Jugendverkehrsschule in Beuel Flüchtlinge bleiben aus

Beuel · Voller Elan hat der vor gut einem halben Jahr die Jugendverkehrsschule Beuel von der Stadt Bonn kostenfrei angemietet, um dort Flüchtlinge auf die Teilnahme im Straßenverkehr vorzubereiten. Der Plan ging bisher nicht auf.

 In der Jugendverkehrsschule bereiten Jürgen Dörr und Paul Kreutz (rechts) vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club die Räder für den Unterricht vor. Doch bisher warten sie vergeblich auf ihre Schüler.

In der Jugendverkehrsschule bereiten Jürgen Dörr und Paul Kreutz (rechts) vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club die Räder für den Unterricht vor. Doch bisher warten sie vergeblich auf ihre Schüler.

Foto: Max Malsch

Die Verantwortlichen ziehen eine ernüchternde Zwischenbilanz. „Bislang haben wir nicht einen Flüchtling schulen können“, erklärte Paul Kreutz, Leiter der ADFC-Radfahrschule für Erwachsene. Der engagierte ADFCler nennt auch direkt die Gründe für diese unerwartete Entwicklung: „Viele der interessierten Flüchtlinge wissen nicht, wie sie zum Training in den Landgrabenweg kommen sollen. Andere wollen lieber in der Nähe ihrer Unterkünfte üben.“ Grundsätzlich sei das Interesse bei den Flüchtlingen vorhanden, aber man habe das logistische Problem unterschätzt.

Der ADFC startet nun einen Aufruf an mögliche Helfer, die bereit wären, die Flüchtlinge mit einem Auto abzuholen und nach der Schulung wieder nach Hause zu fahren. „Das können wir nicht auch noch leisten. Mit Reparatur und Bereitstellung von Rädern sowie mit dem Unterricht für erwachsene Anfänger, dessen Kurszahl wir wegen der Flüchtlinge verdoppelt haben, sind wir schon sehr ausgelastet“, sagte Kreutz dem GA und betonte, dass der ADFC an mehreren Stellen in der Region Flüchtlingsunterricht gibt.

Jürgen Dörr, der ebenfalls zum Leitungsteam der ADFC-Radfahrschule gehört, hat bereits mehr als 60 Arbeitsstunden in die Fahrradwerkstatt der Jugendverkehrsschule gesteckt. „Wir haben aufgeräumt, sauber gemacht, das Werkzeug instand gesetzt und zahlreiche Fahrräder repariert. Wir stehen also in den Startlöchern und warten auf Schüler“, sagte Dörr.

Auf die Frage, warum der ADFC stattdessen nicht einen anderen Personenkreis schult, sagte Kreutz: „Das dürfen wir derzeit nicht. Unser Mietvertrag mit der Stadt Bonn gilt ausdrücklich nur für Flüchtlingsschulung.“ Das sei damals bei den Verhandlungen der Kompromiss gewesen, um die Jugendverkehrsschule mietfrei zu bekommen. „Das Städtische Gebäudemanagement hatte ursprünglich eine Jahresmiete von fast 40.000 Euro vom ADFC Bonn/Rhein-Sieg für die allgemeine Betreuung von Schulen etc, dem bisherigen Zweck der Jugendverkehrsschule, gefordert. Erst durch Intervention der Politik kam dann doch noch ein Vertrag mit der Beschränkung auf die Flüchtlingsbetreuung zustande“, erklärt Paul Kreutz zu den Hintergründen. „Langsam wächst hier alles zu. Hecken, Büsche und Wiesen müssten dringend geschnitten werden, und das ist die Aufgabe des Vermieters – der Stadt. Auch das schränkt eine Schulung erheblich ein“. sagte Dörr

Sollte sich das Transportproblem der Flüchtlinge nicht lösen lassen, will der ADFC mit der Stadt noch einmal über eine Ausweitung des Schulungsklientels verhandeln – notfalls nochmals mit Unterstützung der Lokalpolitik. Der Bedarf ist jedenfalls vorhanden: „Anfragen von Schulen liegen vor“, so Kreutz.

Wer den ADFC unterstützen will, kann sich bei Paul Kreutz melden: 0228/9 18 09 11 oder per E-Mail an radfahrschule@adfc-bonn.de

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