Kommentar Bestechender Vorschlag

Es war ein Satz wie ein Paukenschlag für die Befürworter eines Beethoven-Festspielhauses in Bonn: Er glaube nicht, erklärte der scheidende Telekom-Chef René Obermann vorige Woche im GA-Interview, dass ein solches Konzerthaus wirtschaftlich tragfähig und für Sponsoren ausreichend interessant sei. Klare Ansage von einem Top-Manager, dessen ökonomische Expertise unbestritten ist.

Das gilt aber auch für Frank Appel, den Vorstandsvorsitzenden des Post-Konzerns. Und der glaubt sehr wohl an die Festspielhaus-Idee, für die das global agierende Unternehmen seit Jahren 30 Millionen Euro in Aussicht stellt. Ebenso überzeugt sind die Beethoven-Initiativen, die mit hohem Einsatz versuchen, die gewaltige Finanzierungslücke bei den rein privat zu stemmenden Baukosten zu schließen.

Dieser Kraftakt wird ihnen nur gelingen, wenn sie noch mehr Unterstützung aus der Bonner Gesellschaft und von den Unternehmern der Stadt und der Region bekommen. Neben der Baufinanzierung ist vor allem entscheidend, welche jährlichen Kosten ein Festspielhaus für die schuldengeplagte Stadt verursacht.

Der Vorschlag, jedes Jahr einen Fixbetrag in die Betriebsstiftung zu stecken, die dadurch über stetig wachsende Erträge verfügen würde, ist bestechend. Das eingezahlte Kapital bliebe erhalten, und anders als bei einem jährlichen Betriebszuschuss ginge die Stadt kein unkalkulierbares Risiko ein. Eigentümerin des Gebäudes wäre sie ohnehin nicht und müsste deshalb auch nicht für die Instandhaltung sorgen.

Also: Rund zwölf Millionen Euro müsste Bonn für die Erschließung des Baugrundstücks ausgeben und später jährlich ein Fixum in die Stiftung zahlen - weniger als eine Million, wenn es nach OB Nimptsch geht. Preiswerter ist wohl noch nie eine Stadt zu einem hochklassigen Festspielhaus gekommen. Das dürfte wirtschaftlicher sein als wie geplant kreditfinanzierte 30 Millionen Euro in die alte Beethovenhalle zu stecken.

Gäbe es das Festspielhaus, würde an der Wachsbleiche eine billigere Sanierung in Form einer Mehrzweckhalle reichen. Und wenn das Beethoven Orchester den denkmalgeschützten Bau nicht mehr zum Proben braucht, könnte die Stadt dort mit lukrativen Großpartys, Musicals und Konferenzen deutlich höhere Einnahmen erzielen.

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