Pfarrkirche Sankt Servatius Kardinal Woelki feiert erste Messe nach Renovierung

SIEGBURG · Mit einem feierlichen Pontifikalamt hat Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki gestern die Stadtkirche Sankt Servatius wiedereröffnet, die aufgrund umfangreicher Renovierungs- und Sanierungsarbeiten seit Ende 2013 geschlossen war.

Rainer Maria Kardinal Woelki zelebrierte die Messe in der frisch renovierten Pfarrkirche Sankt Servatius.

Rainer Maria Kardinal Woelki zelebrierte die Messe in der frisch renovierten Pfarrkirche Sankt Servatius.

Foto: Ingo Eisner

Im Anschluss an die Heilige Messe, die per Lautsprecher auch nach außen auf den Kirchplatz übertragen wurde, konnten die Besucher das ebenfalls grundrenovierte Pastoralbüro in der Mühlenstraße sowie die Pfarrbücherei und das Trauercafé im Rahmen von Führungen zum Tag des offenen Denkmals besichtigen. Auf dem Kirchplatz gab es neben einem Unterhaltungsprogramm ausreichend Gelegenheit, sich bei Speisen und Getränken zu unterhalten und auszutauschen.

Woelki mischte sich ebenfalls unter die Gläubigen, wechselte ein paar Worte mit ihnen, unterhielt sich mit Jugendlicher, die als Flüchtlinge nach Siegburg gekommen sind, und trank ein Kölsch auf die Gemeinde. Angeboten wurde vor der Kirchentür eine zur Wiedereröffnung aufgelegte Festschrift unter dem Titel "Haus Gottes & Pforte des Himmels", deren Druck durch das Sponsoring der an den verschiedenen Baustellen arbeitenden Firmen ermöglicht werden konnte.

Der Kardinal ging in seiner Predigt auf die jahrhundertelange Glaubenstradition in der Stadt ein, deren Gemeinde stets "ein lebendiges Glaubenszeugnis" nicht nur in Wort, sondern auch Tat abgegeben habe. Denn "was nützt es, wenn einer sagt, er glaubt, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat", fragte Woelki und gab gleichzeitig zu bedenken: "Aber auch die schönste renovierte Kirche ist kein Selbstzweck, auch kein Baudenkmal, sondern Ort und Gelegenheit zur Versammlung für uns."

Zur Bedeutung von Kirchenschätzen im Allgemeinen und der Schreine in der Servatiuskirche im Speziellen bemerkte er, es ginge nicht um den rein materiellen Erhalt, sondern die Botschaft, die dahinter stehe. Mit den Kostbarkeiten wie Gold und Edelsteinen - "das Kostbarste, was man in einer Kirche verbauen kann" - hätten die Gläubigen schon immer daran erinnern wollen, dass Gott die wahre Kostbarkeit sei. Auf ihn setzten sie damals wie heute ihre Hoffnung in höchster Not, etwa bei "Unfall, Krieg, Willkür oder Naturkatastrophen". Auch in aktuellen Zeiten der Flüchtlingsströme müssten sich alle bewusst sein, das jedes Menschenleben "eine Gabe Gottes ist", so der Kölner Erzbischof.

Den Bogen von der renovierten Kirche zur Flüchtlingshilfe spannte Bürgermeister Franz Huhn in seiner Rede. "Wo Menschen glauben, da ist Hoffnung. Hoffnung, die anstehende Integration zu meistern", sagte Huhn. Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe, diese christlichen Tugenden seien gefragt und würden in Siegburg von unzähligen Ehrenamtlichen gelebt. Architekt Max Ernst bezeichnete die Sanierung der Kirche als das "schönste und größte Projekt" seiner 18-jährigen Berufstätigkeit.

Sowohl Erzbistum als auch Bezirksregierung Köln hätten "zu keinem Zeitpunkt Druck ausgeübt" oder den betriebenen Aufwand als zu groß bemängelt. Er und das gesamte Team hätten "viel intensive Bauforschung betreiben" können. Jeder Tag sei ein besonderer gewesen, und die Zusammenarbeit aller am Bau Beteiligter bliebe ihm in Erinnerung. Der erste Eindruck der Siegburger war positiv: Begeistert zeigte sich beispielsweise Ferdi Büchel, der sich freute, dass das Gotteshaus, in dem er getauft worden, zu Kommunion gegangen sowie gefirmt worden sei und auch geheiratet habe, "in neuem Glanz erstrahlt".

Marlene Speer fasste ihren ersten Eindruck mit einem kurzen Satz zusammen: "Ich könnte hier zu Hause sein." Und Hans-Josef Königsfeld sprach von einem "Unterschied wie Tag und Nacht". Zwar habe er sich in der Servatiuskirche auch vor der langen Renovierung wohlgefühlt, allerdings wie in einem mittelalterlichen Kloster. "Jetzt ist es, als wenn der Himmel offen steht", schwärmte er.

Am morgigen Dienstag wird in der Kirche das erste Konzert nach der Wiedereröffnung zu hören sein: Ab 19.30 Uhr spielt Liber Arte Bonn Barockmusik aus Lateinamerika.

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