Start ins virtuelle Semester Bonner VHS-Leiterin hofft auf Öffnung vor Ostern

Bonn · Die Volkshochschule in Bonn ist ins neue Semester gestartet – virtuell. Leiterin Ingrid Schöll hofft auf Präsenzveranstaltungen vor Ostern und erklärt, wie die VHS die Pandemie meistert.

 Blick in das lichtdurchflutete Atrium: VHS-Direktorin Ingrid Scholl im Haus der Bildung am Mülheimer Platz.

Blick in das lichtdurchflutete Atrium: VHS-Direktorin Ingrid Scholl im Haus der Bildung am Mülheimer Platz.

Foto: Benjamin Westhoff

Zu Beginn reden viele Leute durcheinander, nach ein paar Minuten sind dann endlich alle Mikrofone der Zuhörer aus, und es kann losgehen. Jeden dritten Freitag im Monat findet die Englisch-Quizznight der Volkshochschule von Dozentin Jean Lennox statt. Knapp 70 Leute waren diesmal zu Gast und suchten sich einen Partner oder eine Partnerin, um verschiedenste Allgemeinwissensfragen auf Englisch zu beantworten. So gut besucht sind Kurse der VHS seit Beginn der Corona-Pandemie selten.

Leiterin Ingrid Schöll betitelt das erste online startende Semester in der Geschichte der VHS als „Einschnitt“. Schon seit 30 Jahren ist sie dabei, „was wir letztes Jahr erlebt haben, war aber auch für mich komplett neu“, sagt sie. Durch den ersten Lockdown war die Volkshochschule geschlossen, bevor sie im Mai wieder öffnen durften. Im daher ausgedehnten Sommersemester konnten mithilfe eines Hygienekonzeptes zahlreiche Veranstaltungen stattfinden, wenn auch mit verminderter Teilnehmerzahl. Laut Schöll habe es zwar über die Monate etwa drei bis vier Corona-Fälle gegeben, „es hat aber nie eine infizierte Person eine andere angesteckt“, betont sie. Die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt sei einwandfrei verlaufen, alle Ketten konnten durch Wohnort- und Sitzplatzerfassung nachvollzogen werden.

Im Herbst wirkte sich der Beginn der zweiten Coronawelle dann aber eher aus. Während im Oktober zunächst nur eine Maskenpflicht eingeführt wurde, fanden die meisten Kurse ab November virtuell statt. „Ab dem 16. Dezember war dann alles dicht“, erinnert sich die Leiterin.

Doch auch die virtuellen Kurse „erfreuen sich einer Riesenbegeisterung, da den Leuten die Decke auf den Kopf fällt. Da sind die Onlineangebote eine Art Rettungsanker und werden in der Regel sehr gut angenommen“, betont Schöll. Allerdings gebe es auch Kurse, die nicht im Internet stattfinden können oder deren Teilnehmer sie nur in Präsenz veranstalten wollen. Beispielsweise gebe es Englischkurse für ältere Menschen, die kein Interesse an Onlineveranstaltungen haben. Auch andere Veranstaltungen wie Exkursionen, Malkurse, Bewegungskurse oder Kochkurse müssen ausfallen.

Generell seien die Kurse seit Beginn der Pandemie „nie wieder so groß wie vorher“ geworden, so Schöll, waren aber gut belegt. Die größten Veranstaltungen wie das Englisch-Quizz haben regelmäßig bis zu 70 Teilnehmer, normale Kurse werden aber „in der Regel eher von fünf bis acht Leuten“ besucht, gibt die Leiterin an. Kurse mit zweistelliger Teilnehmerzahl gibt es seit der Pandemie seltener als zuvor.

Dass es aber überhaupt noch ein so großes Kursangebot ist, liegt an der richtigen Vorbereitung. Im Sommer wurden laut Schöll ganze 80 Online-Fortbildungen mit 800 Kursleitern absolviert, um das Wintersemester im Internet stattfinden lassen zu können. „Das ist etwas, das ich toll fand und so nicht erwartet habe“, so Schöll. Immerhin sei der Umbau einer solch großen Organisation nur mit der Bereitschaft der Dozenten zu machen. Diese Bereitschaft war da, wodurch man das Wintersemester vorausschauend vorbereiten und ermöglichen konnte.

Was Schöll weniger verstehen kann, ist die schlechte Versorgung der VHS mit Endgeräten. Es gebe etwa Integrationskurse, die online stattfinden müssen, für welche Teilnehmer dringend Tablets brauchen. „Es hat mich erstaunt, dass immer nur Schulen mit Endgeräten unterstützt werden, wir aber nicht“, bemängelt Schöll.

Mit Blick in die Zukunft vermutet sie derweil, dass „ein kleiner Teil des Kursangebots wohl dauerhaft online bleiben wird“. Sie spricht von etwa fünf bis zehn Prozent der Kurse, betont aber auch, dass diese Zahlen rein spekulativ sind. Beispielsweise für Menschen, die in irgendeiner Hinsicht eingeschränkt in ihrer Mobilität sind, könnte es künftig sinnvoll sein, weiterhin Veranstaltungen online stattfinden zu lassen. Bonn sei schließlich auch eine „onlineaffine Stadt“.

Alle sehnen den Präsenzunterricht herbei: „Ich würde mir nichts mehr wünschen, als vor Ostern zu starten. Wir wären jederzeit bereit“, sagt Schöll. Sie sei sich allerdings nicht mehr sicher, ob das noch klappt. Immerhin habe man vom Land schon zusätzliche Mittel aus einem Notfonds bekommen. Schöll: „Das war ein starkes Signal und hilft uns wirklich.“

Mehr auf www.vhs-bonn.de.

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