Ehemaliger Forscher des Rheinischen Landesmuseums in Bonn Ein bisschen Byzanz in Schwarzrheindorf

Schwarzrheindorf/Limperich · Ein ehemaliger Forscher des Rheinischen Landesmuseums Bonn erkennt in der bekannten Doppelkirche Schwarzrheindorf Züge der griechisch-orthodoxen Kirche wieder. Hans Martin Schmidt vermutet dahinter den Wunsch des Kirchenerbauers Arnold von Wied, die gespaltenen Kirchen wieder miteinander zu vereinen.

 Hans Martin Schmidt zeigt den Grundriss der Kirche. Sie weist Gemeinsamkeiten mit orthodoxen Kirchen auf.

Hans Martin Schmidt zeigt den Grundriss der Kirche. Sie weist Gemeinsamkeiten mit orthodoxen Kirchen auf.

Foto: Petra Reuter

Ein Blickfang ist die Schwarzrheindorfer Doppelkirche schon von der linken Rheinseite aus. Vom ersten bis zum letzten Schritt umhüllen den Gast im Gotteshaus romanische Bögen, warme Farben und reichhaltige künstlerische Gestaltung von der Malerei über Bildhauerei bis zu meisterlicher mittelalterlicher Baukunst. Interessante Details des Beueler Kleinods und seine Parallelen zur Tradition griechisch-orthodoxer Kirchen untersuchte jüngst der ehemalige kommissarische Leiter des Rheinischen Landesmuseums in Bonn, Hans Martin Schmidt.

„Es sind mehrere Gemeinsamkeiten, die in dieser Form noch nicht zusammengefasst wurden“, sagte der 84-jährige Schmidt. Sie verweisen seiner Meinung nach klar auf den Wunsch des Erbauers Arnold von Wied, die Mitte des 11. Jahrhundert gespaltenen Kirchen wieder zusammenzuführen. Der in Meckenheim lebende Kunsthistoriker befasste sich unter anderem tiefgehend mit drei von vier Kapitellen im Eingangsbereich, die sich deutlich von zur Bauzeit üblichen Gestaltung sowie im Material unterscheiden.

Forscher nennt Kapitelle aus der Zeit der Kreuzzüge als Beispiel

Die Kapitelle am Eingang der Drei-Bogen-Arkaden „mit sorgfältigem flachen floralen Relief sind ganz offensichtlich Importgut“, sagte der Kunsthistoriker. Es sei nicht sicher, ob sich die Säulenknäufe immer an dieser Stelle befunden haben. Einen Zusammenhang mit der Teilnahme des Bauherrn am zweiten Kreuzzug sei hingegen historisch deutlich erkennbar.

„Vermutlich mehr als nur der Gedanke an ein schönes Souvenir“, habe den katholischen Reformdenker von Wied dazu bewogen, die vom Kreuzzug mitgebrachten Kapitelle in der Schwarzrheindorfer Kirche zu verbauen, so Schmidt. Seiner Meinung nach demonstrieren die vielen Parallelen zu Traditionen der griechisch-orthodoxen Kirche die Absicht, Gemeinsamkeiten aller christlichen Kirchen in Sinne der Ökumene zu betonen. So seien der Grundriss der Kirche ebenso wie die Wandmalereien in ihrer Eigenart an die griechisch-orthodoxen Traditionen angelehnt. Auch die sachte Wölbung im Fußboden unterhalb der Kuppel des achtteiligen Klostergewölbes, die Kirchenbesucher quasi ein Stück emporhebt, fände man als Baudetail in vielen orthodoxen Gotteshäusern.

Griechisch-orthodoxer Priester verwundern Parallelen nicht

Sokratis Ntallis, Erzpriester der griechisch-orthodoxen Metropolie Deutschlands mit Sitz in Limperich, überraschte die Nachricht der gebündelten Parallelen nicht. Vielfach fände man Motive, Formen oder farblichen Ausdruck der griechisch-orthodoxen Gotteshäuser in katholischen Kirchen. „Es ist die gleiche Kirche mit den gleichen Wurzeln“, betonte Ntallis. In den letzten Jahrzehnten habe seine Gemeinde mit der des Beueler Pfarrers König und seinen Nachfolgern viele gemeinsame Aktivitäten durchgeführt. Am Nachlassen der Aktivitäten in den letzten Jahren habe laut dem Erzpriester die Pandemie und die Belastung mit zusätzlichen Aufgaben einen großen Anteil. „Aber wir wollen die Hoffnung nicht aufgeben und mit dem Glauben an Gott hoffen, dass man als Kirche gemeinsam in Bonn wieder mehr für alle Bürger tun kann.“ Egal ob für Einheimische oder Hinzugezogene, so Ntallis.

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