Evangelische Kirche an Sieg und Rhein Mehr Raum für geistlichen Aufbruch

Siegburg · Die 156 Abgeordneten aus den 33 Gemeinden des Kirchenkreises an Sieg und Rhein wählen bei der Kreissynode einen neuen Superintendenten. Reinhard Bartha verabschiedet sich nach fünf Jahren im Amt in den Ruhestand.

Zum Abschied feiert Superintendent Reinhard Bartha am Wochenende ein Jubiläum. Die Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises an Sieg und Rhein, die in Seelscheid tagt, ist seine 75. Synode – und zugleich seine letzte offizielle Amtshandlung. Nach fünf Jahren im Amt verabschiedet sich Bartha zum Jahresende in den Ruhestand. 156 Abgeordnete aus den 33 Gemeinden des Kirchenkreises wählen am Samstag seinen Nachfolger. Die Sankt Augustiner Pfarrerin Almut van Niekerk und der Troisdorfer Pfarrer Dietmar Pistorius kandidieren.

Hinter Reinhard Bartha liegen fünf arbeitsintensive Jahre, vor allem geprägt von einer Reihe an Konsolidierungsmaßnahmen. „Es waren sehr viele Aufgaben zeitgleich zu bewältigen“, sagt der 65-Jährige. Es sei um Pfarrstellen, Personalplanung, eine neue Verwaltungsstruktur und die Umstellung des Haushaltes gegangen. Aufgaben, die zeitaufwendig waren. Zeit, die Bartha fehlte für das, was ihm eigentlich am Herzen liegt: „Ich hätte mich gerne sehr viel stärker auf meinen geistlichen Auftrag konzentriert“, bedauert er. Und herausgearbeitet, dass Religion vor allem Trost und Halt bedeute.

Das hat Bartha in seiner Jugend in Berlin selbst erfahren. Aufgewachsen in einem antiklerikalen Elternhaus lernte er „unseren wunderbaren christlichen Glauben“ über die Begegnung mit einem evangelischen Jugendpfarrer kennen. Gegen den Willen der Eltern studierte er Theologie, zunächst in Berlin, dann in Bonn. 1978 kam er als Vikar nach Bonn-Beuel und über Lohmar-Birk schließlich nach Wahlscheid, wo er 35 Jahre lang Pfarrer war. Sein Nachfolger dort steht schon fest: Thomas Weckbecker übernimmt die Kirchengemeinde ab Januar.

Einen konkreten Rat für seine Nachfolger – sowohl als Gemeindepfarrer in Wahlscheid als auch als Superintendent – hat Reinhard Bartha nicht. „Jede Generation hat ihre eigenen Überzeugungen, danach sollte sie ihr Amt erfüllen“, sagt der 65-Jährige. Daher könne sein Rat nur lauten: „Macht alles anders.“ In der Superintendentur sei die Konsolidierung weitestgehend abgeschlossen. „Mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin können und sollten die gewonnenen Freiräume für den geistlichen Aufbruch nutzen“, sagt Bartha.

Bei allen Sparzwängen blickt der Superintendent aber auch auf viele schöne Momente zurück. Das Evangelische Jugendcamp 2014 auf dem Siegburger Marktplatz ist ein solcher Moment. Auf dem Weg in sein Büro passiert Bartha ein Bild, das eben diesen Moment mit vielen jungen Menschen festhält: „Wenn ich das sehe, geht mir jedes Mal das Herz auf“, sagt Bartha. Es zeige, dass die evangelische Kirche aus lebendigem Stein gebaut sei. Stolz ist der 65-Jährige auf die Koordinierungsstelle für die Notfallseelsorge, die in seiner Amtszeit installiert wurde. Und auf die Flüchtlingsarbeit, die die Kirchengemeinden in den vergangenen Monaten intensiviert haben.

Ob 35 Jahre Gemeindepfarrer oder fünf Jahre Superintendent, beide Ämter haben Bartha erfüllt. „Als Superintendent hatte ich mehr Möglichkeiten, Dinge anzustoßen“, sagte er. Dafür sei die Arbeit sehr viel anonymer als in der Gemeinde, wo er den unmittelbaren menschlichen Kontakt sehr geschätzt und gepflegt habe. „Diese persönlichen Begegnungen haben mir die meiste Kraft für meine Arbeit gegeben, auch im Superintendentenamt“, sagt der Vater von zwei Töchtern. Ein Wort wirke sehr viel mehr, als man denke.

„Aus dem ewigen muss-muss-muss wird ein kann-kann-kann“, freut sich Bartha auf seinen Ruhestand. In den vergangenen Jahren habe er wenig Privatleben gehabt. Daher möchte er nun vor allem eines: „Endlich privat sein, mit meiner Frau reisen, einen Staudengarten anlegen.“ In der kommenden Woche zieht er aus dem Wahlscheider Pfarrhaus aus und in ein neues Haus in Neuhonrath ein. „Ich bin ein Herzblutpfarrer“, versichert Bartha. Daher gebe es vertretungsweise gewiss das ein oder andere Wiedersehen mit Pfarrer Bartha. Heiligabend und Silvester gestaltet er seine letzten offiziellen Gottesdienste in Wahlscheid. Der große Abschiedsgottesdienst folgt am 5.März, auch in Wahlscheid.

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