Wertstoffhof an den Markthallen Betriebe in Beuel fürchten um ihre Existenz

BEUEL · Die Händler der Beueler Markthallen sind über die Informationspolitik von Stadt Bonn und Wirtschaftsförderung verärgert. Wenn der Wertstoffhof kommt, fürchten sie um ihre Existenz.

Feinkosthändlerin Gabriele Discher ist ratlos. Falls die Markthallen in Beuel zu einem Wertstoffhof werden, sieht sie sich ihrer Existenz beraubt – und der ihrer Angestellten. „Mit allem, was wir haben, umziehen? Und dann wissen wir noch nicht einmal, wann wir hier raus müssen?“, fragt sie verärgert. Im Moment ist für sie die Zukunft des Betriebs, der seit 30 Jahren in Beuel besteht, völlig unklar. Das macht nicht nur Discher, sondern auch ihre Angestellten fertig. Ein Blick in die Gesichter der Betroffenen spricht Bände.

Zwölf Betriebe gibt es derzeit noch in den Markthallen, Feinkost Discher ist mit seinen rund 20 Mitarbeitern der größte. Die meisten haben nicht wie Discher ein großes Lager samt Laden angemietet, sondern einen der vielen Marktstände, in denen die Waren jeden Tag präsentiert und frisch verkauft werden. So auch bei Oliver Schäfer, er hat sich auf Obst spezialisiert. „Das Gute ist, dass wir hier alle an einer Stelle sind und den Kunden ein großes Sortiment anbieten können“, erzählt er. Die bestehende Struktur sei jahrzehntelang gewachsen. Sie woanders neu aufbauen? „Das kriegt man nicht so schnell hin.“ Aktuell gibt es zudem kein Ausweichquartier im Bonner Stadtgebiet, in dem alle Betriebe Platz finden würden.

"Arbeitsplätze gefährdet für Müllkippe"

Schäfer ist nicht zimperlich, wenn es um Kritik an dem Bauvorhaben geht. Er schimpft auf Bonnorange: „Wie kann man die ganzen Arbeitsplätze hier für eine Müllkippe aufs Spiel setzen?“ Und überhaupt: Seien Gewerbesteuerzahler und Betriebe nicht wichtiger, als den Bürgern ein komfortables Abladen von Müll zu ermöglichen? Als er das sagt, nicken die anderen Händler, die sich gerade um ihn geschart haben. Es gibt aber auch andere Stimmen. Ein Mann wirft ein, dass der private Eigentümer der Großmarkthallen doch machen könne, was er wolle. „Das ist die freie Wirtschaft, das können wir nicht beeinflussen“, sagt er. Man müsse nun zusehen, dass man sich schnell genug anders aufstellt und Alternativen findet.

Das ist ein weiteres Problem. „Je weiter die Entscheidung über die Markthallen hinausgezögert wird, desto schlechter wird die Situation für uns“, sagt Gabriele Discher. Ihr rennt schlichtweg die Zeit davon. Sollte ihr Unternehmen umziehen, müsste sie die riesigen Kühlaggregate abbauen und woanders wieder aufbauen, genauso wie die restlichen Einrichtungsgegenstände. „Das muss alles im laufenden Betrieb passieren, sonst können wir sofort dichtmachen.“ Für ein paar Wochen oder sogar Monate schließen will sie nicht. „Kunden, die wir dann verlieren, kommen nicht mehr wieder“, sagt Discher. Denn neben Händlern kauften auch viele Privatleute in ihrem Feinkostgeschäft ein.

Was alle Händler verärgert: Durch Dritte und aus der Zeitung erfahren zu haben, dass sie ihre Stände räumen müssen. „Da sind wir nicht nur von Bonnorange, sondern auch von der Stadt Bonn und der Wirtschaftsförderung enttäuscht“, sagt Michael Beckhaus, der einen Obsthandel betreibt. Das habe die Informationslage, die ohnehin schon undurchsichtig sei, verschlimmert. Denn auch auf der Bürgerversammlung entbrannte ein Streit zwischen Teilnehmern und Bonnorange-Vertretern, darüber, wer was wann gewusst hatte – oder eben auch nicht.

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