Tiergestütze Therapie Wie Hunde Kindern helfen können

RHEIN-SIEG-KREIS · Schläger, Störer oder Schüchterne - vielen Kindern, die beim schulpsychologischen Dienst des Rhein-Sieg-Kreises vorstellig werden, kann geholfen werden. Manchmal erst durch eine tiergestützte Therapie.

 Helfen Kindern, die auffällig werden (v.l.): Maria Buchholz-Engels, Beate Berckhan, Volker Neuhaus und die Hunde Gamine und Mioche.

Helfen Kindern, die auffällig werden (v.l.): Maria Buchholz-Engels, Beate Berckhan, Volker Neuhaus und die Hunde Gamine und Mioche.

Foto: Holger Arndt

Und die ist in der Siegburger Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern möglich. Denn dort "arbeiten" seit etwas mehr als einem Jahr Gamine und Mioche.

"Ein dafür ausgebildeter Hund kann zu Kindern eine Brücke schlagen, einen Zugang finden, der dem Therapeuten vielleicht noch nicht gelang", erzählte Beate Berckhan, Heilpädagogin und Frauchen von Gamine und Mioche gestern bei der Vorstellung des Angebots.

Durch Zufall war sie auf die tiergestützte Therapie aufmerksam geworden, ließ sich dann gemeinsam mit der heute sechs Jahre alten Border-Collie-Australien-Shepard-Dame Gamine und dem nun fünfjährigen Border-Collie-Rüden Mioche in Karlsruhe ausbilden.

Ob einer der beiden Hunde für die von der für Siegburg, Eitorf, Much und Neunkirchen-Seelscheid zuständigen Beratungsstelle angebotenen Begleitung infrage kommt, wird im Vorfeld mit Kindern und Eltern geklärt. Natürlich abhängig von der Art der Auffälligkeiten, wegen der eine Familie um Unterstützung bittet.

"Mioche zum Beispiel ist der schmusigere von den beiden, ein echter Charmeur, Gamine ein liebevolles Temperamentsbündel", so Berckhan. Gehorchen tun beide aufs Wort - oder noch besser: auf Körpersprache. "Kinder, die zu uns kommen, haben häufig Probleme mit der Wahrnehmung ihrer eigenen Person", erklärte Maria Buchholz-Engels, Leiterin des psychologischen Beratungsdienstes des Rhein-Sieg-Kreises.

"Ein Hund, noch dazu ein derart ausgebildeter, spiegelt das Verhalten des Kindes direkter, offener und unmissverständlicher. Es selbst merkt sofort, woran es ist und für den begleitenden Pädagogen lässt sich aus Aktion und Reaktion des Kindes eine Menge ablesen."

Reagiert etwa der Hund nicht so, wie sich das Kind das vorgestellt hat, werde das vom Kind meist weder als Ablehnung noch als Unvermögen empfunden. "Vielmehr merken sie schnell den Erfolg, wenn sie die Regeln einhalten, die wir vorher festgelegt haben", so Berckhan.

"Die tiergestützte Therapie ist ein spezielles Angebot", betonte Volker Neuhaus, der die psychologische Beratungsstelle Siegburg seit zwei Jahren leitet. In der Kreisstadt gebe es besonders viele Kindergruppen, in denen soziale Kompetenzen erworben würden. "Vor allem Jungen zwischen sechs und zehn Jahren kommen häufig zu uns", verriet er.

In Gruppen kommen Gamine und Mioche eher selten zum Einsatz, auch wenn sie das können. Idealer ist aber die Kombination "Ein Hund - ein Kind." Berckhan: "Wenn das Kind es wünscht und die Begleitung nach zehn bis zwölf Treffen zu Ende ist, gehen wir als Abschluss mit beiden Hunden spazieren."

Der Therapiehund:
Für die Ausbildung zum Therapiehund eignen sich nur Tiere, die über ein ausgeglichenes Wesen verfügen und auch in Stresssituationen den Willen des Hundeführers respektieren. Geeignet für die Ausbildung sind grundsätzlich alle Rassen. Die Siegburger Beratungsstelle ist eine der wenigen in der Region, die die tiergestützte Therapie überhaupt anbietet.

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