Interview: Teamarzt Udo Martin und Ex-Tumor-Patient Hosiner "Philipp hatte Glück im Unglück"

Der Kölner Internist Udo Martin hatte im Januar beim routinemäßigen Medizincheck bei Philipp Hosiner einen zwei Kilogramm schweren Tumor an der linken Niere entdeckt. Nach OP und Reha ist der 26-jährige Neuzugang des 1. FC Köln wieder voll sporttauglich und topfit.

 Viele Fragen gab es gestern am Geißbockheim zum Trainingsauftakt an Philipp Hosiner (links) und Dr. Udo Martin.

Viele Fragen gab es gestern am Geißbockheim zum Trainingsauftakt an Philipp Hosiner (links) und Dr. Udo Martin.

Foto: dpa

Herr Martin, nachdem Sie den Tumor entdeckt hatten: Wie dramatisch war die Situation?

Udo Martin: Im ersten Moment sehr dramatisch, weil wir den Tumor nicht zuordnen konnten, also nicht wussten, was auf uns zukommt. Das war auch sehr schwer für Philipp. Als wir später sagen konnten, dass der Tumor händelbar ist, weil er sich auf die Niere beschränkte, hat sich die Situation schnell entschärft.

Zehn Tage nach dem Befund wurde Herr Hosiner operiert, noch einmal neun Wochen später stand er auf dem Fußballplatz. Das war eine schnelle Genesung - oder?

Martin: Philipp ist ein junger Mann und verfügt über eine gute Konstitution. Mit einer Niere kann man gut leben. Obwohl der Tumor bösartig war, brauchte es keine Nachuntersuchungen oder eine Chemo, weil der Tumor sich auf die Niere beschränkt hat und mit ihr komplett entfernt wurde. Philipp ist so fit, wie man sich das nur wünschen kann. Er hat alles wunderbar weggesteckt.

Wieviel Glück hatte Ihr Patient?

Martin: Er hatte wirklich Glück im Unglück. Der Tumor ist über mehrere Monate, wenn nicht sogar ein, zwei Jahre langsam gewachsen. Wenn wir ihn nicht entdeckt hätten, wäre er möglicherweise in die Niere eingebrochen und hätte andere Organe befallen. Von daher war der Januar schon ein sehr guter Zeitpunkt, ihn zu finden.

Herr Hosiner, wie haben Sie sich nach dem Befund gefühlt?

Philipp Hosiner: Zunächst war es ein Riesenschock. Ich dachte, ich gehe zu einer Routineuntersuchung und unterschreibe danach einen Vertrag beim 1. FC Köln.

Stattdessen landeten Sie in Wien auf dem OP-Tisch...

Hosiner: Ja, im ersten Moment wollte ich den Doktor noch überreden, die OP in den Sommer zu verschieben, aber dann war schnell klar, dass es keinen Aufschub gibt. Jetzt bin ich natürlich froh, dass der Tumor entdeckt wurde und alles so perfekt für mich gelaufen ist.

Wie groß war Ihre Angst?

Hosiner: Vor der Operation war sie sehr groß. Da war vor allem die Sorge, nicht mehr aufzuwachen. Aber ich bin von Grund auf ein positiver Mensch und habe schon vor der OP genau meine Reha geplant. Und nach dem ersten Gespräch mit den Ärzten nach der OP war ich mir ganz sicher, dass ich auf den Fußballplatz zurückkehren werde.

Sie fühlen sich also topfit?

Hosiner: Ja, ich bin schon länger wieder bei 100 Prozent und habe in der Sommerpause ständig an mir gearbeitet. Ich fühle mich sogar fitter als in der Zeit vor dem Medizincheck.

Bleibt eine Restangst, zum Beispiel in Zweikämpfen?

Hosiner: Nein, überhaupt nicht. Ich weiß, dass mir aus medizinischer Sicht nichts passieren kann. Und als ich nach den ersten Trainingseinheiten mit der Mannschaft in Rennes gemerkt habe, dass ich auch nichts mehr spüre, habe ich auf dem Platz überhaupt nicht mehr an die Geschichte gedacht. FC-Co-Trainer Manfred Schmid hat mich ja auch genau aus diesem Grund beim Training in Rennes beobachtet. Im Grunde genommen war für mich auch schon alles abgeschlossen, ich war schon wieder sieben Wochen im Mannschaftstraining. Durch den Wechsel nach Köln ist jetzt alles wieder hochgekommen.

Ein Wechsel, den Sie schon im Winter angestrebt hatten, weil sie in Frankreich unglücklich waren?

Hosiner: Der Trainer in Rennes (Philippe Montanier; Anmerk. der Redaktion) hatte plötzlich andere Vorstellungen als zuvor. Er hatte mir zugesagt, dass Toivonen auf der Zehn spielt und ich auf der Neun. Als ich da war, haben wir kein einziges Mal in der Vorbereitung so gespielt, nicht einmal im Training. Toivonen war gesetzt. Für mich war es unmöglich, an ihm vorbeizukommen."

Dann freuen Sie sich sicher besonders auf die neue Zusammenarbeit mit Ihrem alten Trainer Peter Stöger?

Hosiner: Es ist sicher kein Nachteil, dass wir uns in Wien gut verstanden haben. Aber deswegen habe ich hier keinen Bonus. Alle fangen wieder bei null an.

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