie erkrankt sind, dringend passende Stammzellenspender. Wir kämpfen gemeinsam, um diesen Menschen und Familien eine Zukunft zu ermöglichen“.

Die Freunde nahmen Kontakt zur DKMS auf, „dann ging es Schlag auf Schlag“. Die Stadt stellte die Aula des Schulzentrums zur Verfügung, es wurden Flyer und Banner entworfen und gedruckt, Geschäftsleute und Firmen angesprochen, um möglichst großflächig auf die Aktion aufmerksam zu machen. Momentan ist das zehnköpfige Organisationsteam dabei, ein Rahmenprogramm mit Hüpfburg und Kinderschminken auf die Beine zu stellen, Helfer für den 4. Juni zu akquirieren und sich um das Catering zu kümmern.

Die Hilfsbereitschaft sei bei allen, „die wir bislang angesprochen haben“, riesig: „Das ist wirklich toll“, betont Saskia Henrich. Für sie und ihren Mann ist es eine große Erleichterung, etwas tun zu können. „Mir persönlich bedeutet das unheimlich viel. Man schöpft dadurch auch selber Hoffnung“.

Durch die Veröffentlichung und das Planen der Aktion möchten die Freunde neben der Suche nach einem passenden Spender für Tobias auch auf das Thema Blutkrebs aufmerksam machen. „Vielen Menschen ist leider nicht bekannt, wie einfach es ist, Menschen mit Leukämie das Leben zu retten und ihnen eine Chance zu geben, mehr Zeit auf dieser Erde zu verbringen.“ So ist für die Registrierung bei der Knochenmarkspenderdatei mittlerweile nicht mal mehr eine Blutabnahme erforderlich, sondern ein Wangenabstrich.

Stammzellen werden aus dem Blut der Spender gewonnen

Kommt es zu einer Spende, erfolgt nur noch in wenigen Fällen eine Knochenmarkentnahme unter Vollnarkose aus dem Beckenkamm, in 90 Prozent der Fällen kommt eine periphere Stammzellentnahme zum Einsatz. Bei dieser Methode werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren aus dem Blut der Spender gewonnen.

Saskia und Christian Henrich und alle anderen Freunde und Bekannte hoffen nun, dass sich möglichst viele Menschen in Oberpleis registrieren lassen – nicht nur für Tobias, sondern auch für andere Patienten. Denn alle 12 Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs, weltweit alle 27 Sekunden. „Als wir Tobias und Rebecca vor einer Woche fragten, ob wir ihre Geschichte veröffentlichen können, um auf die DKMS aufmerksam zu machen, antworteten sie: „Macht das bitte. Damit helft ihr auch anderen.“

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