Kupfer ist für die Täter Gold wert

Polizei registriert immer mehr Diebstähle - Grund sind die hohen Preise - Banden machen selbst vor Kirchen und Friedhöfen nicht Halt - Schwierige Tatort-Ermittlung

Kupfer ist für die Täter Gold wert
Foto: Max Malsch

Bonn. Im Dunkel der Nacht ziehen sie los. Wenn Bahnstrecken und Baustellen unbewacht sind, wenn in Neubaugebieten Ruhe eingekehrt ist, gehen Ganoven auf Diebestour. Sie machen sich an Kabelrollen und Schienenteilen zu schaffen und suchen Kupfer.

Ein lohnendes Geschäft für die Täter, denn der Preis fürs Kilo stieg zwischen 2005 auf 2006 im Durchschnitt von 2,50 Euro auf 5,80 Euro. Im Moment liegt er bei knapp 5,70 Euro. Die hohen Preise führen dazu, dass immer mehr Kupfer gestohlen wird. In Bonn rund 100 Mal im ersten Halbjahr 2007, so Kriminalhauptkommissar Peter Linden.

Vergleichszahlen von 2006 gibt es nicht, "es gab keinen Anlass für eine Statistik". Die Täter machen laut Linden "vor nichts mehr Halt". Nicht vor Kirchen, nicht vor Friedhöfen. Vor einigen Tagen hatten Diebe die kupfernen Fallrohre von den Dachrinnen der Plittersdorfer St. Evergislus-Kirche entwendet. Auf Friedhöfen werden Madonnenstatuen abgesägt oder Metallschriftzüge auf Grabsteinen demontiert.

Der hohe Kupferpreis hat nach Angaben von Experten seinen Grund in der brodelnden chinesischen und indischen Wirtschaft. Rohstoffe würden weltweit knapp, die Preise gingen nach oben - was sich die Ganoven zunutze machten. "Es sind keine Einzeltäter", sagt Linden, "sondern in der Regel kriminelle Banden."

Sie baldowerten Tatorte aus, führen mit Kleintransportern vor und verschwänden mit der Beute. "Das geht ganz schnell", so der Hauptkommissar. Dann aber komme die "harte Arbeit" - das Entkernen der Kabelstränge. Das könne durchaus drei bis vier Stunden dauern. Die Diebe dingfest zu machen, sei schwierig, allein schon wegen der Tatort-Ermittlung. Denn nur selten gebe es Hinweise, wie an kiloweise zurückgelassenen leeren Kabeln in einer Tiefgarage. Der eingeritzte Name eines großen Bonner Unternehmens führte die Polizei zu einer Baustelle in Andernach.

Die Täter verkaufen das Kupfer vornehmlich an Schrotthändler. Die zahlen nach Angaben von Ingrid Keller, Sprecherin vom Deutschen Kupferinstitut Düsseldorf, bis zu 4,50 Euro pro Kilo. Die Händler könnten das Kupfer gut weiterverkaufen, denn Kupferschrott sei genauso wertvoll wie der echte Rohstoff. Eingeschmolzenes Kupfer könne in gleicher Qualität wiedergewonnen werden.

Laut Keller gibt es unter den Schrotthändlern schwarze Schafe, die nicht nach der Herkunft des Materials fragten. "Wir beschuldigen Schrotthändler nicht, aber wir sensibilisieren und weisen sie auf Hehlerei hin", sagt Linden. Auch die Deutsche Bahn hat ihre Erfahrungen mit Kupferdieben gemacht. "Sie klauen immer dreister", sagt Sprecher Gerd Felser, und sein Kollege vom Bundespolizeiamt Köln, Günter Ahr, klagt: "Sie nehmen alles mit, von losen Kabeln im Rucksack bis zu dicken Kabelrollen auf dem Transporter." Für sie ist Kupfer Gold wert.

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