Amtsgericht Bonn Rentnerin aus Bornheim lässt Betrüger auffliegen

Bonn/Bornheim · Zwei junge Männer stehen in Bonn vor Gericht, weil sie als falsche Polizisten eine Rentnerin betrügen wollten. Doch die Frau sorgte dafür, dass die Betrüger aufflogen.

 Rose-Marie Schmidt aus Bornheim überführte die Täter.

Rose-Marie Schmidt aus Bornheim überführte die Täter.

Foto: Leif Kubik

„Ich hab mir da so ’nen richtigen Jux draus gemacht“, berichtete Rose-Marie Schmidt dem Amtsrichter. Mit Hilfe der Rentnerin aus Bornheim war es der Polizei im April letzten Jahres gelungen, zwei Männer auf frischer Tat zu erwischen, die versucht hatten, die alte Dame mittels des sogenannten Polizistentricks um ihr Erspartes zu bringen.

Am Dienstag standen der 22- und der 24-Jährige nun vor dem Bonner Amtsgericht. Das verließen sie zwar nicht in Handschellen – zu jeweils zwei Jahren Haft auf Bewährung wegen gewerbsmäßigem, bandenmäßigen Betrug hatte sie das Schöffengericht verurteilt – dafür aber mit einem klaren Wiedergutmachungsauftrag: „Wenn sie noch einen Funken Anstand in den Knochen haben, sehen sie zu, dass sie dem alten Mann das Geld zurückzahlen“, gab der Amtsrichter den beiden mit auf dem Weg. Um eine leere Drohung handelte es sich bei den deutlichen Worten keineswegs, regelmäßige Zahlungen sind Teil der Bewährungsauflagen.

Aber der Reihe nach: Verhandelt wurden vor dem Bonner Amtsgericht nämlich zwei Taten, am 12. Dezember 2018 hatten die Täter bereits einen 84-Jährigen Rentner aus Schalksmühle um sein gesamtes Erspartes betrogen, rund 30.000 Euro.

Am 9. April vergangenen Jahres versuchte die Bande dann ihr Glück bei Rentnerin Schmidt in Bornheim. Die 65-Jährige roch aber sofort Lunte und verbrachte die auf den Anruf folgenden Stunden damit, zunächst zwei Bandenmitglieder dingfest zu machen. Zwei Hintermännern kamen die Ermittler dann später auf die Schliche, sie wurden bereits zu Haftstrafen von anderthalb beziehungsweise zweieinhalb Jahren verurteilt. Rentnerin Schmidt war für ihre Zivilcourage im Januar sogar von Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa geehrt worden.

Der sogenannte Polizistentrick folgt durchgängig einem recht simplen Schema: „Ihr Geld ist auf der Bank nicht mehr sicher“, hatte eines der Bandenmitglieder den Sauerländer Rentner gewarnt. Dabei bewies der Anrufer einen merkwürdigen Sinn für Humor und gab sich angelehnt an Loriots berühmten Sketch als Kommissar Müller aus Lüdenscheid aus.

Den Angerufenen trieb aber wohl die Sorge um sein Erspartes derart um, dass er dem auffälligen Namen keine weitere Beachtung schenkte und direkt zu seiner Bank eilte, um das Geld zu holen. Die abgehobenen 30.000 Euro deponierte er dann gemäß der Weisung des falschen Kommissars vor seiner Haustüre. Von dort holte sie der ältere Angeklagte dann ab, der Jüngere wartete im Wagen.

Ähnlich hätte wohl auch die Tat in Bornheim ablaufen sollen: Die Rentnerin ließ die Anrufer glauben, sie habe 6000 Euro Bargeld und zehn Krügerrand-Münzen im Haus. Während sie die vermeintlichen Polizisten am anderen Ende der Festnetzleitung warten ließ, rief die pfiffige Dame dann aus dem Badezimmer mit ihrem Handy die richtige Polizei an.

Vor der Türe wurde schließlich nur eine leere Tasche positioniert, und als der 24-Jährige die abholen wollte, konnten ihn die echten Polizisten nach kurzer Flucht stellen. Damit nahm er im Bandengefüge die Position des sogenannten Logistikers ein; der jüngere Angeklagte fungierte als Fahrer.

Die wahren Profiteure sind allerdings die sogenannten Keiler, die meist aus dem Ausland die notwendigen Anrufe tätigen: Denn die beiden Angeklagten erhielten von der gesamten Beute nur 1000 beziehungsweise 500 Euro „Lohn“. Dennoch stufte das Gericht die beiden geständigen und reuigen Männer als Mittäter und nicht lediglich als Gehilfen ein.

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