Flüchtlingsunterkunft in Sankt Augustin Bezirksregierung widerspricht Darstellungen von Bewohnern

Sankt Augustin · Laut einer Sprecherin der Bezirksregierung Köln herrschen auf dem Gelände der Flüchtlingsunterkunft in Sankt Augustin „höchste Hygienebedingungen“. Die Bewohner leben dort nun in sieben Kohorten.

 Menschen tragen Mundschutz, während sie in der Zentralen Unterbringungseinrichtung ZUE Sankt Augustin I auf dem Gelände hinter einem Zaun stehen.

Menschen tragen Mundschutz, während sie in der Zentralen Unterbringungseinrichtung ZUE Sankt Augustin I auf dem Gelände hinter einem Zaun stehen.

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Kölner Bezirksregierung widerspricht vehement den Darstellungen einzelner Bewohner aus der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes in Sankt Augustin. „Eine verdreckte Einrichtung ist die ZUE Sankt Augustin sicherlich nicht. Alles wird nach höchsten Hygienemöglichkeiten gereinigt“, sagt die Sprecherin der Bezirksregierung Vanessa Nolte dem GA. „Es gab allerdings ein etwas erhöhtes Müllaufkommen, bedingt durch die an die Notsituation angepasste Verkostung der Bewohner. Viele Bewohner erhalten ihr Essen derzeit auf dem Zimmer.“

Durch diese Verpackungen werde zusätzlicher Müll produziert. Allerdings sei diese Problematik bekannt und es seien auch bereits Schritte dafür eingeleitet worden. Das Kantinenpersonal sei auf eine noch bessere Mülltrennung sensibilisiert worden, um die Wiederverwertungsquote zu steigern. Diese Abfälle werden Nolte zufolge gesondert abgeholt und wiederverwertet und belasten auf diese Weise nicht den sonstigen anfallenden Müll. „Weiterhin wurde mit den verantwortlichen Müllentsorgern vor Ort gesprochen. Es wurde eine zusätzliche wöchentliche Entleerung der Tonnen zugesagt“, sagte sie.

Energisch weist Nolte auch die Behauptung eines syrischen Flüchtlings zurück, es gäbe keine psychologische Betreuung vor Ort. Selbstverständlich gebe es professionelle Unterstützung, „um auf die Bewohner einzugehen, mit ihnen über die Testergebnisse zu reden und ihnen behutsam diese veränderte Situation zu erklären“, sagt Nolte. Die Bewohner würden mitnichten alleine gelassen mit dieser Corona-Situation. Nolte: „Das wäre doch das Fatalste, was wir hätten tun können.“

Ein anderes Problem, das die Geflüchteten ansprachen, war die fehlende Ausstattung der Zimmer mit Steckdosen, wo sie ihre Handys laden können. Deshalb gab es in den Gemeinschaftsräumen immer ein ziemliches Durcheinander mit den Dutzenden Ladekabeln. „Es wurden zu diesem Zweck weit mehr als 100 leitungsstarke Powerbanks angeschafft und den Bewohnern zur Verfügung gestellt, um den eine zusätzliche und unproblematische Möglichkeit des Aufladens der Handys über den ganzen Tag im Zimmer zu ermöglichen“, so Nolte. Vor Ort ist zu erfahren, dass auch dies wieder zu Ladestaus an den Steckdosen führe. Nun werde überlegt, ob die Bewohner beim Personal am Infostand volle Powerbanks gegen leere austauschen.

Wie geht es dort nun in der Einrichtung weiter? „Es wird mit Hochdruck daran gearbeitet, die jeweiligen Quarantänezeiten für jeden einzelnen Bewohner möglichst zu minimieren. Durch eine intensivere Sozialbetreuung und der Schaffung weiterer Ablenkungsmöglichkeiten, beispielsweise zusätzliche Spielmöglichkeiten, wird versucht, den Bewohnern die schwierige Situation so angenehm und kurzweilig wie möglich zu machen“, sagt Nolte. Viele Gespräche mit den Bewohnern hätten auch bereits für viel Einsicht und Verständnis für die erforderlichen Maßnahmen gebracht. Nolte: „Allerdings bedarf es auch weiterhin vieler weiterer Gespräche, vermutlich bis auch die letzte Person die Quarantäne verlassen darf und die Einrichtung frei von Covid-19 ist.“

Wie Nolte weiter ausführt, gibt es in der ZUE aktuell insgesamt sieben Kohorten. Die Gruppe der allein reisenden Männer sei in zwei Kohorten aufgeteilt worden: In der Kohorte 1 leben neu erkrankte plus fragliche positive Bewohner, in der Kohorte 2 Positive, die noch Symptome haben und noch nicht aus der Quarantäne dürfen, da diese aufgrund anhaltender Symptomatik verlängert wurde. Kohorte 3 besteht aus Genesenen plus Kontaktpersonen 1 und deren Familienangehörige. In der Kohorte 4 leben ausschließlich negativ getestete Familien und Frauen. Kohorte 5 besteht aus negativ getesteten allein reisenden Männer und Kohorte 6 aus negativ getesteten allein reisenden und bereits genesenen Bewohnern. In der Kohorte 7 wohnen ausschließlich Genesene.

In der ZUE Sankt Augustin leben mittlerweile insgesamt 196 Bewohner anwesend. Die Kohortenstärken sind unterschiedlich, so Nolte. Die größte Kohorte stellen demnach die Genesenen in der Gruppe 7 mit 75 Personen dar, gefolgt von der Kohorte drei mit 40 Personen. Die restlichen Kohorten seien sehr überschaubar und haben eine Gruppenstärke zwischen fünf und 20 Personen.

Von den 18 positiv getesteten Mitarbeiter sind inzwischen acht Mitarbeiter aus der Quarantäne entlassen worden. Von diesen acht Mitarbeitern wiederum ist Nolte zufolge einer wieder vor Ort im Einsatz.

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