Anno schenkte Olma den Mönchen Ollheim feiert Doppeljubiläum

SWISTTAL-OLLHEIM · Ollheim wird erstmals in Urkunden der Abtei Siegburg erwähnt. Das genaue Datum er Entstehung kennt allerdings niemand. Der Ort feiert sein 950-jähriges Bestehen.

732 Einwohner hatte Ollheim zum Stichtag 1. Januar 2017. Wenn die heutige Ortschaft der Gemeinde Swisttal auch wahrscheinlich schon zu vorchristlicher Zeit besiedelt war, wird als Gründungsdatum die erste Erwähnung in einem schriftlichen Dokument herangezogen: als „Ulma“ oder „Olma“ im späten 11. Jahrhundert.

„Die Urkunden sind im Zusammenhang mit der Gründung der Abtei Siegburg durch den Kölner Erzbsichof Anno II. entstanden. Das war in den 1060er Jahren, vielleicht 1064. Ein genaues Datum ist nicht mehr zu ermitteln“, schreibt Max Plassmann, Sachgebietsleiter für Altbestände vor 1815 im Historischen Archiv der Stadt Köln und seit 2005 Wahl-Ollheimer.

Sein Beitrag „Ollheim und St. Martinus vom Mittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts“ ist veröffentlicht in der Festschrift „Ollheim – 950 Jahre Ulma – 100 Jahre Kirchweih“, herausgegeben von Heinrich Meurs, Geschäftsführender Vorsitzender des Kirchenvorstands. Anno habe Siegburg damals mit einer Reihe von Gütern in der näheren und weiteren Umgebung ausgestattet, so Plassmann. Die dazu ausgestellten Urkunden führen unter den der Abtei übertragenen Gütern Besitz in „Vlma“ auf, womit Ulma beziehungsweise Olma gemeint sei – das heutige Ollheim.

Quellen geben keine konkrete Auskunft

Wie alt Ollheim tatsächlich ist, lasse sich anhand schriftlicher Quellen nicht belegen. Mit aller Vorsicht verweist Plassmann aber auf Indizien, die den indirekten Schluss zulassen, dass Ollheim in der fränkischen Zeit gegründet worden sein könnte: der Name und das Patrozinium der Kirche St. Martinus. Der Heilige Martin sei schon von den Franken besonders verehrt worden, weshalb ihm geweihte Kirchen häufig mit einer Entstehung im Zusammenhang mit fränkischer Landnahme und Christianisierung im 6. und 7. Jahrhundert in Verbindung gebracht werden können. Das sei aber nur eine Vermutung, beweisen lasse sich das nicht.

Genau bekannt ist allerdings das Datum der Einweihung des Neubaus der neoromanischen Kirche St. Martinus: am 6. August 1917 durch den damaligen Kölner Weihbischof Peter Lausberg. Vorausgegangen waren zehn Jahre „voller Auseinandersetzungen und mühsamer Verhandlungen“, wie Josef van Elten, Archivar im Historischen Archiv des Erzbistums Köln, in seinem Beitrag zur Festschrift „Der Neubau der Kirche St. Martinus in Ollheim. Untersuchungen zur Baugeschichte“ schreibt. Details dieser Auseinandersetzungen zwischen Kirchenvorstand und Pfarrer, die ihren Ursprung in der unterschiedlichen Bewertung des baulichen Zustandes der Vorgängerkirche und damit ihrer Erhaltung oder ihres Abrisses hatten, aber immer mehr eskalierten, füllen viele Seiten dieses Beitrags. Aber auch Lösungsansätze und Engagement von Bevölkerung und Unternehmen zur Realisierung des Kirchenneubaus unter Leitung des Architekten Jacob Stumpf.

8000 Aufnahmen standen zur Wahl

312 Seiten umfasst die gebundene Festschrift „950 Jahre Ulma – 100 Jahre Kirchweih“. Zwei Jahre hätten die Vorbereitungen in Anspruch genommen, so Herausgeber Heinrich Meurs. Seine Ehefrau Waltraud Schmitz-Meurs, Diplompädagogin und gebürtige Ollheimerin, hat sich nicht nur im Beitrag „Ollheim – Ein Bauerndorf“ mit der Genealogie in der Bevölkerung des Dorfes Ollheim über Generationen beschäftigt. Gemeinsam galt es für das Ehepaar aus 8000 Aufnahmen von Alexander Schulte und dem Archiv Schulte eine repräsentative Auswahl zu treffen. 650 Bilder finden sich in der Festschrift wieder.

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat ein Grußwort beigetragen, ebenso wie Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, Ortsvorsteher Paul Bison und Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster. Insgesamt neun Autoren haben Texte verfasst, die durch ihre Beiträge zu unterschiedlichen Aspekten insgesamt ein umfassendes Bild des Dorfes ergeben: die geschichtliche Einordnung von 1064 bis 1803, die Entwicklung der dörflichen Struktur Ollheims anhand des Preußischen Erstkatasters von 1824 auf der Grundlage einer Huldigungsliste aus dem 17. Jahrhundert und eines Schöffengerichtsprotokollbuchs aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das Schulwesen im Dorf, seine Rolle im Zweiten Weltkrieg mit „Einsatzflugplatz Olga“, die Nachkriegszeit und das Kirchen- und Vereinsleben heute.

Einen besonderen Beitrag widmet Gundula Lang, Gebietsreferentin im LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, der Restaurierung der historisch bedeutsamen Orgel in St. Martinus, die vom berühmten Orgelbauer des rheinischen Barock, Christian Ludwig König (1717-1789), geschaffen wurde. Dieses Instrument steht im Mittelpunkt der nach dessen Restaurierung initiierten Konzertreihe „Orgelkultur sonntags um 5“.

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