Stephanie Baues aus Oberkassel Buchbindemeisterin erklärte Kindern ihr Handwerk

OBERKASSEL · Was ein Buchbinder macht, können sich die Mädchen und Jungen der Kita Taubenschlag ja noch so gerade vorstellen. Aber bei der Frage von Buchbinderin Stephanie Baues, was denn ein Falzbein sei, tauchen viele Fragezeichen auf den Gesichtern der Kleinen auf.

 Unterstützung an der Buchpresse erhält Stephanie Baues bei ihrem Besuch im Pfarrheim von den Mädchen und Jungen.

Unterstützung an der Buchpresse erhält Stephanie Baues bei ihrem Besuch im Pfarrheim von den Mädchen und Jungen.

Foto: Max Malsch

Dass man mit dem Werkzeug Buchseiten glättet, leuchtet ihnen ein. Aber warum taucht das Bein im Wort auf? Max hat die Lösung: "Das steht für Knochen." Und richtig: Baues erklärt den Kindern, dass das brieföffnerähnliche Etwas aus Knochen ist und früher zu Knochen "Bein" gesagt wurde.

Das war nicht das einzige Aha-Erlebnis, das die Buchbindemeisterin bei ihrem Besuch im Pfarrheim an der Kastellstraße hervorrief. Anlässlich des 160-jährigen Bestehens der Katholischen Öffentlichen Bücherei hatten Leiter Christian Schnieders und sein Team die Mechernicherin gebucht.

Einen Tag lang erklärte sie den Kindergartenkindern des Taubenschlags von St. Cäcilia, den Power Pänz und der Offenen Ganztagsschule, worauf es in ihrem Handwerk ankommt. Manchmal auch auf Kraft, wie Urs von den Power Pänz feststellen musste, als er die Buchpresse drehte. "Und das ist nur eine für kleine Bücher", sagte Baues schmunzelnd.

Seit 24 Jahren ist sie mit Leib und Seele Buchbinderin. Vor 16 Jahren legte sie zudem ihre Meisterprüfung ab und betreibt seither eine Buchbinderei in der Eifel. Rentiert sich das noch in Zeiten wie diesen? "Auf jeden Fall", sagt Baues, auch wenn sie darauf verweist, dass viele Kollegen in Bonn nach dem Regierungsumzug hätten dichtmachen müssen.

Zu ihren Kunden zählen zum Beispiel die Universität Bonn, Privatkunden, die ihre Erinnerungen oder Fotoalben binden lassen, Rechtsanwälte und Mediziner sowie Vereine, die etwa ihre Chroniken zusammenstellen wollen. "Ein sehr schwieriges Feld ist die Buchreparatur wie eingerissene Seiten", erklärt die Fachfrau. Die häufigste "Krankheit" allerdings, mit der sie es zu tun hat, sind abgerissene Buchrücken. "Früher wurde meist Heißleim oder Knochenleim eingesetzt, und der wird nach einer Zeit spröde", sagt sie.

Lose sind auch die Seiten, die die Kindergartenkinder vor sich haben. Sie sollen sie in der Mitte knicken und alle aufeinander legen. "Und da ihr alle unterschiedlich stark geknickt habt, nehmen wir nun das Falzbein und legen damit die Knicke eng an", sagt Baues. Damit das kleine Büchlein nachher nicht wie Blätter im Herbst auseinanderfällt, muss es genäht werden. Marie von der Kita Taubenschlag traut sich die Aufgabe als Erste zu und führt Nadel samt Faden durch drei gestanzte Löcher. Das Büchlein nimmt Gestalt an. Einen Wunsch hat die Buchbindemeisterin an die Kinder: "Ich hoffe, dass die Buchseiten nicht lange weiß bleiben."

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