IHK-Experte über Bad Godesberg „Industriestandort befindet sich im Umbruch“

Gemessen an anderen Standorten im Kammerbezirk reichen die verfügbaren Gewerbeflächen in Bad Godesberg nicht aus, um größere neue Unternehmen anzusiedeln, findet IHK-Fachmann Rainer Neuerbourg.

 Rainer Neuerbourg von der IHK Bonn/Rhein-Sieg.

Rainer Neuerbourg von der IHK Bonn/Rhein-Sieg.

Foto: Barbara Frommann

Wodurch ist der Industriestandort Bad Godesberg geprägt?

Rainer Neuerbourg: Der Stadtbezirk ist durch eine Vielzahl von kleinen und mittleren sowie wenigen größeren Unternehmen geprägt – dabei ist die ganze Bandbreite unterschiedlicher Branchen vertreten: Vom Automobilzulieferer bis zum Metallverarbeiter. Die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten der Unternehmen differieren dabei sehr. So sind bekanntermaßen einige Unternehmen in Nachbarkommunen abgewandert, weil sie keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr am Standort in Bad Godesberg gesehen haben. Auf der anderen Seite haben Unternehmen aber auch enorm investiert und eine sehr gute Entwicklung genommen, lassen sie mich hier mit GKN Sinter Metals nur ein Unternehmen hervorheben. Zusammenfassend kann man sicher das Fazit ziehen, dass sich der Industriestandort Bad Godesberg insgesamt im Umbruch befindet. In einigen Bereichen laufen die Entwicklungen sehr positiv, in anderen Bereichen leider noch weniger gut.

Gibt es spezifische Probleme, zum Beispiel bei der Infrastruktur?

Neuerbourg: Zur Hauptverkehrszeit ist der Standort leider nicht gut zu erreichen. Hier wäre ein Ausbau der Straßeninfrastruktur sicher hilfreich.

Wie ist das Verhältnis zwischen Neuansiedlungen und Abwanderungen?

Neuerbourg: Leider liegen uns hierzu keine auf den Standort Godesberg heruntergebrochenen Zahlen vor. Schaut man sich aber die bekannten Fälle an, so gewinnt man leider den Eindruck, dass mehr bekannte Unternehmen den Standort verlassen, als dass es prominente Neuansiedlungen gibt.

Mit welchen Wünschen oder Problemen wenden sich die Godesberger Unternehmen an Sie?

Neuerbourg: Das kann ich heranrückende Wohnbebauung oder auch Verkehrserschließung nennen: Beide Themen sind für die Industrie- und Logistikunternehmen vor Ort von hoher Bedeutung. Aktuell spielt auch der geplante Umzug des marokkanischen Kulturvereins mit dem Bau einer Moschee im Gewerbegebiet Bad Godesberg-Nord eine Rolle. Sowohl IHK als auch Unternehmen sehen die geplante Sondernutzung kritisch – insbesondere in Hinblick auf den herrschenden Mangel an Gewerbeflächen in der Stadt und mit Blick auf die Zunahme des Verkehrs.

Wie bewerten Sie den Standort im Vergleich zu anderen Lagen innerhalb des Kammerbezirks?

Neuerbourg: Gemessen an anderen Standorten im IHK-Bezirk sind die verfügbaren Gewerbeflächen in Bad Godesberg sicher nicht ausreichend, um größere neue Industrieunternehmen anzusiedeln. Es muss eher darum gehen, den Standort für das verarbeitende Gewerbe und Logistikunternehmen langfristig zu sichern, die Rahmenbedingungen für die Betriebe zu verbessern und ein Konzept für den gesamten Standort zu entwickeln.

Wie bewerten Sie die Zukunftsperspektiven des Standorts?

Neuerbourg: Wenn es in einem gemeinsamen Ansatz von Stadt und IHK im Dialog mit den Unternehmen gelingt, ein Konzept zur Sicherung und Entwicklung des Gewerbe- und Industriestandorts Bad Godesberg zu entwickeln, durchaus gut.

Godesberg packt's an! – unter diesem Titel erscheint am Dienstag, 21. März, eine Sonderbeilage des General-Anzeigers, in der wir den positiven Impulsen im Stadtbezirk Raum geben wollen.

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