Serie „50 Jahre Rhein-Sieg-Kreis“ Fred Paral begeistert in der Rheinbacher Stunksitzung

Rheinbach · Auch als „Immi“ glänzt Fred Paral in der Rheinbacher Variante der Stunksitzung. Er ist die integrative Kraft des Karnevals.

 In vielen Rollen – hier als Protz-Kardinal – glänzt Fred Paral.

In vielen Rollen – hier als Protz-Kardinal – glänzt Fred Paral.

Foto: Henry

Sie ist rot, sie ist weiß und ziert einen sich aufbäumenden Geißbock: Die FC-Lesebrille von Fred Paral, promovierter Arzt der Anästhesie, ist in Rheinbach bekannt, wie der sprichwörtliche bunte Hund. Seit 1986 ist der 71-Jährige nämlich Teil des Landsturmensembles. Bei den „Söhnen Rheinbachs“ kommen Menschen zusammen, die mit der Gabe gesegnet sind, Beobachtungen in anarchistisch böse, kabarettistische, klamaukige, aber stets lustige Spielszenen, Zwiegespräche und Lieder zu kleiden. Der „Landsturm“ ist so etwas wie die linksrheinische Variante der Stunksitzung – oder umgekehrt. Schließlich schauten die Stunk-Narren in der zurückliegenden Session zum 35. Mal auf die Geschehnisse Kölns, in Rheinbach taten die Landstürmer dies zum 50. Mal. Dass der redegewandte Mann mit der FC-Brille im Münsterland geboren wurde, stört keinen der 1500 Besucher der ausverkauften drei Landsturmsitzungen einer Session – beweist diese Nebensächlichkeit doch die integrative Kraft des Karnevals.

Wenn sich Paral etwa als „Dr. Botox“ für „ein schönes Rheinbach für schöne Menschen“ einsetzt oder in der „Christlichen Dschungel Union“ das Affentheater in der Rheinbacher CDU persifliert, lachen die Zuschauer Tränen. Besonders „die Hautevolaute – oder was sich dafür hält“, so Paral, nimmt der Landsturm aufs Korn. Auch nach 51 Jahren Rheinland bezeichnet sich der in Olfen im Kreis Coesfeld aufgewachsene Münsterländer als „Immi“. Des Medizinstudiums wegen zieht es ihn nach Bonn, seit 1977 lebt er in Rheinbach, arbeitete zuletzt als Oberarzt. „Ich will hier auf den Friedhof – irgendwann mal“, sagt er zu seinem Heimatgefühl. An der Glasstadt schätzt er das Flair, die Nähe zu Natur und Naherholung sowie kulturelle Angebote wie Stadttheater, Kultur im Hof oder das Sommerkino.

Was er liebt und pflegt sind „gesellige Runden“, jene vom Aussterben bedrohten Zusammenkünfte in Gaststätten und Kneipen. „Das gibt es immer weniger“, bedauert er. In dieser Biosphäre bekam er beim Feierabendbierchen manches Histörchen aus alter Zeit zu hören. „Überhaupt fehlen mir die Originale“, sagt Paral mit hörbarem Bedauern. Menschen wie Kutschenliebhaber Franz Mostert, Karikaturist Hans Klinz, Glaskünstler Fritz Berg, Rechtsanwalt „Püppi“ Kohlhaas oder Waffenhändler Helmut Spoo samt Jagdhund Tell könne man nur schwer erfinden. Selten gibt es selbst im Leben eines Landstürmers Pointen, die eine neue Wendung bekommen: Während der Sitzung 1987 amüsierten sich seine Mitstreiter und er auf der Bühne über den alkoholbedingten Führerscheinverlust eines bekannten Rheinbacher Geschäftsmanns. „Nach der Sitzung habe ich im Auto die rote Kelle gesehen“, berichtet Paral. Er muss ins Röhrchen pusten. Die Pointe: „Auch ich war meinen Lappen los. Das war heilsam“, so Paral.

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