Urteil des Bonner Landgerichts 52-jähriger „Cannabis-Gärtner“ zu knapp vier Jahren Haft verurteilt

Hennef/Bonn · Er hatte Schulden bei Kredithaien, die seine Schwester bedrohten: Um die Rückstände zurückzuzahlen, pflegte ein 52-Jähriger Serbe für seine Gläubiger eine Cannabisplantage im alten Bröler Bahnhof. Dafür wurde er nun vom Bonner Landgericht verurteilt.

 In Hennef-Bröl hoben Ermittler eine Cannabisplantage im alten Bahnhofsgebäude aus. (Archivfoto)

In Hennef-Bröl hoben Ermittler eine Cannabisplantage im alten Bahnhofsgebäude aus. (Archivfoto)

Foto: Nicolas Ottersbach

Seine Spielsucht wurde ihm zum Verhängnis: Am Roulettetisch in seiner serbischen Heimat hatte ein 52-jähriger gelernter Mechaniker das Familienerbe verzockt. Die Wohnung, die seit dem Tod seiner Eltern ihm und seiner jüngeren Schwester gehörte, musste er an Kredithaie abtreten, die ihm seine Spielschulden zu einem Zinssatz von fünf Prozent pro Monat „zwischenfinanziert“ hatten.

Weil aber trotzdem noch 5000 Euro an Schulden übrig blieben, setzten die Kreditgeber die in Belgrad lebende Schwester des Schuldners derart unter Druck, dass der mittlerweile in Belgien und den Niederlanden auf dem Bau arbeitende Mann das restliche Geld mit der Pflege einer Cannabisplantage in Hennef abarbeitete. Dafür hat ihn am Freitag das Bonner Landgericht wegen unerlaubten Drogenbesitzes und Beihilfe zum Drogenhandel zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt.

Die Drohkulisse gegen seine Schwester war offenbar nicht ohne. Jedenfalls gab der seit April 2019 in der EU lebende Serbe seine Schwarzarbeit auf Baustellen im Niederländischen Limburg auf, um einen Kontaktmann der Kredithaie in einem Café nahe des Kölner Hauptbahnhofs zu treffen. Der vorgeschlagenen Deal: 3000 Euro seiner Schulden sollten ihm erlassen werden, wenn er als „Gärtner“ die Pflege einer hochprofessionellen Cannabisplantage im alten Bröler Bahnhof in Hennef übernehme. Von dem zusätzlich gezahlten Salär in Höhe von 500 Euro pro Monat könne er dann nach und nach seine restlichen Schulden begleichen, zusätzlich habe er freie Kost und Logis.

Bevor er sein erstes „Gehalt“ erhalten konnte, flog die illegale Farm allerdings auf: Weil sie einen Tipp von ihren kroatischen Kollegen bekommen hatten, stürmten die hiesigen Fahnder am 28. November das Gebäude. Neben 1182 Hanfpflanzen trafen sie vor Ort nur den unfreiwilligen Gärtner an. Dass der kein Mitglied der Bande war, sondern ein kleines Rädchen im Getriebe des illegalen Business, stellte auch der Vorsitzende Richter Marc Eumann noch einmal klar. Die Strafe sei aber wegen des auf zirka 650.000 Euro geschätzten Straßenverkaufswerts der sichergestellten Pflanzen gerechtfertigt. Außerdem habe der Verurteilte „sehenden Auges“ die organisierte Kriminalität unterstützt.

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