Umzug der Uni-Kinderklinik Areal in Bonner Innenstadt weckt Begehrlichkeiten

Bonn · 2018 wird ein zentrales Gelände in der Bonner Innenstadt frei. Bereits vor dem Umzug der Uni-Kinderklinik von der Adenauerallee ins neue Eltern-Kind-Zentrum auf dem Venusberg ist das Interesse an dem Areal groß.

Verschiedene Landes- und Bundeseinrichtungen benötigen Erweiterungsflächen. Besitzer des Geländes und der Immobilien ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW. Das Uniklinikum (UKB) ist wirtschaftlicher Eigentümer. Es zahlt keine Miete, sondern bekommt den Raum so lange zur Verfügung gestellt, wie er ihn „für seinen Zweckbetrieb“ benötigt.

Auf die Frage, ob das Uniklinikum selbst Interesse daran habe, das Gelände weiter zu nutzen, sagte Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender, es gebe unter Umständen einen künftigen Eigenbedarf. Hintergrund ist der sanierungsbedürftige Zustand der Wohntürme, die zur Karl-Landsteiner-Straße auf dem Venusberg gelegen sind. Dort kommen 180 Klinikmitarbeiter während ihrer Ausbildung in diversen Gesundheitsberufen unter. „Zurzeit prüfen wir, ob eine Instandsetzung dieser für das Klinikum wichtigen Wohnheime möglich ist“, sagte Holzgreve dem GA. Sollte dies nicht der Fall sein, müsste das Uniklinikum auf einem Teil des heutigen Kinderklinikgeländes Wohnungen in freiwerdenden Gebäuden schaffen.

„Eine Sanierung der Wohnheime auf dem Venusberg wäre uns allerdings lieber“, sagte Holzgreve. Ihm sei auch daran gelegen, dass schon jetzt über die künftige Nutzung des Kinderklinik-Geländes nachgedacht werde, damit die Liegenschaften schnell wieder genutzt werden können und im Idealfall möglichst bald begrünte Campus-Strukturen statt längerdauernde Brachflächen in dieser prominenten Lage entstünden.

Interesse am Areal an der Adenauerallee hat die Universität Bonn angemeldet. „Wir möchten das Gelände gerne als Scharnier zwischen Uni und UN nutzen“, sagte Uni-Sprecher Andreas Archut. Der UN-Campus im ehemaligen Regierungsviertel ist nur eine U-Bahn-Station entfernt. Dort hat auch eine „Denkfabrik“ der United Nations University zu Umweltrisiken ihren Sitz.

Die Uni kann sich laut Archut an der Adenauerallee „Forschung, Lehre und möglichst auch studentisches Wohnen“ vorstellen. Wie berichtet, soll der Unibetrieb in den kommenden Jahren auf die drei Standorte Campus City, Campus Poppelsdorf und Campus Endenich konzentriert werden.

Die Uni hat zwar einen Entwicklungsplan für den Hochschulstandort bis 2025. Welche Institute konkret umgebaut oder erweitert werden, entscheidet sich in den nächsten zwei Jahren. „Wichtiger Faktor ist, wie wir bei der Exzellenzinitiative abschneiden“, berichtete Archut. Uni, Stadt, BLB und Klinikum seien aber bereits im Gespräch.

Keine konkrete Planung für einen Verkauf

Mehrere Sondierungsgespräche hat auch der Präsident des Bundesamtes für Justiz (BfJ), Heinz-Josef Friehe, geführt. Die Behörde mit aktuell 1060 Mitarbeitern sucht wegen wachsender Aufgaben dringend Erweiterungsflächen in Bonn. „Das Bundesamt für Justiz hat großes Interesse an dem Grundstück“, bestätigte Pressesprecher Thomas Ottersbach.

Zwischen Hauptsitz und Kinderklinik liege nur die Tempelstraße, eine Nutzung des Areals käme einer Zusammenlegung der aktuell vier Standorte des BfJ in Bonn an einem einzigen Standort gleich. Das BfJ hält darüber hinaus an den geplanten Hofhäusern zur Erweiterung seines Hauptgebäudes fest. „Mit dem Baubeginn ist nach derzeitigem Stand im kommenden Jahr zu rechnen“, so Ottersbach.

Aktuell wird bereits nach einem fünften Standort in Bonn gesucht. Grund sind vielfältige neue Aufgaben wie die Entschädigung von verurteilten Homosexuellen oder ein Gesetzesentwurf zum Umgang mit Hasskriminalität und strafbaren Inhalten in sozialen Netzwerken. „Die Verteilung auf viele Standorte ist nicht wirtschaftlich“, sagte Ottersbach. Daher strebe das BfJ eine Konzentration auf maximal zwei Standorte an.

Der Bundesrechnungshof hat inzwischen kein Interesse mehr am Klinikareal. „Wir hatten Anfang des letzten Jahres über die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Erkundigungen zu dem Gelände eingezogen“, bestätigte Sabine Steinke aus dem Referat Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Weil das Grundstück nicht zur Verfügung stand, hat die Behörde eine Liegenschaft in Plittersdorf angemietet und keine weiteren Bedarf.

Dass das Klinikgelände zu einem luxuriösen Wohnquartier wird, ist anhand der vielfältigen öffentlichen Interessen eher unwahrscheinlich. „Derzeit liegen keine konkreten Planungen für einen Verkauf durch den BLB vor“, so Pressesprecher Frank Buch auf GA-Anfrage. Der BLB hat bis zu zwei Jahre nach dem anstehenden Auszug der Kinderklinik Zeit, um den vorrangigen Bedarf des Landes für das Grundstück und die Aufbauten abzufragen. Die Universität hätte ebenso wie die anderen staatlichen Einrichtungen eine Art Vorrangstellung.

Wenn das Areal an einen anderen wirtschaftlichen Eigentümer innerhalb des Landes geht, bleibt der Bau- und Liegenschaftsbetrieb Besitzer und es fließt kein Geld. Sollte er das Areal allerdings an einen privaten Investor verkaufen, ginge der Erlös an den BLB und damit an die Landeskasse. Der Uniklinik stünde dann ein Anteil zu.

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