Bonner Landgericht Prostituierte erhält für Raub Bewährungsstrafe
Bonn · So ein strahlendes Gesicht sieht ein Gericht auch nicht alle Tage, wenn es einen Menschen verurteilt. Die 1. Große Bonner Strafkammer sprach die 30-jährige Angeklagte zwar des schweren Raubes schuldig, erkannte aber auf einen minder schweren Fall und ließ Milde walten.
Das Landgericht verhängte 24 Monaten Haft – und setzte die Strafe zur Bewährung aus. Die Angeklagte war vor Freude außer sich. Was die Frau, die nichts lieber geworden wäre als Fußballprofi und auch einmal für einen Bundesligaverein gespielt hatte, am 19. Juli einer Passantin in Bonn angetan hat, tut ihr inzwischen mehr als leid. Sie war in den vergangenen Jahren immer tiefer in die Drogensucht abgerutscht, die sie am Ende sogar mit Prostitution auf dem Straßenstrich finanzierte.
Auch am Tattag hatte sie nur eines im Kopf: Sie brauchte wieder Geld für Drogen. Und so überfiel sie eine Wissenschaftlerin, die des Weges kam, stieß sie zu Boden und entriss ihr die Handtasche mit 200 Euro sowie das Handy und die Laptoptasche. Wenig später wurde sie gefasst und landete in U-Haft.
„Es ist eine milde Strafe“, stellte Kammervorsitzender Hinrich de Vries im Urteil fest. Aber: Hier sitze eine Person, der es damals sehr schlecht gegangen sei und die sehr bereue, wie ihre Entschuldigung beim Opfer deutlich gezeigt habe, so der Richter. Und die Tat sei nur durch ihre Drogensucht zu erklären: „Wir hoffen, dass Sie Ihrem Leben jetzt eine Wende geben.“
Deshalb erteile das Gericht ihr auch folgende Bewährungsauflagen: Sie müsse zu ihrer Mutter ziehen, einen Drogenentzug und 150 Sozialstunden in einem Tierheim machen. Den Straßenstrich müsse sie meiden. „Nicht dass Sie da gleich wieder stehen“, so der Richter. „Ich fahre da nämlich jeden Tag vorbei.“ Die Angeklagte, die sofort auf freien Fuß gesetzt wurde, schüttelte den Kopf: „Die vier Monate im Knast waren hart.“
