Duisdorfer Fußgängerzone Frostgefahr: Stadt lässt Poller entfernen

Bonn · Die Stadtverwaltung sieht wegen der Gefahr festfrierender Pfähle die Zufahrt für Rettungswagen in die Duisdorfer Fußgängerzone gefährdet. Nun nutzen Autofahrer die Chance zur Abkürzung.

 An dieser Stelle entscheidet sich, wie viele Autos in der Fußgängerzone Duisdorf unterwegs sind: Fehlen die Poller in Höhe der Rochusschule kommt das einer Einladung für jeden Autofahrer gleich. FOTO: KLEINFELD

An dieser Stelle entscheidet sich, wie viele Autos in der Fußgängerzone Duisdorf unterwegs sind: Fehlen die Poller in Höhe der Rochusschule kommt das einer Einladung für jeden Autofahrer gleich. FOTO: KLEINFELD

Foto: Rolf Kleinfeld

Nicht wundern, wenn sich auf dem gewohnten Weg mit dem Auto plötzlich eine Abkürzung auftut und man durch eine eigentlich gesperrte Straße fahren kann. Das kann immer dann passieren, wenn die Absperrpoller nicht mehr da sind. Wie in Duisdorf, wo nun plötzlich freie Fahrt durch die Fußgängerzone möglich ist, aber auch an anderen Stellen im Bonner Stadtgebiet.

Doch die Poller sind nicht gestohlen. Die Stadt Bonn hat sie ganz bewusst entfernt, der Grund ist aber doch etwas verblüffend: Die Pfosten frieren laut Presseamt bei niedrigen Temperaturen ein und lassen sich dann nicht mehr herausziehen. „Das ist nicht zu verhindern, weil sich Feuchtigkeit in den Rohrhülsen sammelt“, erklärt Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. Die jeweilige Beschilderung gelte aber weiterhin, so dass Durchfahrtsverbote damit nicht außer Kraft gesetzt seien.

Was die Duisdorfer Fußgängerzone angeht, ist das allerdings ein frommer Wunsch: Wer offenen Auges unterwegs ist, sieht nicht nur viele Lieferfahrzeuge, sondern auch Privatwagen über das Pflaster rollen. Die Gefahr eines Knöllchens ist gering. Denn die städtischen Verkehrsaufseher sind nur für den ruhenden Verkehr zuständig, die Polizei sieht sich zu gezielten Kontrollen personell nicht in der Lage. „Aber im Rahmen der regelmäßigen Streifen achten wir darauf, dass Autofahrer nicht durch die Fußgängerzone fahren“, so Polizeisprecher Frank Piontek.

Poller werden nicht nur an der Rochusstraße entfernt

Optiker Aloys Zapp hat sein Geschäft direkt neben einem der weggeräumten Poller. „Alle Jahre ist hier nichts festgefroren und nichts passiert“, sagt er. „Aber jetzt, da wir keinen Winter mehr haben, werden die Pfähle entfernt.“ Und fügt grinsend hinzu, er würde ja gerne der Stadt mit einem Enteisungsspray zur Hilfe eilen, sollte der Poller wirklich mal in der Hülse festfrieren. „Aber ganz im Ernst, viel schlimmer finde ich es, dass die Fußgängerzone immer mehr zu einem Parkplatz verkommt.“

Die Stadt bestätigt, dass nicht nur in der Rochusstraße so verfahren wird. Auch an anderen Stellen wie etwa auf dem Brüser Berg werden die Poller in den Wintermonaten vom Tiefbauamt entfernt und eingelagert. Und das schon seit vielen Jahren, wie Hoffmann sagt.

So hat sich der Erfinder das allerdings nicht gedacht. Gerhard Lorth, Ex-Bezirksbürgermeister, der in den 80er Jahren gegen viele Widerstände für die Ausweisung der Rochusstraße als Fußgängerzone kämpfte und am 25. März 1991 den letzten Pfosten in Höhe der Rochusschule eigenhändig in den Boden setzte, hat kein Verständnis für das Vorgehen der Stadt. „Das Argument des Festfrierens ist eine wunderschöne Begründung, aber hier gibt es doch gar keinen richtigen Winter. Deshalb müssen die Poller wieder rein“, sagte er dem GA. Und ergänzt mit beißendem Spott: „Aber nur, wenn sie im Tiefbauamt wieder aufzufinden sind.“

Auch nach Gerhard Lorths Beobachtung ist das Durchfahrtsverbot mit der Zeit immer weiter aufgeweicht. „Und man sieht, dass die Autos der Zulieferer, die dort hinein fahren, immer größer geworden sind.“

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